Im Mai 1928 wurde er ins Auswärtige Amt einberufen und im Juli 1931 als Attaché nach Tokio beordert. Er stiftete – aus seinem privaten Einkommen[2] – den Gedenkstein „Ein Deutscher den jungen Rittern von Aizu“ in Aizu-Wakamatsu.[3] Zum 1. Juni 1933 trat von Etzdorf in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 3.286.356).[4] Im Oktober 1934 wurde er persönlicher Sekretär von Konstantin Freiherr von Neurath. Denselben Posten bekleidete er ab Februar 1937 bei Botschafter Ulrich von Hassell in Rom. Am 30. Januar 1938 trat er in die SA ein, in der er zuletzt Obersturmbannführer (Oberstleutnant) war.
Im Juni 1938 wurde von Etzdorf in die Personalabteilung des Auswärtigen Amtes beordert. Als Rittmeister der Reserve war er ab September 1939 Verbindungsmann zwischen StaatssekretärErnst Freiherr von Weizsäcker und dem Chef des Generalstabs des Heeres, Franz Halder. Gemeinsam mit dem Abteilungsleiter im Amt Ausland/Abwehr, Helmuth Groscurth, und dem Chef der Ministerbüros im Auswärtigen Amt, Erich Kordt, verfasste von Etzdorf im Oktober 1939 die Denkschrift „Das drohende Unheil“. Dabei handelte es sich um eine Aufforderung an die militärische Führung zum Hochverrat angesichts des geplanten Westfeldzuges.[5] Nach dem Frankreichfeldzug resignierte von Etzdorf, wenngleich er mit führenden Hitler-Gegnern wie dem im Februar 1938 zur Disposition gestellten von Hassell und Generalquartiermeister Eduard Wagner in engem Kontakt stand. In die zum 20. Juli 1944 führenden Umsturzvorbereitungen war von Etzdorf nicht aktiv involviert. Jedoch informierte er seinen Freund und Kollegen Werner von Schmieden am 19. Juli 1944 am Rande des Attentats im Hauptquartier „Wolfsschanze“ im Auftrag des Generalquartiermeisters, General Eduard Wagner, dass mit dem Eintreten des Eventualfalles innerhalb der nächsten 24 Stunden zu rechnen wäre.[6] Nach dem gescheiterten Attentat informierte Werner von Schmieden Etzdorf.
Im Februar 1945 wurde von Etzdorf zum Generalkonsul in Genua ernannt und konnte noch dazu beitragen, Hafenanlagen und Industriebetriebe der Stadt vor der von Hitler befohlenen, aber von General Günther Meinhold verweigerten Zerstörung zu bewahren. Von Kriegsende bis August 1947 war er interniert. Im Rahmen einer 1950 durchgeführten „Prüfung, ob durch die Personalpolitik Mißstände im Auswärtigen Dienst eingetreten sind“ wurde er vom Untersuchungsausschuss für geeignet zur Weiterverwendung im Auswärtigen Dienst erachtet. Maßgeblich für diese Einstufung war demnach, dass er selbständig einen Widerstand entwickelt hatte, der ihm, wenn er entdeckt worden wäre, sicher das Leben gekostet hätte.[7] Ab 1950 arbeitete von Etzdorf im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland. Von 1956 bis 1958 war er Botschafter in Kanada.[8] Zuletzt war er von September 1961 bis März 1965 deutscher Botschafter in Großbritannien.
Wegen seiner Mitgliedschaft zur NSDAP musste Etzdorf im Frühjahr 1939 wieder aus dem Johanniterorden austreten, dort war seit 1931 Ehrenritter, in der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft der Kongregation.
Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 1: Johannes Hürter: A–F. Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-71840-1.
Rainer A. Blasius: Hasso von Etzdorf – vom Königlich Preußischen Leutnant zum Botschafter der Bundesrepublik. In: Sebastian Sigler (Hrsg.): Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler. Duncker & Humblot, Berlin 2014. S. 115–140, ISBN 978-3-428-14319-1.
↑Werner von Schmieden: Im Hauptquartier, am Rande des Attentats, 20. Juli 1944 – Aufzeichnungen.
↑Dr. Brill: Prüfung, ob durch die Personalpolitik Mißstände im Auswärtigen Dienst eingetreten sind. Hrsg.: Deutscher Bundestag. Drucksache Nr.3465 (bundestag.de [PDF]).