Inge Becker-Schrader (* 1. April1921 als Inge Becker in Berlin; † 3. Januar2003 in Potsdam) war eine deutsche Malerin und Grafikerin. Becker-Schrader vollzog nur sehr behutsam eine Hinwendung zu abstrakten Formen und arbeitete nie vollkommen ungegenständlich. Zeitlebens orientierte sie sich kaum an Vorbildern und nicht an zeitgenössischen Kunstströmungen.
Inge Becker-Schrader war das Kind der Bildhauerin Louise Stomps und des Bauingenieurs Hans Becker. Nach der Scheidung ihrer Eltern im Jahre 1927 verwendete sie als Künstlerin den Namen Inge Becker-Stomps. Ab Ende des Zweiten Weltkriegsmonogrammierte sie mit I. B.-Stomps und noch häufiger mit IBES. Diese Signatur behielt sie auch nach Änderung ihres Namens auf Becker-Schrader im Jahr 1958 bei.
Ihre künstlerische Ausbildung begann sie 1941, im Alter von zwanzig Jahren, an der 1939 von den Nationalsozialisten gleichgeschalteten „Staatlichen Hochschule für bildende Künste“ in Berlin, seit 1939 Nachfolgeinstitution der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst. Sie wollte malen, lehnte aber die nationalsozialistische Ideologie und den Krieg entschieden ab. Sie weigerte sich, im Sinne der Machthaber zu arbeiten und entzog sich zugleich dem Einfluss der internationalen zeitgenössischen Kunst, zu der während ihrer Ausbildung kein Kontakt möglich war. Mit dem Studienfach Gebrauchsgrafik entschied sie sich für ein eher „unpolitisches“ Studienfach und war damit weniger der Forderung nach „nationalsozialistischer Kunst“ ausgesetzt. So blieb Becker-Schrader künstlerisch eigenständig und unabhängig, verlor zugleich allerdings im weiteren Verlauf den lebendigen Kontakt und Austausch mit der aktuellen Kunstszene.
Nach Kriegszerstörung der Berliner Wohnung lebte sie in den letzten Kriegsjahren in Caputh bei Potsdam, wo 1945 ihr Sohn Peter geboren wurde. Der Vater des Kindes, Jürgen Schrader, wurde in den letzten Kriegstagen als vermisst gemeldet und kehrte nicht von der Ostfront zurück. Aus den Jahren vor 1945 sind keine erhaltenen Arbeiten bekannt, da Inge Becker durch die Bombenangriffe auf Berlin alles verloren hatte.
Aus der unmittelbaren Nachkriegszeit gibt es zahlreiche Bilder, welche die Zerstörungen und die Tristesse dieser Zeit illustrieren und dokumentieren. Zirkus und Rummelplatz boten Zerstreuung in diesen Jahren und waren häufige Sujets ihrer Bilder. Weitere Themen waren Landschafts- und Gartenbilder.
Inge Becker-Schrader zog Mitte der 1950er Jahre zu ihrem Onkel Victor Otto Stomps nach Stierstadt, seit 1972 Stadtteil von Oberursel (Taunus). Dieser hatte dort Ende der 1940er Jahre den kleinen Literatur- und Kunstverlag Eremiten-Presse aufgebaut; Becker-Schrader trug im Laufe der Zeit zu zahlreichen Publikationen Zeichnungen, Grafiken und Karikaturen bei.
Es entstanden auch Grafiken und Karikaturen im „Textur-Druck“ bzw. „Maschinenmalerei“, einem von V. O. Stomps erdachten Verfahren, Grafiken ohne den Umweg über eine Matrize oder Platte direkt in die Druckmaschine einzugeben.[2] Mit diesem Verfahren arbeitete auch ihre Mutter Louise Stomps für ihr 1957 in der Eremiten-Presse erschienenes Skizzenbuch Bildhauer-Skizzen.[3]
Darüber hinaus nahm Becker-Schrader auch Auftragsarbeiten für verschiedene gewerbliche Auftraggeber an.[4] Durch ihre Spezialisierung auf Gebrauchsgrafik verfügte sie dafür über wichtige Voraussetzungen.
↑Die Fabrik und ihre Landschaft. Kleine Kulturgeschichte der Richter-Tube. Festschrift zum 75. Jahr des Bestehens. Mit 10 zumeist farbigen Zeichnungen von Inge Becker. Bogen-Verlag, Frankfurt am Main 1954 (Die „Richter-Tube“ ist eine Metalltube, beispielsweise für Malerfarben).
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