Waldschmidt wurde 1936 in Kassel als Sohn eines Steuerberaters und einer Hausfrau geboren. Er absolvierte eine Lehre als Schaufenstergestalter bei Karstadt und studierte Gebrauchsgrafik an der Kasseler Werkkunstschule.
1961 gründete er zusammen mit Christian Chruxin, Dieter Lübeck, Albert Schindehütte und Fridjof Werner die Künstlergruppe „situationen 60“. Die Gruppe eröffnete eine Galerie, die jedoch nach einem Tag wieder geschlossen wurde.
Später ging Waldschmidt nach Berlin, wo er sich 1963 mit Günter Bruno Fuchs, Uwe Bremer, Johannes Vennekamp und Albert Schindehütte zur Werkstatt Rixdorfer Drucke zusammenschloss. Die Rixdorfer erregten in den Folgejahren Aufsehen, sowohl mit ihren richtungsweisenden typographischen Arbeiten, als auch durch ihre provokanten Auftritte. Nebenbei verfolgte Waldschmidt weiterhin eigene künstlerische Projekte.
Seit 1972 lebte Waldschmidt im Sommer in Gifkendorf bei Lüneburg und im Winter in Berlin.
Arno Waldschmidt verstarb am 2. März 2017.
Werke
Am Beginn von Arno Waldschmidts künstlerischer Laufbahn standen monochrome Prägedrucke, die er seit 1959 herstellte. Zunächst verwendete er hierfür eine Wäschemangel und prägte auf einfaches Löschpapier. Später benutzte er eine große Radierpresse und teure Bütten.
Ab 1969 konzentrierte er sich auf die Arbeit mit Holz. Durch das Übereinanderlegen vorgeformter Holzplatten entstanden weiße Holzfigurationen, die aus dieser Umkehrung der Relieftechnik eine räumliche Tiefe erhielten.
Anfang der 1970er-Jahre ging Waldschmidt dazu über, fast ausschließlich Bleistiftzeichnungen herzustellen. Dabei entwickelte sich sein Stil von offenen, die Umrisse des Abgebildeten betonenden Strichen zu detailreichen Porträts, die auf arrangierten Fotografien basieren. Waldschmidt verzichtete dabei auf jede Form der Schraffur, Verwischung oder Grauschattierung. Stattdessen setzte er sorgfältig Striche nebeneinander, beginnend mit einem harten Bleistift und anschließend mit immer weicher werdenden Stiften. Die auf diese Art entstandenen Zeichnungen weisen einige charakteristische Eigenheiten auf.
Zum einen finden sich nur selten Hintergründe auf den Bildern, Waldschmidt richtete seine Aufmerksamkeit auf Gesichter, Körper, Gegenstände. Zudem ist die Betonung von Gesichtsfalten auffällig; gegenüber der Vorlage fügte Waldschmidt häufig sogar Falten hinzu. Eine besondere Faszination der Bilder liegt in der peniblen Ausarbeitung der Kopf- und Barthaare. Als zusätzliches gestalterisches Mittel gliederte Waldschmidt seine Bilder gern in mehrere Teile und rahmt diese getrennt voneinander. Somit scheinen seine Zeichnungen quasi über den Rahmen hinaus zu existieren. Schließlich spielen die Bildtitel im Werk Waldschmidts eine nicht zu unterschätzende Rolle. Diese bilden einen zusätzlichen Kommentar des Gezeichneten, auf der Grenze zwischen tragischer Komik und Selbstironie. So ist beispielsweise ein Bild mit den Porträts von 22 engen Freunden Waldschmidts mit einem Satz aus Heimito von Doderers „Repertorium“ überschrieben: „Ich halte jeden Menschen für voll berechtigt, auf die, von den Ingenieursgesichtern und Betriebswissenschaftlern herbeigeführte, derzeitige Beschaffenheit der Welt mit schwerstem Alkoholismus zu reagieren.“
Für die Werkstatt Rixdorfer Drucke fertigte er außerdem zahlreiche Holzschnitte und in Zusammenarbeit mit Bremer, Schindehütte und Vennekamp typographische Drucke an, die vom anarchistischen Witz der Gruppe zeugen.
Für die V. O.-Stomps-Ausstellung in der Universitätsbibliothek der Justus-Liebig-Universität Giessen schuf er für das Ausstellungsplakat einen Porträtholzschnitt von Stomps für das Ausstellungsplakat der Sammlung Hendrik Liersch.
2013 gestaltete Waldschmidt die großen Retrospektiven zum 50-jährigen Bestehen der Werkstatt Rixdorfer Drucke in Hamburg und Berlin mit. In diesem Rahmen wurden auch neue Holzschnitte Waldschmidts präsentiert.
Alles ist gut, was gut ist! Bleistiftzeichnungen aus 7 Jahren. Merlin Verlag, Gifkendorf 1986, ISBN 3-87536-192-X.
Die Ermordung der Mona Lisa (mit Helmut Eisendle), Merlin Verlag, Gifkendorf, ISBN 978-3-926112-03-3.
Guntram Vesper, Stomps in Giessen, mit einer Porträtzeichnung V. O. Stomps von Arno Waldschmidt, Corvinus Presse, 2008.
Herr Gott, Frau Engel und der Mann mit dem Hut, ein Kunst-Märchen (über C. Mühlenhaupt), Corvinus Presse, 2008.
Lustbarkeiten, Holzschnitte und Gedichte, Corvinus Presse, 2009.
Buchveröffentlichungen mit der Werkstatt Rixdorfer Drucke (Auswahl)
1. Rixdorfer Laboratorium zur Erstellung von literarischen und bildnerischen Simultan-Kunststücken in der Fachwerkstatt Rixdorfer Drucke auf Schloss Gümse vom 8.– 18. Juli 1975.Merlin Verlag, Gifkendorf 1975, ISBN 3-87536-102-4.
30 Jahre Werkstatt Rixdorfer Drucke. Merlin Verlag, Gifkendorf 1993, ISBN 3-926112-36-0.
↑Bitte Beleg. in der Dokumentation der Veranstaltungen 1962-66 im Almanach 2 der Galerie im Centre ist keine Ausstellung im Jahre 1961 (Ausstellungsbetriebe erst seit 1962) erwähnt, vielmehr eine Waldschmidt-Ausstellung 1963 (21.7.-8.9.)