Zusammen mit Louis Capitan (1854–1929) und Denis Peyrony (1869–1954) entdeckte Breuil 1901 in den Höhlen Les Combarelles und Font de Gaume im Département DordogneWandmalereien der Cro-Magnon-Zeit. Diese belegen, dass es bereits vor 40.000 Jahren eine hoch entwickelte Kunst gab. 1902 lud ihn Émile Cartailhac ein, die Malereien von Marsoulas und Altamira zu studieren. Danach nahm er an der Untersuchung verschiedener Fundstellen in Frankreich, Spanien und Südafrika teil. Insbesondere ist er der erste Vorgeschichtler, der die Höhle von Lascaux besuchte und beschrieb. Viele Felsbilder erhielten ihre Namen durch Abbé Breuil und wurden durch dessen Untersuchungen bekannt. Er kopierte die Zeichnungen farbig mit der Hand. Diese wurden dann in der Fachliteratur veröffentlicht – so auch der „Dieu cornu“ oder „Zauberer von Les Trois-Fréres“ (Drei-Brüder-Höhle), ein Mann-Tier-Mischwesen (siehe auch: Gehörnter Gott).
Die prähistorische Kunst führte ihn in den 1940er und 1950er Jahren mehrfach auch ins südliche Afrika und ins heutige Namibia, wo er die bereits im Jahre 1918 entdeckten Felsbilder im Brandbergmassiv untersuchte und eines der Bilder als „Weiße Dame“ interpretierte. Heute ist sich die Forschung sicher, dass es sich um die Darstellung eines Jägers oder Kriegers handelt, doch die Namen „Dame blanche“ oder „White Lady“ blieben bis heute erhalten. Ein weiterer Irrtum Henri Breuils war die von ihm formulierte Verbindung zwischen der schwarzafrikanischen Felskunst mit der altkretischen Malerei der griechischen Frühzeit.
Veröffentlichungen
Während seines Lebens veröffentlichte Abbé Breuil über 800 kürzere Artikel in diversen Fachzeitschriften. Mit seinem Hauptwerk Quatre cent siècles d'art pariétal (1952), einer Zusammenstellung der zur damaligen Zeit bekannten altsteinzeitlichen Wandmalereien aus Frankreich, erlangte er weltweite Bekanntheit. Dieses Buch ist das Ergebnis von mehr als 700 Tagen unterirdischer Forschung. Breuil strebte darin vor allem eine genaue Wiedergabe und Beschreibung der altsteinzeitlichen Werke und ihre Datierung an.
Anmerkungen
↑Vgl. dazu Alan Houghton Broderick: Father of Prehistory. (The Abbé Henri Breuil. His Life and Times). William Morrow & Co., New York NY 1963, S. 129–142: Kapitel 7: Breuil and Religion.
↑Léon Pales: Les Gravures de La Marche. Band 1: Félins et Ours. Suivis du Félin Gravé de la Bouiche (Ariège) (= Publications de l'Institut de Préhistoire de l'Université de Bordeaux. Mémoire. 7, ZDB-ID 1125913-9). Ophrys, Paris 1969.
Literatur
Jacques Arnould: L’abbé Breuil. Le pape de la préhistoire. CLD Éditions, Tours 2011, ISBN 978-2-85443-551-1.
Arnaud Hurel: L’abbé Breuil. Un préhistorien dans le siècle. CNRS Éditions, Paris 2011, ISBN 978-2-271-07251-1.