Bis zur Eingemeindung war Hering die kleinste Stadt Hessens. Sie liegt auf etwa 300 bis 368 Meter Höhe am Otzberg, auf dem die gleichnamige Veste steht. Der Berg ist der übriggebliebene Basaltkegel eines erloschenen Vulkans, dessen Eruptionen einst die geologischen Voraussetzungen für die äußerst fruchtbare Umgebung schufen.
Der Ort Hering besteht aus der Altstadt, die aus der Burgmannensiedlung hervorgegangen ist und dem sich zur Landstraße nach Zipfen/Nauses hinziehenden neueren Ortsteil. Die Altstadt war ehemals ummauert und umschloss den in Serpentinen ansteigenden Weg zum Tor der Burg. Dort gibt es noch einige Burgmannenhöfe, aber auch dichtere Bebauungen. Die Vorstadt ist geprägt von landwirtschaftlich genutzten Höfen und Einfamilienhäusern. Insgesamt weist Hering ein dörfliches Ortsbild auf. Südlich des Luftkurortes wurden einige Ferienhäuser errichtet.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die Geschichte Herings ist eng mit der Festung auf dem Berg, der Veste Otzberg verknüpft. Dies deutet schon der Name an: Hering lässt sich wohl auf Höhenring zurückführen. Ob dieser Name auf eine eventuelle germanische oder gar keltische Höhenfestung hinweist, lässt sich aufgrund der mangelnden Befunde nur vermuten. Durch den umgreifenden Umbau der Festung im 16. Jahrhundert sind nicht einmal Spuren der mittelalterlichen Burg, vom Bergfried abgesehen, nachzuweisen. Das Schicksal von Berg und Stadt wird somit erst durch Urkunden des Mittelalters greifbar.
Wahrscheinlich gelangte der Berg, wie die gesamte Region, mit dem regionalen Hauptort Groß-Umstadt schon im 8. Jahrhundert zunächst an das Bistum Würzburg, dann an die Abtei Fulda. Diese nutzte wohl schon den Otzberg als Stützpunkt zur Verwaltung ihrer Besitzungen in der Region. Im 12. Jahrhundert erhielten die Pfalzgrafen den Otzberg als Lehen. Spätestens damals begann der massive Ausbau der Burg. Im Bereich der nördlich an diese anschließenden Vorburg entstand eine Burgmannensiedlung, die Hering genannt wurde. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass man heute zwischen Otzberg als Name der Burg und des Berges und Hering als Name der Siedlung unterscheidet. Im mundartlichen Sprachgebrauch trifft man jedoch auch die Bezeichnung Hering für den Berg und die Burg an. Eine Urkunde aus dem Jahr 1332[3] nennt den zeitweiligen Verkauf der Burg durch die Pfalz an die Herren von Frankenstein, 1374 wurden Burg und Stadt an die Grafen von Hanau verpfändet. In der Zwischenzeit hatte die Burgmannensiedlung offenbar Stadtrechte erhalten. Die eigentliche Verleihung der Stadtrechte ist zwar nicht dokumentiert, aber das erstmals 1322 erwähnte Hering wird in vielen Urkunden als Stadt genannt: 1374 Heringes die stat, 1427 Herynges daz stetlin, 1524 Herings.[1]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Hering:
»Hering (L. Bez. Dieburg) Stadt; liegt an der nördlichen Seite des Otzbergs, 3 St. von Dieburg und 11⁄4 St. von Umstadt. Hering hat 73 Häuser und 478 Einw., unter welchen sich 308 Reform., 153 Kath. und 17 Luth., so wie 23 Bauern, 21 Handwerker und 16 Taglöhner befinden. Die Kirche ist gemeinschaftlich; dagegen sind aber 2 Pfarrhäuser vorhanden. – Der Name wird von Höhering, weil hier der Wall oder Ring um die Höhe gewesen, abgeleitet. Hering war ein Lehen der Abtei Fulda, und wurde 1374 auf 9 Jahre an Hanau verpfändet, und 1390 vom Abt Friedrich an den Churfürsten Ruprecht den Aeltern verkauft. Zu dieser Zeit kommt der Ort schon als Städtchen vor. Im Jahr 1802 kam Hering von der Pfalz an Hessen.«[4]
In Meyers Konversationslexikon (1888) steht über Hering geschrieben:
»Hering, Stadt in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg, am Fuß des Otzbergs, auf dem ein festes Bergschloß steht (früher Staatsgefängnis, jetzt unbewohnt), mit (1885) 463 meist evang. Einwohnern.«[5]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hering 882 Einwohner. Darunter waren 54 (6,1 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 138 Einwohner unter 18 Jahren, 366 waren zwischen 18 und 49, 198 zwischen 50 und 64 und 180 Einwohner waren älter.[12]
Die Einwohner lebten in 405 Haushalten. Davon waren 132 Singlehaushalte, 111 Paare ohne Kinder und 123 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 84 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 261 Haushaltungen leben keine Senioren.[12]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[12]; ab 2012: Gemeinde Otzberg[15]
Das Wappen von Hering stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der blaue Hering ist ein redendes Symbol. Die Eicheln verweisen auf die historische Zugehörigkeit der Stadt zum Wildbann Dreieich.[17]
Eine offizielle Flagge wurde nie genehmigt. Es gibt jedoch eine nichtamtliche Flagge, die auf grün-weiß-grünem Flaggentuch das Gemeindewappen zeigt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Musik
Herings bekanntester Musikact ist die Band H-Borrm (Heuboden), die auf Odenwälder Mundart das Leben in lustigen „Hausmacher Rock“ verpacken. Bekannte Lieder sind neben dem Hit Brunnebau, in dem in historische Klänge gewandet mit einem Augenzwinkern die Entstehungsgeschichte des Burgbrunnens der Veste Otzberg besungen wird, die Lieder Gisela, Buddekrehm, Raache oder auch Wer wor de Held.
Weiterhin wird die Burg vom Odenwälder Shanty Chor besungen.
Waldspielplatz Hering, der im Volksmund aufgrund der ursprünglich dort aufgestellten hölzernen Spielgeräte und Schutzhütten, auch Indianerspielplatz genannt wird
Zur Gemarkung gehören im Süden auch Teile des Natura2000-Gebietes „Wald südlich von Otzberg“ (FFH-Gebiet 6119-301) mit schützenswerten Buchenwaldbeständen.[23]
Weblinks
Commons: Hering – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Februar 2021.
↑Baur, Ludwig (Hrsg.): Hessische Urkunden aus dem großherzoglichen Hessischen Haus- und Staatsarchive, Band 1: Die Provinzen Starkenburg und Oberhessen von 1016 - 1399, 1860
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.46, S.1828, Punkt 1506; Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.238.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 334 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Dezember 2022.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. Hrsg.: Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg – Untere Naturschutzbehörde (= Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg). Darmstadt 2016, ISBN 978-3-00-050136-4, S.103–106.