Die Herz-Jesu-Kirche oder einfach Herz Jesu ist die Pfarrkirche der katholischen Kirchengemeinde Schildgen in Bergisch Gladbach. Der zentral an der Altenberger-Dom-Straße gelegene Bau wurde 1959 bis 1960 nach einem Entwurf des Architekten Gottfried Böhm erbaut und am 1. Oktober 1960 geweiht. Der Kirchenbau ist eines der bekanntesten Beispiele[1] aus Böhms Serie von „sakralen Hofhäusern“,[2] die seit 1955 entstanden und bei denen die eigentlichen Kirchengebäude hinter hohen Mauern verborgen liegen.
Von außen ist die Kirche von einer fünf Meter hohen Mauer aus grobkörnigem Beton umgeben, die auf dem oberen Rand mit einem Ornamentfries abschließt. Die Betonfront ist unterbrochen von kleinen Maßwerkfenstern. Über dem Mauereingang steht eine Statue von St. Sebastianus in einem kegelförmig abschließenden Schrein.
Der Eingangskegel ist der kleinste von insgesamt sechs von außen deutlich sichtbaren Kegeldächern, die den Glockenturm, die Taufkapelle, zwei Beichtstühle und den Altarbereich kennzeichnen. Der Glockenturm wurde wie die Außenwände aus einem Stück gegossen.[3] Die Außenmauer umschließt neben dem im Hof stehenden Turm, der kleinen Christophorus-Kapelle und der Kirche auch einen älteren Bau, der als Pfarrsaal genutzt wird.
Ein verglastes Atrium, das die Taufkapelle enthält, führt über das Seitenschiff mit zwei Beichtkapellen ins saalartige Innere der Kirche. Rundum wird der Raum von schlanken achtkantigen Säulen aus Gusseisen gestützt. Über dem Chor öffnet sich die Decke; auf vier Betonsäulen steht ein von Ornamenten durchbrochener Mauerquader, der nach oben zum größten der sechs Kegeltürme führt und Tageslicht in den Altarraum lässt.
Während sich dem Betrachter unter anderem durch die ornamentale Gestaltung, die Maßwerkfenster und den schlichten Innenraum der Eindruck von orientalischen Bauwerken aufdrängt,[1] erinnert sich der Architekt selbst eher daran, von den Sandburgen seiner Kinder zu den Kegeltürmen inspiriert worden zu sein.[4]
Wie bei vielen Betonbauten dieser Epoche hielt das Baumaterial der Witterung nicht langfristig stand. 1987 wurde eine umfassende Renovierung der Kirche veranlasst, bei der Türme und Außenmauern mit gekupfertem Blei abgedeckt wurden.[5] Die vertikalen Betonmauern wurden mit einer aufwendigen Methode restauriert, bei der u. a. die Mauerfläche schuppenartig abgetragen und nach elektrochemischer Behandlung des Untergrunds wieder aufgebracht wird.[6]
Kirchenfenster
Die Fensterwände um das Atrium und das Fensterband um den Altarraum sind Ornamentfenster von Gottfried Böhm aus dem Jahr 1961. Alle übrigen 13 Bleiglasfenster, ebenfalls von 1961, sind Werke von Robert Rexhausen. In ihrer Gesamtheit stellen die Rexhausen-Fenster einen Zyklus auf den Psalm 103 dar. Sieben davon befinden sich in der Wand des Seitenschiffs und sechs weitere in der Rückwand.[7]
Georg Dehio, bearbeitet von Claudia Euskirchen, Olaf Gisbertz, Ulrich Schäfer: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen I Rheinland. Deutscher Kunstverlag, 2005, ISBN 3-422-03093-X
↑ abGottfried Böhm: Felsen aus Beton und Glas. Ausstellungsführer des Museums für Angewandte Kunst. Köln 2009, S. 5
↑Manfred Spengler: Gottfried Böhms Kirchen. Eine typologische Studie. In: Wolfgang Voigt (Hrsg.): Gottfried Böhm – Katalogbuch zur Ausstellung „Felsen aus Beton und Glas“. 2006, S. 108
↑Manfred Spengler: Gottfried Böhms Kirchen. Eine typologische Studie. In: Wolfgang Voigt (Hrsg.): Gottfried Böhm – Katalogbuch zur Ausstellung „Felsen aus Beton und Glas“. 2006, S. 110 und Endnote 38, S. 241
↑Ulrich Krings: Gottfried Böhms Kirchenbauten und die Denkmalpflege. In: Wolfgang Voigt (Hrsg.): Gottfried Böhm Katalogbuch zur Ausstellung Felsen aus Beton und Glas. Die Architektur Gottfried Böhms im Deutschen Architekturmuseum. JOVIS Verlag Berlin 2006, ISBN 978-3-936314-19-9, S. 134