Nachdem sich in Folge des Zweiten Weltkriegs im seit der Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert evangelisch-lutherisch geprägten Raum Hannover durch den Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen auch die Zahl der Katholiken erheblich vergrößert hatte, bildete sich in Empelde eine katholische Kirchengemeinde. Im Sommer 1946 errichtete die Ordensgemeinschaft der „Grauen Schwestern“ im Lager eine katholische Schwesternstation. Die fünf Nonnen eröffneten einen Kindergarten, waren aber auch in der ambulanten Krankenpflege im Lager und Dorf tätig. Sie blieben bis 1952.[1] Ab 1946 wurden in Empelde katholische Kirchenbücher geführt.[2] Zunächst wurde eine Notkirche in einem Flüchtlingslager eingerichtet, in der katholische und evangelische Gottesdienste stattfanden.[3] Einige Ausstattungsgegenstände, darunter eine Glocke mit der Aufschrift Ave Maria im Moor sowie je eine Marien- und Barbara-Statue, stammen aus der 1947 abgerissenen Kapelle Maria im Moor in Neudorf-Platendorf. Nachdem das Lager 1960 aufgelöst worden war, kamen diese Gegenstände in die neuerbaute Kirche.[4]
1959 begann der Bau der heutigen Kirche, am 13. März 1960 folgte ihre Konsekration. Am 1. April 1960 wurde die Kirchengemeinde Empelde errichtet.[5] Der ehemalige Lagerpfarrer Josef Zach konnte an der neuen Kirche ein neues Pfarrhaus beziehen. Unter dem gemeinsamen Pfarrer Albrecht Przyrembel begannen die Kirchengemeinde „Hl. Familie“ und die Gemeinde „St. Thomas Morus“ in Ronnenberg eine enge Zusammenarbeit. Gemeinsam gaben sie einen Pfarrbrief heraus, errichteten das „Ronnenberg-Forum“ mit zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen und unternahmen gemeinsame Reisen.[1] 1982 erfolgte in Empelde die Weihe der Orgel.[6]
Vom 1. August 2002 an gehörte die Kirche zur Pfarrgemeinde „St. Maximilian Kolbe“ in Hannover-Mühlenberg, die Kirchengemeinde „Hl. Familie“ wurde in diesem Zusammenhang aufgehoben.[7] Ab dem 1. Mai 2007 gehörte die Kirche zum damals neu gegründeten Dekanat Hannover, zuvor gehörte sie zum Dekanat Hannover-Süd/West.
Auf Grund zurückgehender Finanzmittel, aber auch der geringer werdenden Zahl von Priestern und Kirchenbesuchern, erfolgte 2009 im Bistum Hildesheim eine Prüfung aller Kirchen nach ihrer künftigen Notwendigkeit. Zunächst wurde die Kirche „St. Jakobus der Jüngere“ in Weetzen profaniert und abgebrochen. Der Abbruch einer weiteren der beiden restlichen Ronnenberger Filialkirchen, „Hl. Familie“ oder „St. Thomas Morus“ in der Pfarrei „St. Maximilian Kolbe“ (Hannover-Mühlenberg), war vorauszusehen.[8] Im November 2014 hat der Pastoralrat der Pfarrei „St. Maximilian Kolbe“ beschlossen, die Kirche „Hl. Familie“ im Jahre 2016 zu schließen.[9] Anlass waren die erforderlichen Reparaturkosten des Kirchengebäudes. Am 22. Januar 2016 erfolgte die Profanierung der Kirche durch WeihbischofNikolaus Schwerdtfeger, das Grundstück mit der Kirche wurde verkauft. Nach dem Abriss im Jahr 2017 entstanden hier Eigentumswohnungen.[10]
Peter Hertel u. a.: Ronnenberg. Sieben Traditionen – Eine Stadt, Ronnenberg 2010, ISBN 978-3-00-030253-4
Willi Stoffers: Bistum Hildesheim heute. Hildesheim 1987, ISBN 3-87065-418-X, S. 42
KirchenZeitung Nr. 46/2014 vom 16. November 2014, S. 10 (Artikel zur geplanten Schließung)
Einzelnachweise
↑ abPeter Hertel: Ökumenischer Beginn im Flüchtlingslager, in: Peter Hertel u. a.: Ronnenberg. Sieben Traditionen – Eine Stadt. Ronnenberg 2010, ISBN 978-3-00-030253-4, S.198–200.
↑Bischöfliches Generalvikariat Hildesheim (Hrsg.): Kirchlicher Anzeiger. Nr. 7/2002, S. 148–149
↑Peter Hertel: Alte und neue Religionen – Christen auf dem Weg zur Minderheit, in: Peter Hertel u. a.: Ronnenberg. Sieben Traditionen – Eine Stadt. Ronnenberg 2010, ISBN 978-3-00-030253-4, S.247–249.
↑Bistum Hildesheim (Hrsg.): Einstufung der Pfarrkirchen und Filialkirchen im Bistum Hildesheim. Hildesheim 2009.
↑Grundsteinlegung einer neuen katholischen Kita. In: Bonifatiusblatt. Ausgabe Nr. 3/2018, Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V. (Hrsg.), ISSN0006-7113, S. 16.