Der Name Illiers ist eine Variation von Hilaire, lateinisch Hilarius, nach Hilarius von Poitiers.
Die Kleinstadt Illiers wurde insbesondere durch Marcel Proust berühmt, der sie unter dem Namen Combray (entlehnt einer Gemeinde dieses Namens in der Normandie) in seinem Roman-Zyklus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (À la recherche du temps perdu) beschrieb (siehe unten: Literarische Rolle). Sein Vater, der Arzt Adrien Proust, war 1834 in Illiers geboren worden, und Proust verbrachte in seiner Jugend zwischen 1877 und 1880 mit der Familie dort die Ferien bei den Großeltern. Die heutige zusammengesetzte Namensgebung wurde 1971 beschlossen und als Dekret im Journal Officiel veröffentlicht. Anlass war der hundertste Geburtstag des Schriftstellers Marcel Proust. Illiers-Combray ist die einzige französische Kommune, die einen aus einem literarischen Werk hervorgegangenen Namen trägt.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1962
1968
1975
1982
1990
1999
2008
2018
Einwohner
3089
2971
3407
3333
3329
3225
3249
3296
Sehenswürdigkeiten
Kirche Saint-Jacques mit bemalter Holzbalkendecke aus dem 16. Jahrhundert
Illiers-Combray hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Chartres–Bordeaux, die in diesem Abschnitt am 7. Mai 1876 von der Compagnie du chemin de fer d’Orléans à Rouen eröffnet wurde. Aktuell wird er von Regionalzügen des TER Centre-Val de Loire bedient.
Im Süden des Stadtgebiets verläuft die Autobahn A 11, die dort die Anschlussstelle 3.1 (Illiers-Combray) aufweist.
Geschichte
Bei Ausgrabungen wurde 2012 bis 2015 eine Neanderthaler-Siedlung nachgewiesen. Es wurde eine Fundpalette von Faustkeilen aus der Altsteinzeit ergraben.
Vom mittelalterlichen Château d'Illiers haben sich der Bergfried sowie einige Gebäude aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Illiers war eine der ältesten Baronien in der Region Chartres und der Herr von Illiers war einer der vier Barone, die das Privileg hatten, den neuen Bischof von Chartres bei seinem feierlichen Einzug in die Stadt zu tragen. Die Familie stellte dem Bistum Chartres auch selbst mehrere Bischöfe; Träger ihres Namens haben sich über Jahrhunderte in der Region hervorgetan. Florent d'Illiers (ca. 1400–1475) war Gouverneur von Chartres unter Karl VII. und kämpfte als enger Berater von Jean de Dunois an der Seite von Jeanne d’Arc, der „Jungfrau von Orléans“. François de Daillon (1570–1619), Marquis d'Illiers, war während des Achten Hugenottenkriegs ein Anhänger des zukünftigen Königs Heinrich IV., der sich im Juni 1589 für drei Tage auf dem Schloss aufhielt. In diesem Jahr wechselte die Herrschaft über den Ort mehrfach zwischen den Kriegsparteien. Ähnlich umkämpft war Illiers während des Deutsch-Französischen Krieges.
Die Gemeinde war eines der aktivsten Handelszentren des Departements und verfügte über fünf jährliche Messen, einen Markt, stellte Laken und Strumpfwaren her, verfügte über mehrere Fliesenfabriken und betrieb einen beträchtlichen Handel mit Getreide und Vieh.
Literarische Rolle
In der siebenteiligen Romanfolge Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust werden das Städtchen „Combray“ und etliche seiner Bewohner eingehend beschrieben, insbesondere in den Kindheitserinnerungen des Ich-Erzählers im ersten Band (In Swanns Welt). Viele Einzelheiten entlehnte der Autor dem realen Illiers, so das Äußere der Kirche, den Bahnhof und die Straßenzüge. Das Haus seiner Großeltern in der Rue du Docteur-Proust 4 („Maison de Tante Léonie“ im Roman), in dem Proust als Kind mehrfach die Sommerferien verbrachte, gehörte später seiner Tante Élisabeth, geb. Proust, und deren Ehemann Jules Amiot. Deren Tochter Germaine Amiot richtete dort 1954 ein Museum (Musée Marcel Proust) ein, das sie 1976 der Société des amis de Marcel Proust et des amis de Combray schenkte. Andere Verwandte stifteten dem Museum zahlreiche Erb- und Erinnerungsstücke sowie historisches Mobiliar. Das Haus gehört zum gelisteten französischen Kulturerbe und ist ein Musée de France.
Der seit 1999 denkmalgeschützte Jardin du Pré Catelan, nach dem gleichnamigen botanischen Garten in Paris benannt, wurde 1850–62 von Jules Amiot, dem angeheirateten Onkel väterlicherseits von Marcel Proust, im englischen Landschaftsstil angelegt. In Prousts Roman erscheint er als „Park von Tansonville“, dem Landsitz des Romanhelden Swann. Der Name Tansonville ist einem etwa 2 km von Illiers-Combray entfernten Gehöft entlehnt. In dem Park verliebt sich der Ich-Erzähler in Swanns Tochter Gilberte und schleicht sich durch das „weiße Törchen“, um ihr aufzulauern. Das Manoir de Mirougrain suchte Proust in seiner Jugend ebenfalls gerne auf, dort lebte die Dichterin Mademoiselle Joinville, die Proust zu der Figur der Mademoiselle Vinteuil anregte, die in ihrem Herrenhaus Joinville mit ihrer Lebensgefährtin lebt. Das Schloss Villebon, welches sich etliche Kilometer nördlich von Illiers-Combray befindet, diente als Vorbild für das Schloss der fiktiven Herzogsfamilie Guermantes, deren Namen Proust einem Schloss 30 km östlich von Paris entlehnt hat. Der Herzog trägt den Nebentitel Graf von Combray, besitzt in der Kirche von Combray eine Loge, hat ein Anrecht auf Seelenmessen und muss als Kirchenpatron zum Unterhalt der Kirche beitragen. Méréglise, der westliche Nachbarort von Illiers-Combray, erscheint im Roman als Méséglise.
„Maison de Tante Léonie“
Schlafzimmer der „Tante Léonie“ im Proust-Haus
Jardin du Pré Catelan („Park von Tansonville“)
„Weißes Törchen“
Manoir de Mirougrain
Schloss Villebon, Vorbild für das „Schloss Guermantes“
Hommage an Marcel Proust an einer Hauswand (Place du gué Bellerin)