Hans Folz, der seine Lateinkenntnisse wahrscheinlich in einer Wormser Stadtschule erworben hatte, ließ sich nach seinen Wanderjahren, die ihn nach Nordspanien und Augsburg führten, 1459 in Nürnberg nieder und wurde am 1. November[2] 1459 dortiger Bürger. Er wurde dort 1486 als Barbier-Meister beurkundet, war zudem auch ein Wundarztmeister und kannte sich durch autodidaktischen Wissenserwerb in der akademischen Medizin, wie beispielsweise aus einigen seiner Reimpaarsprüche[3] hervorgeht, aus. In dieser Rolle erlangte er das Amt des Geschworenen Meisters der Wundarznei und des Barbierhandwerks und vertrat als solcher die Interessen seines Berufsstandes in der Stadt, hatte also in der Schicht der Handwerker eine gehobene Stellung. Sein Vermögen erlaubt ihm 1493 den Kauf erblichen Grundbesitzes innerhalb der Stadtmauern.[4] Agnes, seine Frau in erster Ehe, starb 1499. Seine zweite Frau Elsbet überlebte ihn.[5]
Er trat als Dichter im Meistersang auf, vermutlich mehr aus eigenem Antrieb. Teile seines Werkes scheinen jedoch in Auftragsarbeit entstanden zu sein. Er gilt als Reformator des Meistersangs, da er die bis dato geltenden Konventionen durchbrach und statt der zulässigen Töne der zwölf „Alten Meister“ weitere 27 neue Töne etablierte. Seine etwa 100 Meisterlieder widmen sich vorwiegend religiösen Fragen. Dem späteren Meistersänger Hans Sachs bereitete sein Schaffen den Weg. Neben seinem Meistergesang verfasste Folz weitere Literatur, etwa derbe Schwänke, aber auch feine, kunstvoll ausgebaute Schauspiele unter Ausnutzung der zeitgenössischen Dramaturgie. Sieben Fastnachtsspiele sind von ihm namentlich bekannt, fünf weitere werden ihm zugeschrieben. Diese Spiele stehen stilistisch in der Tradition Hans Rosenplüts, zeichnen sich aber sprachlich durch eine feinere, gewandtere Sprache aus. Seine rabiat vorgetragene Judenfeindlichkeit vor allem in den Fastnachtspielen „Die alte und die neue Ehe“ und „Der Herzog von Burgund“, die beide in der öffentlichen Demütigung und Misshandlung von Juden gipfeln, machen ihn zu einem Vertreter des literarischen Antijudaismus im Mittelalter.[6]
Seine Werke ließ er zwischen 1479 und 1488 in Form von Broschüren drucken und widmen sich lyrisch, doch in ernsthafter und gewählter Form auch ökonomischen, moralischen, katechetischen oder dogmatischen Fragen oder Berichten über zeitgenössische Ereignisse und Persönlichkeiten. In einer, auch Inhalte des Werks Tractatus de balneis naturalibus von Felix Hemmerlin enthaltenden bäderheilkundlichen Schrift[7] referierte er über die „Gute Lehre von allen Wildbädern“.[8]
Wahrsagebeeren. 1497; in der zweiten Fassung von 1485/86 zu einer antijüdischen Polemik verändert.[10]
Dises puchlein saget uns von allen paden, die von natur heiß sein. (Bäderbüchlein), um 1480. Als Faksimile herausgegeben und kommentiert von Rüdiger Krüger. helfant edition, Stuttgart 1995.
Johannes Janota: Folz, Hans. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 2. De Gruyter, Berlin 1980, Sp. 769–793.
Hanns Fischer (Hrsg.): Hans Folz: Die Reimpaarsprüche und Prosa. München 1961 (= Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters, 1).
Wolfgang Wegner: Folz, Hans. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 408.
Hans Folz bei Oskar Frankl: Der Jude in der deutschen Dichtung des 15., 16. und 17. Jahrhunderts. Diss. phil. Universität Wien. Papauscheck, Mährisch-Ostrau 1905 UND Verlag Robert Hoffmann, Leipzig 1905, S. 15ff.[13]
↑Harry Kühnel: Die Sachkultur bürgerlicher und patrizischer Nürnberger Haushalte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. In: Trude Ehlert (Hrsg.): Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposions vom 6.–9. Juni 1990 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit einem Register von Ralf Nelles. Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4156-X, S. 15–31, hier: S. 16.
↑William C. Crossgrove: Medical Parody and Medical Practice in Medieval German. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 14, 1996, S. 269–277; hier: S. 273–275.
↑Naomi Lubrich, Caspar Battegay: Jüdische Schweiz: 50 Objekte erzählen Geschichte. Hrsg.: Jüdisches Museum der Schweiz. Christoph Merian, Basel 2018, ISBN 978-3-85616-847-6, S.46–49.
↑Frank Fürbeth: Bibliographie der deutschen oder im deutschen Raum erschienenen Bäderschriften des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 217–252, hier: S. 221–222.
↑Antonius Lux (Hrsg.): Große Männer der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1960, S. 140.
↑Erfurt/Gotha, UFB Erfurt - Forschungsbibliothek Gotha Chart. B 1032
↑Vgl. auch Hans Folz. In: Theodor Hampe: Gedichte vom Hausrat aus dem XV. und XVI. Jahrhundert. Straßburg 1899, S. 1–8.
↑ abJohann Georg Theodor Gräße: Lehrbuch einer allgemeinen Literaturgeschichte aller bekannten Völker der Welt, von der ältesten bis in die neueste Zeit. Arnoldische Buchhandlung, Dresden Leipzig 1842. Band 2, Seite 965. Digitalisat
↑hier lateinische Schrift; auch als Scan in Fraktur bei der Universität Toronto, Bibliothek, verfügbar