1. Deutschland Demokratische Republik 1949Falk Boden 46:02:57 h 2. SowjetunionOleg Tschuschda + 32 s 3. Deutschland Demokratische Republik 1949Olaf Ludwig + 42 s
Die 36. Auflage dieses Radrennens bestand aus 12 Einzeletappen und führte auf einer Gesamtlänge von 1.899 km von Warschau über Berlin nach Prag. 94 Fahrer aus 16 Ländern starteten in Warschau, 82 von ihnen erreichten das Ziel in Prag. Falk Boden aus der DDR gewann das Gelbe Trikot des Gesamteinzelsiegers. Olaf Ludwig ebenfalls aus der DDR gewann das Rosa Trikot des vielseitigsten Fahrers, das Grüne des besten Bergfahrers und das Weiße des punktbesten Fahrers. Das Violette des aktivsten Fahrers ging an den Rumänen Mircea Romașcanu. Die beste Mannschaft dieser Rundfahrt kam aus der DDR.
94 Fahrer aus 16 Ländern starteten zum Prolog in Warschau. 82 von ihnen erreichten das Ziel in Prag. Pro Mannschaft waren sechs Fahrer zugelassen. Finnland und das Vereinigte Königreich starteten mit lediglich fünf Fahrern, da ihre jeweils sechsten Fahrer verletzungsbedingt kurz vor dem Start nicht mehr ersetzt werden konnten. Mit Olaf Ludwig war der letztjährige Friedensfahrtssieger erneut am Start.
Bei dieser Rundfahrt wurden sechs Trikots vergeben: das Gelbe Trikot des Gesamtbesten, das Rosa des vielseitigsten Fahrers, das Violette des aktivsten Fahrers, das Grüne des besten Bergfahrers, das Weiße des punktbesten Fahrers und das Blaue der besten Mannschaft.
Am Ende jeder Etappe (nicht Prolog) erhielt der Sieger 10 Sekunden, der Zweite 6 Sekunden und der Dritte 3 Sekunden weniger für die Gesamtwertung – und damit für das gelbe Trikot.
Die jeweils ersten drei der Schlusswertungen des Violetten, Grünen und Weißen Trikots erhielten zusätzlich 10, 6 und 3 Sekunden Zeitgutschrift.
Deutschland Demokratische Republik 1949Bernd Drogan
+ 7,79 s
1. Etappe: Warschau – Olsztyn, 181 km
Am Start: 94 Fahrer
Die erste Etappe führte auf einer flachen Strecke von Warschau mit scharfen Start in Serock nach Olsztyn. Nach 115 km bildete sich eine 27-köpfige Spitzengruppe – ohne Olaf Ludwig, den Träger des Gelben Trikots. Im Stadion von Olsztyn sprintete Uwe Raab zum Etappensieg und übernahm das Gelbe Trikot.
Am Start: 93 Fahrer – ausgeschieden:Harrington (GBR)
Die zweite Etappe führte von Olsztyn nach Toruń. Auf dem flachen Streckenprofil kam es zu einigen Stürzen in denen vor allem die Fahrer der DDR und der Sowjetunion entscheidend verwickelt waren. Nach 67 km landete Bernd Drogan im Straßengraben und einen Kilometer weiter prallten Thomas Barth und der Träger des Gelben Trikots Uwe Raab auf den Asphalt. Während Drogan und Raab weiter fahren konnten und bis ins Ziel fünfzehn Minuten verloren, war für den Kapitän der DDR-Mannschaft Thomas Barth nach erlittenen Schlüsselbeinbruch die Tour beendet. Juri Kaschirin aus der Sowjetunion erwischte es nach 115 km und trotz der Hilfe seiner Landsleute Riho Suun und Ivar Fels verloren er bis ins Ziel über acht Minuten. Am Abend wurde bei ihm ebenfalls ein Schlüsselbeinbruch diagnostiziert. Den Tagessieg in Toruń sicherte sich Olaf Ludwig im Spurt vor dem Kubaner Rodríguez. Der Vierte des Tages Oleg Tschuschda übernahm das Gelbe Trikot.
Die dritte Etappe führte auf flachem Gelände von Toruń nach Poznań. Bei heftigem Kantenwind bildete sich nach 44 km eine 25-köpfige Spitzengruppe mit allen Favoriten. Diese fuhr bis zum Ziel (nur noch 21-köpfig) einen Vorsprung auf das Hauptfeld von über drei Minuten heraus. Im Spurt holte sich Olaf Ludwig seinen zweiten Etappensieg in Folge.
Am Start: 88 Fahrer – ausgeschieden:Wojtinek (FRA)
Nachdem Ruhetag führte die vierte Etappe vom polnischenPoznań auf das Gebiet der DDR nach Forst. Auf den ersten Kilometern dieser Etappe riskierten lediglich der Mongole Tsedendambyn Ganbold[7] und der Portugiese Luis Teixeira einen Vorstoß, welcher jedoch vor dem ersten Prämiensprint beendet wurde. Bei Kilometer 76 starteten beide ihren zweiten Versuch, zu dem sich noch der Rumäne Mircea Romașcanu und Ganbolds Landsmann Dordschpalamyn Tsolmon[8] gesellten. Letzterer musste jedoch beim dritten Prämiensprint, den sich Teixeira sicherte, wieder abreißen lassen. Das verbliebene Trio konnte sich weiterhin an der Spitze des Feldes behaupten und passierte den Grenzübergang in Guben mit bereits vier Minuten Vorsprung. Dieser wuchs Zwischenzeitlich auf fünf Minuten an und konnte vom Hauptfeld nur noch auf 90 Sekunden bis zum Ziel in Forst verkürzt werden. Im Kampf um den Tagessieg versuchte sich Romașcanu drei Kilometer vor dem Ziel von seinen Mitstreitern zu lösen, was jedoch noch nicht von Erfolg gekrönt wurde. Im zweiten Versuch konnte nur noch Teixeira folgen, den er im Zielsprint auf den zweiten Platz verweisen konnte. Damit sicherte sich der Rumäne bei seiner achten Friedensfahrt den dritten Etappensieg.
Die fünfte Etappe führte von Forst in die Hauptstadt der DDR nach Berlin. Trotz mehrerer Ausreißversuche kam es in Berlin zur Massenankunft, bei der Olaf Ludwig mal wieder nicht zu schlagen war.
Die sechste Etappe führte von Berlin nach Halle. Bereits nach zwei Kilometern setzten sich der Belgier Patrick van Hui, der Franzose Thierry Lavergne und der Mongole Tsedendambyn Ganbold[7] vom Feld ab. Das Trio fuhr zwischenzeitlich einen Vorsprung von sechs Minuten auf das Hauptfeld heraus und machte die ersten zwei Prämiensprints unter sich aus. Nach fast 110 km vor dem Feld wurden die Drei wieder geschluckt und so kam es dann im Kurt-Wabbel-Stadion von Halle zum Massensprint. In diesen setzte sich Uwe Raab durch, der damit seine zweite Etappe bei dieser Rundfahrt gewann.
Das Zeitfahren in Halle wurde von Olaf Ludwig dominiert. Bereits nach der Hälfte der Distanz hatte er bis auf Uwe Raab allen mehr als eine halbe Minute abgejagt und diese Distanz vergrößerte sich dann auf der zweiten Hälfte der Strecke noch. Falk Boden kam in der Gesamtwertung bis auf eine Sekunde an den Gelben Oleg Tschuschda ran.
Etappeneinzelwertung
Fahrer
Zeit
1.
Deutschland Demokratische Republik 1949Olaf Ludwig
Die achte Etappe führte über anfangs flaches und später hügeliges Gelände von Halle nach Karl-Marx-Stadt. Bei Kilometer 60 konnte sich ein Quartett, bestehend aus dem Franzosen Claude Carlin, dem Ungarn György Szuromi, dem Rumänen Cornel Nicolae[3] sowie dem Kubaner Edel Garcia entscheidend vom Feld absetzen. Dieses hatte kein Interesse an einer Verfolgung der vier Ausreißer und so stieg der Vorsprung teilweise auf vier Minuten an. Nachdem Garcia und Carlin sich jeweils einen Prämiensprint sicherten, waren sie auch die stärksten beim Zielsprint in Karl-Marx-Stadt. Carlin gewann hauchdünn vor Garcia, wobei er den aufkommenden Kubaner zur Seite abdrängte. Daraufhin wurde er von der Rennkommission auf den vierten Platz zurückgesetzt und mit einer Zeitstrafe von einer Minute belegt.
Deutschland Demokratische Republik 1949Olaf Ludwig
+ 3:06 min
9. Etappe: Karl-Marx-Stadt – Ústí nad Labem, 181 km
Am Start: 87 Fahrer
Die bergreiche neunte Etappe mit drei Bergwertungen führte bei kühlem Wetter mit zum Teil heftigen Regen von Karl-Marx-Stadt ins tschechoslowakischeÚstí nad Labem. Auf dem Weg zur zweiten Bergwertung nach 127 km riss das Feld auseinander und es bildete sich eine 4-köpfige Spitzengruppe deren Olaf Ludwig, der Pole Mieczyslaw Korycki, der Tschechoslowake Jiří Škoda und der Amerikaner Thurlow Rogers angehörten. Nach einem Defekt von Rogers setzte das verbleibende Trio die Flucht bis zum Kilometer 156 fort, bevor sie vom Hauptfeld angeführt von der Mannschaft der Sowjetunion eingeholt wurden. Schon beim Aufstieg zur nächsten Bergwertung mussten die sowjetischen Fahrer für ihre Aufholjagd Tribut zollen. Einer nach dem anderen musste den kleinen Rest des Hauptfeldes ziehen lassen, aus der sich obendrein nach der Bergwertung eine 6-köpfige Spitzengruppe bildete. Zu dieser wieder Ludwig, Korycki und Škoda gehörten und sich noch Uwe Raab, der Pole Tadeusz Krawczyk und der Tschechoslowake Ladislav Ferebauer gesellten. In Ústí nad Labem raste Ludwig als erster ins Městský Stadion, wo er aber im Schlamm der Zielkurve stecken blieb und somit den Weg für Uwe Raabs dritten Etappensieg dieser Rundfahrt freimachte. In der zweiten kleineren Gruppe überquerte Falk Boden die Ziellinie und eroberte sich das Gelbe Trikot von Oleg Tschuschda mit 33 Sekunden Vorsprung auf diesen.
Die zehnte Etappe führte über bergiges Gelände von Ústí nad Labem nach Příbram. Bereits nach drei Kilometer fuhr der Franzose Yvon Madiot[11] dem Feld davon und gewann die erste Bergwertung. Nach 18 km trat der Rumäne Mircea Romașcanu an und holte nach nicht einmal fünf Minuten Madiot ein. Zusammen fuhren sie zeitweise zehn Minuten vor dem Feld und gewannen alle noch ausstehenden Prämiensprints sowie die zweite Bergwertung. In Příbram sprinteten beide im Stadion Na Litavce um den Tagessieg, den sich Madiot sicherte.
Durch den Gewinn der Bergwertung nach fünf Kilometer eroberte sich Olaf Ludwig das Grüne Trikot des besten Bergfahrers. Nach 17 km setzte sich der Bulgare Christo Saikow[6] vom Feld ab, zu dem sich bald der Rumäne Ionel Gancea[2] gesellte. Ein Quartett mit dem Rumänen Mircea Romașcanu, dem Kubaner Osmany Alvarez, dem Niederländer Ron Snijders und dem Ungarn Péter Sajó schloss nach dem ersten Prämiensprint zu den beiden auf. Die Spitzengruppe die teilweise sechs Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld hatte, erreichte geschlossen den Etappenzielort Tábor. Dort riss Romașcanu wohl bedenkend der Spurtniederlage des Vortages aus und sicherte sich den Tagessieg. Durch den Sieg und zweier Prämienerfolge eroberte er das Violette Trikot des aktivsten Fahrers.
Andreas Petermann setzte sich nach 23 km vom Feld ab und sollte bis ins Ziel im Slavia-Station von Prag nicht mehr eingeholt werden. Lediglich ein Quintett mit F. Fernandes (Portugal), Constantin Carutasu[14] (Rumänien), Stajkow (Bulgarien), Bradley (USA) und Wreghitt (Großbritannien) machte sich auf die Verfolgung, bekam Petermann aber nie zu Gesicht. Somit holte er seinen ersten Etappensieg bei seiner achten Friedensfahrtteilnahme.
Während der 36. Internationalen Friedensfahrt gab es insgesamt vier verschiedene Träger des Gelben Trikots. Nachdem Olaf Ludwig und Uwe Raab für jeweils eine Etappe das Gelbe trugen, folgte Oleg Tschuschda mit der längsten Zeit von sieben Etappen. Ab der 10. Etappe übernahm Falk Boden das Gelbe, welches er über drei Etappen bis nach Prag trug.
Für jeweils eine Etappe war das Trikot im Besitz von Uwe Raab und Falk Boden, bevor Oleg Tschuschda es für zwei Etappen innehatte. Ab der 6. Etappe übernahm Olaf Ludwig das Rosa Trikot, welches er bis nach Prag trug.
Zur zehnten Etappe durfte sich Mieczyslaw Korycki für zwei Tagesabschnitte das Grüne Trikot überstreifen, bevor es zur letzten Etappe in den Besitz von Olaf Ludwig über ging.
Nachdem Uwe Raab eine Etappe im Besitz dieses Trikots war, übernahm es Oleg Tschuschda mit der längsten Zeit von sieben Etappen. Ab der 10. Etappe folgte Olaf Ludwig, welches ihm über drei Etappen bis nach Prag gehörte.
Manfred Seifert: Das Jahr des Sports 1983. Sportverlag Berlin, 1983, ISSN0232-2137, S.269–270.
36. Friedensfahrt 1983, Neues Deutschland, Berlin 1983, 34 Seiten
Film
Über die 36. Friedensfahrt von 1983 wurde vom DEFA-Studio für Dokumentarfilme unter der Regie von Rainer Ackermann ein Dokumentarfilm gedreht, der 1984 erschien. Der Film trug den Titel „Friedensfahrer“.