Bereits die Gallier kannten Holzbrücken. Sie hatten Kragträger, die aus rechtwinklig aufeinander aufgeschichteten Baumstämmen mit Hinterfüllung aus Steinen bestanden und mit einem hölzernen Überbau miteinander verbunden waren. Die Bauart soll bis ins 18. Jahrhundert in Savoyen verwendet worden sein. Brücken aus Steinen und Holzstämmen werden bis heute in Pakistan, Afghanistan, Indien und China zur Überquerung von Flüssen verwendet – hauptsächlich im Himalaya und den angrenzenden Gebirgen. Dazu werden an beiden Ufern mit aufgeschichteten Steinen Rundhölzer so festgelegt, dass ihre Enden gegen Flussmitte ragen, welche dann mit aufgelegten Stämmen verbunden werden.[1]
Im Jahr 1500 wurde in Toruń (Polen) eine Brücke über die Weichsel gebaut. Sie war damals die längste Holzbrücke Polens und eine der längsten in Europa.
Während des 18. Jahrhunderts entwickelten Hans Ulrich und Johannes Grubenmann einige Innovationen in der Konstruktion von gedeckten Brücken.[2] Auf empirische Weise wurden zuerst Stabpolygone, später Bogenkonstruktionen mit Spreng- und Hängewerk kombiniert, so dass Spannweiten bis zu sechzig Meter erreicht wurden. Diese Technik wurde von den Brüdern Grubenmann dann auch im Bau weitgespannter Kirchendächer eingesetzt. Als bekanntestes Beispiel ihrer Brückenbauwerke gilt die Rheinbrücke Schaffhausen, die 120 m lang war und nur einen Zwischenpfeiler hatte.[3] In Europa bekannt[4] wurde die 1778 von Johann Christian Adam Etzel (1743–1801; Onkel von Gottlieb Christian Eberhard von Etzel) gebaute Neckarbrücke Plochingen mit einer freitragenden Spannweite von 70 Meter,[5] die 1905 völlig intakt der Erweiterung der Bahnhofanlagen weichen musste. Die 1955 original wieder aufgebaute gedeckte Holzbrücke Forbach (Nordschwarzwald) über die Murg, ursprünglich ab 1778 geplant und gebaut von Otto Lindemann, wird mit ihren 38 Metern Spannweite regional als die "längste freitragende, überdachte und aufgrund ihrer Stabilität befahrbare Holzbrücke in Europa"[6] bezeichnet.
Die Eisenbahnbrücken, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Nordamerika gebaut wurden, stellen einen weiteren Meilenstein dar, vor allem die hölzernen Trestle-Brücken, die aus einfachen Balkenbrücken mit einer feinmaschigen Anordnung von Rundhölzern bestehen. Einen Namen machten sich bei Eisenbahnholzbrücken zum Beispiel Ithiel Town, William Howe und Isambard Kingdom Brunel.
Holz findet heute oft Verwendung bei Fußgängerbrücken, Stegen oder anderen untergeordneten Brücken wie Güterwegbrücken oder Hauszufahrten, dagegen wird für größere Brücken kaum noch Holz verwendet.
Rekorde
Die 1999 eröffnete Vihantasalmi-Brücke in der Nähe des finnischen Mäntyharju ist die längste für den Straßenverkehr erstellte Holzbrücke. Sie ist 168 m lang und hat eine maximale Stützweite von 42 m.[7][8]
Jürgen Brunner: Der Bau von Brücken aus Holz in der Schweiz. Beilage zum Diskussionsbericht Nr. 5 der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt an der E.T.H. in Zürich: "S.I.A.-Normen für Holzbauten", Zürich 1925.
Erwin Fuchs: Brückenbau: Holzbrücken, Band 7, 1957
Thomas Jahn: Holzbrücken, in: Gerhard Mehlhorn (Hrsg.), Handbuch Brücken: Entwerfen, Konstruieren, Berechnen, Bauen und Erhalten, (2)2010, S. 281–289
Diethard Steinbrecher: Geschichte des Holzbaus am Beispiel des Holzbrückenbaus in Amerika und Europa; in: Wolfgang Rug (Hrsg.): Holzbau im Bestand – Historische Holztragwerke: Berlin, Wien, Zürich 2018
Einzelnachweise
↑B. Nebel: Auslegerbrücken. Abgerufen am 13. Februar 2013 (mit Bild einer Brücke in Nepal).
↑Josef Killer: Die Werke der Baumeister Grubenmann, Doktorarbeit ETHZ, Zürich 1942 - einsehbar als PDF (27 MB) auf [1], zuletzt abgerufen am 30. Juni 2019
↑A. Müller, H. Kolb: Grubenmanns Brücken. (PDF; 346 kB) Tec21, 2009, abgerufen am 2. Februar 2013 (Die Aussage im Artikel, dass nur noch zwei Brücken von Grubenmann existieren, ist falsch.).
↑Allgemeine Encyclopaedie der Wissenschaften und Künste; hg. von S.G. Ersch und J.G. Gruber, Band 13, Leipzig 1824, S. 160 (Artikel „Brücken # Hölzerne Brücken“: „Unter allen Völkern haben aber die Teutschen den Bau der hölzernen Brücken am meisten vorwärts gebracht“ - Es folgt eine Aufzählung herausragender Brückenbauwerke in Europa mit Baumeisternamen und Details)
↑Abbildung von 1905 einsehbar auf [2], zuletzt abgerufen am 30. Juni 2019