Herman Posthumus wurde in der Werkstatt von Jan van Scorel in Utrecht ausgebildet. Im Jahr 1535 begleitete er, zusammen mit Jan Cornelisz Vermeyen, den TunisfeldzugKarls V. Für den feierlichen Einzug Karls V. in Rom am 5. April 1536 gestaltete Posthumus die Dekoration. In den Jahren 1540 bis 1542 arbeitete er an der Ausstattung der LandshuterResidenz des Herzogs von Bayern mit. Er war der zweithöchstbezahlte Maler bei diesem Projekt. Möglicherweise hat er vorher einige Zeit in Mantua gelebt und gearbeitet, da Wilhelm IV. mehrere Künstler vom Hof der Gonzaga in Mantua zu der Arbeit an der Landshuter Residenz einlud und Posthumus' Werke in Landshut auch Einflüsse von Giulio Romano aufweisen. Während er die Hofkapelle natürlich mit Bildern aus dem christlichen Themenkreis schmückte, entschied er sich bei der Ausmalung der Prunkräume zum Teil auch für mythologische Darstellungen.
In Landshut verlor Herman Posthumus seine niederländische Ehefrau Petronella und seinen kleinen Sohn Hercules. Der Grabstein ist erhalten geblieben und trägt in lateinischer Sprache folgende Inschrift: „Die Heimat zurücklassend, folgte sie mir, schwanger, und starb kurz nach der Niederkunft zusammen mit Hercules, einem sehr süßen und unschuldigen Kind. Sie ruhen hier in fremder Erde, zwischen unbekannten Leichnamen […] Sie lebte 30 Jahre, er zehn Tage und zehn Stunden […].“[1]
Werke
In den 1980er Jahren wurde eine römische Ruinenlandschaft mit dem Titel Tempus edax rerum aus dem Jahr 1536 wiederentdeckt, die Posthumus während seines Aufenthalts in Italien geschaffen hat. Das Gemälde befindet sich heute in der Sammlung Liechtenstein in Wien. 2005 äußerte sich Cees Nooteboom in einem Artikel in der kulturellen Beilage des NRC Handelsblad vom 9. September über dieses Gemälde, das er auf einer Ausstellung in Barcelona gesehen hatte. Er nannte das Gemälde „een krankzinnige verzameling monumentaal bric à brac“,[2][3] zollte aber dem Maler, der offenbar ein abenteuerfreudiger Typ gewesen sei und dabei die Augen offen gehalten habe, seinen Respekt.
Die Hofkapelle der Landshuter Residenz des Herzogs Ludwig X. wurde von Herman Posthumus ausgestaltet. Eine Beschreibung aus dem Jahr 1761 belegt, dass die Kapelle einst komplett bunt ausgemalt war; Teile dieser Fresken sind aber verloren, da die Bilder der Kapelle gegen Ende des 18. Jahrhunderts großenteils von Augustin Demel übermalt wurden. Auch später fanden noch Veränderungen an der Raumgestaltung statt. Das Altarretabel von Herman Posthumus zeigt im Hauptbild eine Anbetung der Hirten vor antiker Ruinenkulisse. Vorbild waren die Grotten der Domus Aurea des Nero. Die Predella zeigt die Anbetung der Könige. Im Hintergrund sind Kamele zu sehen; möglicherweise verarbeitete Herman Posthumus hier seine Eindrücke vom Feldzug gegen das Osmanische Reich nach Tunis. Er stellte das Jesuskind auf einem antiken Altar liegend dar, den er gleichzeitig als Träger seiner Signatur verwendete. Der Altar der Landshuter Hofkapelle war etwa hundert Jahre lang auf die Burg Trausnitz ausgelagert und kehrte in den 1920er Jahren zurück. Anlässlich der Ausstellung „Ewig blühe Bayerns Land - Herzog Ludwig X. und die Renaissance“ im Jahr 2009 wurden die Altarbilder untersucht und restauriert.[4]
Literatur
Alfons Beckenbauer, Ein Welscher Maler in Landshut und sein persönliches Leid. Notizen zu einer neu entdeckten Grabinschrift in St. Martin, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 105, 1979, S. 15–19
Clifford Malcolm Brown, Gifts from the Gonzaga court for Ludwig and Wilhelm of Bavaria, in: Civiltà mantovana, 3. Ser. 29, 1994, 11, S. 23–25
Nicole Dacos, Herman Posthumus et l'entrée de Charles Quint à Rome, in: Bulletin de l'Association des Historiens de l'Art Italien, 5.1998/99 (1999), S. 2–13
Nicole Dacos, Herman Posthumus in Landshut, in: Die Landshuter Stadtresidenz. Architektur und Ausstattung, hrsg. von Iris Lauterbach; Klaus Endemann u. a., München 1998 (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München 14), ISBN 3-9806071-1-9, S. 233–248
Nicole Dacos, Roma quanta fuit. Tre pittori fiamminghi nella Domus Aurea, Rom (Donzelli) 1995, ISBN 88-7989-148-0
Nicole Dacos, Jan Cornelisz Vermeyen, Martin van Heemskerck, Herman Posthumus. À propos de deux livres récents, in: Revue belge d'archéologie et d'histoire de l'art 60, 1991, S. 99–113
Nicole Dacos, Hermannus Posthumus. Rome, Mantua, Landshut, in: The Burlington magazine 127, 1985, S. 433–438
Hubertus Günther, Herman Postma und die Antike, in: Jahrbuch des Zentralinstituts für Kunstgeschichte 4, 1988, S. 7–17 (online)
Gerhard Hojer, Illicitum non sperandum. Eine nach Landshut zurückgekehrte Allegorie des Hermannus Posthumus. Mit einem Exkurs über Architektur und Dekoration des Bischofspalastes in Trient, in: Der italienische Bau. Materialien und Untersuchungen zur Stadtresidenz Landshut, hrsg. von Gerhard Hojer, Landshut/Ergolding (Arcos Verlag) 1994 (= Ausstellungskataloge / Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen), ISBN 3-9803285-4-6, S. 173–200
Ruth Rubinstein, „Tempus edax rerum“. A newly discovered painting by Hermannus Posthumus, in: The Burlington magazine, 127.1985, p. 425–433
Roberto Sarzi, Neue Forschungen zur Baugeschichte der Landshuter Stadtresidenz, Sonderdruck aus: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, Vol. 110/111, 1984/85, S. 121–163
Egon Verheyen, Athena und Arachne. Ein kaum bekannter Zyklus in der Stadtresidenz zu Landshut, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 20, 1966, S. 85–96