Heinz Kahlau arbeitete nach seinem Schulbesuch zunächst als ungelernter Arbeiter in verschiedenen Berufen. 1949 ging er nach Berlin. Hier studierte er von 1953 bis 1956 an der Akademie der Künste, wo er unter anderem als Meisterschüler Bertolt Brechts unterrichtet wurde. Ab 1956 arbeitete er freischaffend. Er veröffentlichte Lyrik, Prosa und Lieder. Außerdem war er als Drehbuchautor tätig.
Nachdem ihm wegen kritischer Verse in Zusammenhang mit dem Ungarn-Aufstand 1956 Haft angedroht worden war, wurde er zwischen 1956 und 1964 zum Inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, was er 1990 freiwillig bekannte. Er hatte gehofft, dadurch der Verfolgung der Stasi zu entgehen.[2][3] In seiner Zeit als IM entstanden auch Gedichte, die den Bau der Berliner Mauer bejahten.[4]
Zu Lebzeiten erschienen etwa zwanzig Lyrikbände von Heinz Kahlau. Sein bekanntestes Werk ist der Band Du, eine Sammlung von Liebesgedichten.
Zu seinem 75. Geburtstag zog er sich aus Berlin auf die Insel Usedom zurück, wo er weiterhin als Autor arbeitete.
Kahlau war mehrfach verheiratet, darunter in kurzer Ehe mit der Schriftstellerin Gisela Steineckert.
Nachrufe
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien ein Nachruf von Oliver Jungen, der beschreibt, dass das Werk Kahlaus sich aus einer Urform der Lyrik, der Panegyrik, speist: „Seit der Genieepidemie gerät in Vergessenheit, dass die wahre Wurzel der Poesie die Gebrauchslyrik war: panegyrischer Gesang, Memorieren historischer Schicksale, politische Überzeugungsarbeit. Das neue Ideal heißt Subjektivität - und damit Unbedeutsamkeit. Einer aber sträubt sich gegen leeres Virtuosentum: Der auflagenstärkste deutsche Dichter der Gegenwart ist ein wackerer Rhetoriker unter den Poeten.“ Kahlau sei stets dem Ideal des Sozialismus zugetan geblieben: „In der DDR schrieb er ohne falsche Scham, was geschrieben werden musste: Soldatenlieder, Traktoristengedichte, FDJ-Hymnen, engagierte Drehbücher, ein lobendes Poem über den Mauerbau, überhaupt Agitprop-Lyrik, aber auch kritische Kommentare und sehnsuchtsvolle Liebesgedichte. […] Kahlau dichtet verständlich, doch nicht kunstlos: Die Form hilft stets, eine Idee zur Geltung zu bringen, statt wie so oft Belangloses zu verrätseln.“[2]
Kahlau, Heinz. In: Kurt Böttcher (Gesamtredaktion): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1974; Band 1, S. 436
↑ abOliver Jungen: Mauersegler. Zum Tod des deutschen Dichters Heinz Kahlau. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 11. April 2012, S. 27.
↑Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Ch. Links, Berlin 1996, ISBN 3-86153-121-6; S. 482 ff.