Seit 1328 regierten sie, sanktioniert durch das kaiserliche Vikariat, zunächst als Capitano del Popolo und de facto als Herrn von Mantua, seit 1433 als Markgrafen und seit 1530 als Herzöge.[1] Das Herzogtum war ein reichsunmittelbaresTerritorium in Reichsitalien. Die Herzöge vertraten die Interessen der Habsburger Kaiser. Der Mantuaner Hauptstamm erlosch 1627, was einen Erbfolgekrieg zwischen dem Kaiser und Frankreich auslöste. Die mit französischer Hilfe in Mantua nachfolgende Gonzaga-Linie der Herzöge von Nevers und Rethel verlor jedoch 1708 im Spanischen Erbfolgekrieg ihre Herrschaft an die Habsburger und erlosch unmittelbar danach. Nebenlinien bestanden noch länger, eine davon existiert bis heute.
Die Gonzaga sind unter dem Namen Corradi di Gonzaga seit dem 12. Jahrhundert als Lehnsnehmer der Grafen von Casaloldo auf der Burg Gonzaga bei Mantua nachgewiesen. Seit 1280 gehörten ihnen auch Burg und Stadt Novellara.
Luigi I. Gonzaga kam am 16. August 1328 durch eine Verschwörung und Schlacht gegen seinen Verwandten Rinaldo dei Bonacolsi in Mantua an die Macht, welches seit 1276 von der Familie Bonacolsi beherrscht worden war. 1329 ernannte Kaiser Ludwig IV. ihn zum Reichsvikar. Seither regierten die Gonzaga bis 1708 in Mantua.
Castello di San Giorgio, einst als imposanter Wehrbau errichtet und später in den Palazzo Ducale integriert
Der Hauptstamm erlosch 1627, was den Mantuanischen Erbfolgekrieg auslöste. Der Kaiser versuchte, Mantua als erledigtes Reichslehen einzuziehen, doch erhielt am Ende des Krieges der Herzog von Nevers und Rethel aus einer jüngeren, französischen Linie der Gonzaga auch das Herzogtum Mantua. Frankreich hatte zu seinen Gunsten eingegriffen und der Kaiser brauchte seine Truppen für andere Schauplätze im Dreißigjährigen Krieg. Nevers und Rethel wurden 1659 an den Kardinal Mazarin verkauft. Das Herzogtum Mantua erlitt im Verlauf des Erbfolgekrieges einen Verlust von Dreiviertel der Einwohner und völlig zerrüttete Staatsfinanzen. Bereits in den 1680er Jahren musste das Herzogtum das strategisch wichtige Casale an Frankreich verkaufen.
Erst der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714) beendete die Auseinandersetzung dann im Sinne des Kaisers Leopold I. Der letzte Herzog, Ferdinando Carlo von Gonzaga-Nevers, Herzog von Mantua und Montferrat, hatte sich auf die französische Seite gestellt, was dem Kaiser Anlass bot, das Herzogtum – ein Fahnlehen des Heiligen Römischen Reiches – wegen grober Untreue gegenüber dem Lehnsherrn am 30. Juni 1708 einzuziehen. Das Gebiet wurde mit dem bereits habsburgischen Herzogtum Mailand vereinigt. Der Rest von Montferrat fiel an Savoyen. Der letzte Herzog Carlo IV. (1665–1708) starb wenige Tage später. Er hatte aus zwei Ehen keine legitimen Kinder, jedoch sechs Bastarde, mit denen die Linie erlosch.
Auch die meisten Nebenlinien der Gonzaga starben im 18. Jahrhundert aus: Die Fürsten von Bozzolo 1703, die Grafen von Novellara 1728, die Herzöge von Guastalla 1746, die Markgrafen von Luzzara 1794. Nur eine Seitenlinie der Fürsten von Vescovato, Nachkommen von Giovanni Gonzaga (1474–1525), besteht noch heute (siehe unten).
1708 wurde Mantua in der Folge des Spanischen Erbfolgekrieges von den Habsburgern übernommen.
Bis heute blüht noch eine Seitenlinie, die Gonzaga di Vescovato, die vom jüngsten Sohn des Federico I. Gonzaga abstammen, Giovanni Gonzaga (1474–1525), der 1519 einen Teil der Herrschaft Vescovato (Lombardei) erwarb. 1559 wurden sie zu Markgrafen und 1593 zu Reichsfürsten erhoben. Zu dieser Linie gehörten die Generäle Maurizio Ferrante Gonzaga und Ferrante Vincenzo Gonzaga (1889–1943). Das letzte Oberhaupt der Linie, Don Corrado Alessandro Marchese Gonzaga, Principe del Sacro Romano Impero (1941–2021), trug (in Primogenitur) den Fürstentitel des Heiligen Römischen Reichs sowie die Titel Marchese Gonzaga, Conte di Villanova, Conte di Cassolnovo, Marchese del Vodice, Signore di Vescovato, Patrizio Veneto. Die Familie bewohnt ihren 1906 erbauten Palazzo in Mailand sowie das ererbte Schloss in Cavernago.
Die Herzogtümer Nevers und Rethel
Die Herzogtümer Nevers und Rethel in Zentralfrankreich kamen durch die Ehe Luigi Gonzagas mit Henriette von Kleve, der Tochter des Herzogs Franz I. von Nevers, in die Familie. Die Regenten von Nevers und Rethel aus der Familie Gonzaga waren:
Die Herzogtümer Nevers und Rethel wurden 1659 von Carlo III. an den Kardinal Mazarin verkauft. Sein Sohn Carlo IV. regierte noch bis 1708 das Herzogtum Mantua.
Guastalla fällt an die Habsburger und wird mit dem Herzogtum Parma und Piacenza vereinigt.
Die Herrschaft Montferrat (Monferrato)
Die zum Herzogtum erhobene Markgrafschaft Montferrat kam 1533 durch die Ehe des Herzogs Federico II. von Mantua mit Margarete, der Tochter des Wilhelm XI. von Montferrat an die Gonzaga. Die Regenten Montferrats aus der Familie Gonzaga waren:
Scipione Gonzaga (1542–1593), Sohn des Grafen Cesare I. Gonzaga von Guastalla und Kardinal
Vespasiano Gonzaga (1531–1591), ⚭ Anna d'Aragon (2. Ehe), Erbauer der ital. Renaissance- und Idealstadt Sabbioneta südwestlich von Mantua
Aus zwei Familien von Mantuaner Hofbeamten, die – ohne verwandt zu sein – 1506 (Familie Guerrieri) bzw. 1518 (Familie Valenti) von Francesco II. ehrenhalber den Beinamen Gonzaga verliehen bekommen hatten und die bald darauf den Adelstitel Marchese erhielten, stammten:
Gonzaga ist auch der Name einer exklusiven Schule in Irland, die viele führende Politiker, Akademiker und Unternehmer des modernen Irland zu ihren ehemaligen Schülern zählt.
Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473–1500). Wagner, Innsbruck 2007, (Schlern-Schriften 336, ZDB-ID 503740-2), (Zugleich: Innsbruck, Univ., Diss., 2004).
Cinzia Bertoni, Fiorello Tagliavini: Il tempo dei Gonzaga. Amministrazione Provinciale di Reggio Emilia u. a., Guastalla u. a. 1985.
Selwyn Brinton: The Gonzaga. Lords of Mantua. Methuen, London 1927.
Giuseppe Coniglio (Hrsg.): Mantova. 1.: La storia. 3 Bände. Istituto Carlo d’Arco per la storia di Mantova, Mantua 1958–1963.
Giuseppe Coniglio: I Gonzaga. Dall'Oglio, Mailand 1967, (Grandi famiglie).
Volker Reinhardt: Gonzaga. In: Volker Reinhardt (Hrsg.): Die großen Familien Italiens. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-520-48501-X.
Ebba Severidt: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga. Struktur und Funktion von Familie und Verwandtschaft bei den Gonzagen und ihren deutschen Verwandten (1444–1519). DRW, Leinfelden-Echterdingen 2002, ISBN 3-87181-745-7, (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 45).