Berufliche Tätigkeit, Politik und öffentliche Ämter
Ab 1946 arbeitete Schlegelberger am Kreiswohlfahrtsamt und später als Kreissyndikus in Flensburg. Seit 1953 war er Mitglied der CDU. Er war jahrelang Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Flensburg. Von 1954 bis 1961 war er Landrat des Kreises Flensburg. Von 1958 bis 1975 war er Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein und von 1958 bis 1961 Vorsitzender des Finanzausschusses. Er zog stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Flensburg-Ost in den Landtag ein. Am 6. November 1961 wurde er als Finanzminister in die von MinisterpräsidentKai-Uwe von Hassel geführte Landesregierung von Schleswig-Holstein berufen. Am 1. Mai 1963 wechselte er in das Amt des Innenministers in der mittlerweile von Ministerpräsident Helmut Lemke geleiteten Regierung.[7] Ab dem 14. Februar 1963 war Schlegelberger außerdem Stellvertreter des Ministerpräsidenten. Nach der Landtagswahl 1971 schied er am 24. Mai 1971 aus dem Amt.
Ehrenämter
Schlegelberger war viele Jahre Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Landesverband Schleswig-Holstein. Von 1979 bis 1991 war er Vizepräsident des DRK, zuletzt Präsident des DRK Berlin. 1993 wurde die Persönlichkeit Schlegelbergers zu dessen 80. Geburtstag ausdrücklich gewürdigt: „Unsere Jugend braucht Vorbilder wie Sie.“ (Bundeskanzler Helmut Kohl), „Ihr ganzes Leben war dem Dienen am Gemeinwohl gewidmet“, (Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen), „Schlegelbergers Lebensweg sei gekennzeichnet vom Einsatz für ein friedliches, tolerantes Miteinander der Menschen“ (Berliner Morgenpost).[8]
1995 folgte sein Rücktritt nach Vorwürfen wegen SA-Zugehörigkeit, dreimaligen Antrags auf NSDAP-Mitgliedschaft und Anwesenheit bei Hinrichtungen wegen Bagatelldelikten.[9][10]
Hartwig Schlegelbergers Vater Franz Schlegelberger war von 1931 bis 1942 Staatssekretär im Reichsministerium der Justiz, der im NürnbergerJuristenprozess wegen Kriegsverbrechen zu lebenslangemZuchthaus verurteilt worden war, wegen Haftunfähigkeit aber vorzeitig entlassen wurde. Sein älterer Bruder, Günther Schlegelberger, trat nach dem Krieg in den Auswärtigen Dienst ein und starb 1974 als deutscher Botschafter in Panama. Hartwig Schlegelberger war mit Luise geb. Freifrau von Rotberg (1913–1982) verheiratet und hinterließ zwei Töchter.
1973 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
Veröffentlichungen
CDU – der Zeit voran. Die CDU und der Arbeitnehmer. Eine Rede vor dem Arbeitskreis CDU und Arbeitnehmerschaft auf dem Landesparteitag der CDU Schleswig-Holsteins 1964 in Husum, Hannover 1964
mit Johannes Hoffmeyer: Der europäische Aufbruch. Grenze als Frage und Antwort. Studien über das Verhältnis Deutschland – Dänemark. Flensburg 1969
Die moderne Gesundheitspolitik der CDU, Kiel 1971
mit Gerhard Schmidt: Perspektiven deutscher Kulturarbeit in Schleswig-Holstein und Nordschleswig. Sankelmark 1981
mit Wolfgang Böning und Albert von Mutius: Finanzkontrolle im föderativen Staat, Heidelberg 1982
Wege zur Demokratie und zum Rechtsstaat in Preußen, Schleswig-Holstein und der Bundesrepublik Deutschland. Zum 70. Geburtstag von Minister a. D. Dr. Hartwig Schlegelberger. Institut für Regionale Forschung und Information (Hrsg.), Flensburg 1983.
Matthias Schartl, Claudia Koch: Landräte und Kreispräsidenten im Kreis Schleswig-Flensburg: 1867–2008. Kulturstiftung des Kreises Schleswig-Flensburg, 2009, ISBN 3-935741-06-5, S. 65–68.
↑Evangelische Akademie Nordelbien: Schleswig-Holstein unter dem Hakenkreuz. Evangelische Akademie Nordelbien, 1984, S.245 (google.com [abgerufen am 28. März 2024]).
↑Zersetzende Elemente. Das Deutsche Rote Kreuz in Berlin steht zu seinem Präsidenten, einem ehemaligen Richter der Nazizeit. In: Der Spiegel. Nr.8, 1995, S.94, 96 (online).
↑Christoph Dowe: Wie am Fließband? DRK-Präsident Schlegelberger nahm möglicherweise an mehr Hinrichtungen teil, als er bisher zugegeben hat. In: Die Tageszeitung: taz. 1. April 1995, ISSN0931-9085, S.34 (taz.de [abgerufen am 28. März 2024] Beitrag zur möglichen Teilnahme an Hinrichtungen und Überprüfungen der Staatsanwaltschaft Kiel).
Stellvertreter des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein