Ida Boy-Ed, 1912Ida Boy-Ed, 1922Ida Boy-Ed mit Sohn KarlIda Boy-Ed, Porträt von Max SlevogtWohnung neben dem BurgtorGrabmal auf dem Burgtorfriedhof in LübeckIn ihrem Auftrag von Georg Roemer erschaffener Gedenkstein auf dem Lübecker Ehrenfriedhof
Ida Ed wurde als Tochter des Reichstagsabgeordneten, Büchereibesitzers, Journalisten und Herausgebers der Eisenbahn-Zeitung (Vorläufer der Bergedorfer Zeitung) Christoph Marquard Ed[1] und dessen Frau Friederike Amalie Pauline, geb. Seltzam, geboren. Im Alter von 17 Jahren heiratete sie 1870 den Kaufmann Karl Johann Boy (1845–1900). Sie wurde Mutter dreier Söhne (Karl (1872–1930), Walther (1874–1914) und Emil (1877–1954)) sowie der Tochter Rosa (oder Rose; 1871–1944), die von 1889 bis 1893 mit dem Sänger Franz Henri von Dülong verheiratet war.
Nachdem Ida ihren Mann verlassen hatte, zog sie 1878 mit ihrem ältesten Sohn Karl nach Berlin. Dort arbeitete sie als Journalistin und schrieb Romane. Zudem unterhielt sie eine rege Korrespondenz mit Künstlern der Zeit. 1880 wurde sie zur Rückkehr zu ihrem Ehemann in Lübeck genötigt, der nicht in die Scheidung einwilligen wollte.
Aufgrund der ehelichen Trennung von ihrem Mann galt sie in Lübeck als „nicht gesellschaftsfähig“. Durch ihre Schriftstellerei gelang es ihr aber allmählich, gesellschaftliche Anerkennung zurückzuerlangen.[2]
Ida Boy-Ed verfasste über 70 Romane und Erzählbände und beeinflusste mit ihrem Lübecker Salon das kulturelle Leben von Lübeck nachhaltig. Sie war 1901 nach Erscheinen der Buddenbrooks eine Förderin des jungen Thomas Mann. Genauso engagierte sie sich, gemeinsam mit ihrer Freundin Lilly Dieckmann für die Dirigenten Wilhelm Furtwängler und Hermann Abendroth in ihrer Lübecker Zeit.
Der Senat der Hansestadt Lübeck verlieh ihr an ihrem 60. Geburtstag, dem 17. April 1912, als Dank für ihre Verdienste um die Stadt ein dauerhaftes Wohnrecht in der Wohnung im Zöllnerhaus neben dem Burgtor, in der sie bis zu ihrem Lebensende wohnte. Wenn Thomas Mann Lübeck besuchte, residierte er in der Wohnung seiner Förderin.
In Hamburg-Bergedorf und der Lübecker Altstadt (Ida-Boy-Ed-Garten) sind Straßen nach ihr benannt. Ihr Grab befindet sich auf dem Lübecker Burgtorfriedhof.
Erster Weltkrieg
„[…] Viele, viele Frauen habe ich gesprochen: zahme, die ich bisher für beschränkt hielt, und sie waren klar und stark im Haß; zarte, die nur für mich beschäftigt waren, und der Haß ließ sie nun sich selbst vergessen; kinderlose, die längst ergeben waren, und die nun klagten: Hätte ich doch einen Sohn, uns an England zu rächen; Mütter, die kein Glück in der Welt haben als das durch ihre Söhne: sie gaben sie freudig, und sie konnten nicht mehr freudig sagen: Für das Vaterland oder aus Haß gegen England.“
– Ida Boy-Ed, am Tage der englischen Kriegserklärung[3]
In der Marneschlacht wurde ihr Sohn Walther Boy-Ed, Hauptmann im 2. Garde-Feldartillerie-Regiment, in der Nähe Nauroys schwer verwundet und erlag am 23. September 1914 im Lazarett nahe Reims seiner Verwundung.[4] Ihr zweiter Sohn, Karl Boy-Ed, war Marineoffizier und seit 1906 im Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes tätig. Während seines Einsatzes als Marineattaché in den USA ab 1912 war er unter Abdeckung seines diplomatischen Status nachrichtendienstlich tätig und wurde deshalb 1915 ausgewiesen. Bis zum Ende des Krieges war er danach im Marinenachrichtendienst und dessen Pressestelle im Reichsmarineamt tätig. Der dritte Sohn, Emil Boy-Ed, diente während des Krieges als Kapitänleutnant der Reserve auf verschiedenen Torpedobooten und ab 1918 als Chef einer Geleitflottille in der Nordsee.
In der Weltbühne vom 24. November 1925 schrieb Hellmut von Gerlach in seinem Beitrag Erinnerungen an eine große Zeit: „Und die berühmte Schriftstellerin Boy-Ed erklärte in der Zeitschrift der ‚Deutschen Vereinigung für Frauenstimmrecht‘ nicht nur, daß sie gegen England ‚jähen entsetzlichen Haß‘ empfinde, sie fordert auch die Frauen allgemein zu diesem ‚heiligen Hasse‘ auf, ja sie ermahnte die deutschen Seeleute, ‚hart zu werden auch gegen Frauen und Kinder, wenn sie englischen Männern gehören‘.“
Werk (Auswahl)
Ihr Roman „Ein königlicher Kaufmann“ mit der fiktiven Figur Jacob Bording gehörte zu ihren Lieblingen. Sie hatte ihn als Lichtgestalt des Wirtschaftslebens beschrieben. Hierbei orientierte sie sich an führenden Persönlichkeiten der realhistorischen Lübecker Handelswelt wie Friedrich Ewers, Rudolf und Heinrich Thiel und insbesondere Emil Possehl. Auf biographischer Ebene lassen sich viele Parallelen zwischen ihrer Dichtung und der Realität ziehen. Mit dem Roman bemühte sie sich um eine Ehrenrettung des in seiner Vaterstadt umstrittenen und missverstandenen Possehl, den sie auf diese Weise würdigt.[5][2]
Ein Tropfen. Novelle. Hamburg 1882
Getrübtes Glück. Novelle. 1883
Männer der Zeit. Roman. 3 Bände. 1884
Seine Schuld. Roman. 2 Bände. 1885
Dornenkronen. Roman. Rudolf Waldern, Berlin 1886
Die Unversuchten. Roman. Reißner, Leipzig 1886
Abgründe des Lebens. Novellen. 1887
Masken. Roman. 1887 [Neue Bearbeitung u. d. Titel Die Glücklichen, 1916]
Cornelia Saxe: Ida Boy-Ed. In: Britta Jürgs (Hrsg.): Denn da ist nichts mehr, wie es die Natur gewollt. Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen um 1900. AvivA Verlag, Berlin, 2001, ISBN 3-932338-13-8, S. 193–215.
Gabriele Wagner-Zereini: Die Frau am Fenster. Zur Entwicklung einer weiblichen Schreibweise am Beispiel der Lübecker Schriftstellerin Ida Boy-Ed (1852–1928). Dissertation Univ. Frankfurt am Main 1999.
Boy-Ed, Ida, in: Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen : ein Lexikon. Köln : Böhlau, 2010, S. 114ff.