1934 wurde Lanz zum Major befördert, am 1. März 1937 zum Oberstleutnant. Im November 1938 übernahm er in Bad Reichenhall das Kommando des Gebirgsjäger-Regiments 100. Am 1. August 1938 wurde er zum Obersti. G. befördert, am 26. August 1939 übernahm er die Geschäfte eines Chefs des Generalstabes beim Wehrkreiskommando V in Stuttgart. Ab dem 15. Februar 1940 war er Generalstabschef des XVIII. Armeekorps.
In den Morgenstunden des 30. Juni 1941 besetzten Einheiten von Lanz’ Division Lemberg. Wenige Stunden später war die Stadt Schauplatz wüster Ausschreitungen geworden (siehe auch: Lemberger Pogrom). Ein Offizier der Stadtkommandantur schrieb über den ersten Tag der Besetzung an seine Frau: „Juden werden erschlagen – leichte Pogromstimmung [,] so unter den Ukrainern.“ Doch ganz so spontan, als Akt ukrainischen Volkszorns, wie es diese Zeugnisse nahelegen, hatten sich die Ereignisse nicht entwickelt. Gegen Mittag, nach einer Inspektionsfahrt von Lanz, waren in den Straßen Plakate und Flugblätter der deutschen Besatzer erschienen. Da stand zu lesen, wer für die Morde verantwortlich gewesen sein soll: die „jüdischen Bolschewiken“.[1][2] Lanz trug daher Mitverantwortung an den Massakern von Lemberg, die nicht nur durch Vergeltung motiviert waren, sondern eindeutig rassistische Züge trugen.[3][4]
Am 1. Dezember 1942 wurde Lanz zum Generalleutnant ernannt und am 17. Dezember 1942 in die Führerreserve versetzt. Am 28. Januar 1943 wurde er zum General der Gebirgstruppe befördert und mit der Führung der nach ihm benannten Armeeabteilung im Raum Charkow betraut. Zwei Tage zuvor hatte er in einer nächtlichen Lagebesprechung in der Wolfsschanze von Hitler den Befehl erhalten, Charkow unbedingt zu halten. Der Lanz unterstellte SS-Obergruppenführer Paul Hausser ignorierte jedoch diesen von Lanz wiederholten Führerbefehl und brach mit seinem SS-Panzerkorps nach Südwesten aus.[5] Hitler lastete die Nichterfüllung des Befehls Lanz an und versetzte ihn in die Führerreserve zurück.
Auf Kefalonia und auf Korfu kämpfte die Wehrmacht im September 1943 die Divisione “Acqui” der italienischen Armee nieder, die sich nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten nicht von den Deutschen hatte entwaffnen lassen. Es lagen Befehle des Oberkommandos der Wehrmacht vom 18. und am 23. September 1943 vor, die besagten, dass „wegen des gemeinen und verräterischen Verhaltens“ der Italiener keine Gefangenen gemacht werden sollten. Für die Kriegsverbrechen von Kefalonia trugen Lanz und Generaloberst Löhr die truppendienstliche Verantwortung. Jeder aufgegriffene italienische Soldat wurde sofort nach seiner Gefangennahme erschossen.[6][2] Insgesamt wurden mindestens 5170 Italiener auf der Insel ermordet. Daran waren nicht nur Gebirgsjäger, sondern auch Angehörige der 104. Jäger-Division und der Festungs-Grenadierbataillone 909 und 910 beteiligt.[7][4]
Am 24. September 1943 landeten Teile der 1. Gebirgs-Division auf der Nachbarinsel Korfu, am Tag darauf nahmen sie den Kommandeur der dort stehenden italienischen Truppen, Oberst Luigi Lusignani, gefangen. Dieser befahl seinen 8000 Männern nach kurzen Verhandlungen, die Waffen niederzulegen. Von den 280 auf der Insel befindlichen italienischen Offizieren wurden 28 sofort nach ihrer Gefangennahme erschossen, am Folgetag auf Befehl von Lanz auch die restlichen Offiziere. Die Leichen der Offiziere wurden auf Befehl von Lanz „mit dem Schiff auf das Meer hinausgefahren und beschwert an mehreren Stellen versenkt“.
Nach der Ermordung des deutschen Oberstleutnants Josef Salminger durch Angehörige der griechischen Widerstandsgruppe EDES forderte Lanz eine schonungslose Vergeltungsaktion in 20 km Umkreis von der Mordstelle. Das Dorf Lingiades wurde daraufhin am 3. Oktober 1943 mit Artillerie beschossen, beim folgenden Massaker wurden 82 Bewohner getötet, darunter 34 Kinder bis 11 Jahren.
Am 8. Mai 1945 kam Lanz in amerikanische Gefangenschaft.
Als die Zeitschrift Der Spiegel 1969 als erstes deutsches Medium über den Massenmord auf Kefalonia berichtete,[11] beschwerte sich Lanz darüber in einem Brief an die Chefredaktion des Magazins.[12]
Ritterkreuz am 1. Oktober 1940 als Oberst im Generalstab und Chef des Generalstabes des XVIII. Armee-Korps
Eichenlaub am 23. Dezember 1942 (160. Verleihung) als Generalleutnant und Kommandeur der 1. Gebirgs-Division
Literatur
Charles B. Burdick: Hubert Lanz. General der Gebirgstruppe 1896–1982. (= Soldatenschicksale des zwanzigsten Jahrhunderts als Geschichtsquelle. Band 9.) Osnabrück 1988, ISBN 3-7648-1736-4.
Wolfgang Mährle: Diktate eines Kriegsverbrechers. Die Lebenserinnerungen von Hubert Lanz im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. In: Landesarchiv Baden-Württemberg. Archivnachrichten, Nr. 59, 2019, S. 10–11 (online).
Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg. Links, Berlin 2008, ISBN 3-86153-447-9. (Online)
Hermann Frank Meyer: Kommeno. Erzählende Rekonstruktion eines Wehrmachtsverbrechens in Griechenland. Romiosini, Köln 1999, ISBN 3-929889-34-X.
Gerd R. Ueberschär (Hrsg.) Hitlers militärische Elite. Von den Anfängen des Regimes bis Kriegsbeginn. Band 1. Primus, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-083-2.
Gerhard Schreiber: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943 bis 1945. Verraten – Verachtet – Vergessen. (= Beiträge zur Militärgeschichte. Band 28.) München 1990, ISBN 3-486-55391-7.
Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien: Täter – Opfer – Strafverfolgung. Beck, München 1996, ISBN 3-406-39268-7.
Gerhard Schreiber: Kephalonia 1943. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Orte des Grauens. Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-232-0, S. 92–101.
Marlen von Xylander: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941–1945. (= Einzelschriften zur Militärgeschichte. Band 32.) Freiburg 1989, ISBN 3-7930-0192-X.
Mark Mazower: Inside Hitler‘s Greece. Yale University Press, New Haven, London 2001, S. 190–200.
Martin Zöller; Kazimirz Leszczyński (Hrsg.): Fall 7 – Das Urteil im Geiselmordprozeß, gefällt vom Militärgerichtshof V der Vereinigten Staaten von America. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1965.
Lebenserinnerungen
„… ein nicht abgeschlossenes Manuskript der Lebenserinnerungen von Lanz sowie eine Reihe das Manuskript ergänzender persönlicher Unterlagen“ liegen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, „… seine Benützung ist frei.“[16]
↑Hannes Heer: Einübung in den Holocaust: Lemberg Juni/Juli 1941. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Nr.49, Mai 2001, ISSN0044-2828, S.409–427.
↑ abHannes Heer: Blutige Ouvertüre. Lemberg, 30. Juni 1941: Mit dem Einmarsch der Wehrmachttruppen beginnt der Judenmord. In: Die Zeit. Nr.26/2001, S.90 (zeit.de).
↑Paul Hausser. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Band2. Primus-Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 978-3-534-12678-1, S.91.
↑Gerhard Schreiber: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943 bis 1945. Verraten – Verachtet – Vergessen. In: Beiträge zur Militärgeschichte. Band28. München 1990, ISBN 978-3-486-55391-8, S.156ff.
↑Trials of War Criminals Before the Nuernberg Military Tribunals Under Control Council Law No. 10, Nuremberg, October 1946-April, 1949: Case 12 : U.S. v. von Leeb (cont.) Case 7: U.S. v. List (Hostage case). U.S. Government Printing Office, 1949, S.763.
↑Otto von Moser: Die Württemberger im Weltkrieg. 2. Auflage, Belser, Stuttgart 1928, S. 133
↑Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 494.
↑Findbuch M 660/025. Militärischer Nachlass Hubert Lanz, General der Gebirgstruppe, *1896 +1982. Abgerufen am 22. Juli 2024.