Das Staatsexamen zum Lehramt in Mathematik, Physik und Chemie schloss er im April 1936 ab. Im Jahr 1938 wurde er an der Universität zu Berlin mit der Dissertation „Methode zur näherungsweisen Berechnung des Risikoreservefonds in der Lebensversicherung unter Benutzung der Momente“ promoviert. Sein Doktorvater war Paul Riebesell (1883–1950). Im Jahr 1941 wurde er zum Kriegsdiensteinberufen und fast unmittelbar ins OKH/In 7/VI versetzt. Ab dem 3. Februar 1941 arbeitete er im Referat 7 „Sicherheit eigener Verfahren“ zunächst unter Carl Boehm (1873–1958) und, nach dem Weggang von Boehm, ab April 1941 unter dessen vorherigem Stellvertreter Hans Pietsch (1907–1967).[5]
Nach der deutschen Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten am 11. Dezember 1941 wurde bei OKH/In 7 ein „Amerikanisches Referat“ errichtet, in das Luzius versetzt wurde.[6] Einer seiner ersten kryptanalytischen Erfolge, die er dort erzielen konnte, war der Bruch des amerikanischen Strip Cipher (Bild) (deutsch„Streifenschieber“), das kryptographisch dem Chiffrierzylinder M-94 entsprach, jedoch anstelle der Scheiben einfache Streifen benutzte, die leichter ausgetauscht werden konnten. Es gab Verfahren unter Verwendung von 25 und mit 30 Streifen.
Im Jahr 1943 gelang es ihm zusammen mit seinen Kollegen Rudolf Kochendörffer (1911–1980), Willi Rinow (1907–1979) und Friedrich Steinberg in die M-209 einzubrechen, eine ursprünglich vom schwedischen KryptologenBoris Hagelin (1892–1983) entwickelte Rotor-Chiffriermaschine, die während des Zweiten Weltkriegs beim US-Militär weit verbreitet war. Von deutscher Seite wurde sie als AM-1 für „Amerikanische Maschine Nr. 1“ bezeichnet.
Gegen Ende des Krieges, im Oktober 1944, wurde die Nachrichtenaufklärung des deutschen Heeres umstrukturiert und zusammengelegt. So entstand die Dienststelle des Generals der Nachrichtenaufklärung (GdNA). Unmittelbar vor Kriegsende wandten sich große Teile des OKH nach Süden mit Ziel Bad Reichenhall. Luzius hingegen verschlug es nach Norden, zuletzt nach Flensburg, wo er dann nach dem Krieg lebte. Er engagierte sich in der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und verfasste in der Zeit zwischen 1956 und 1964 mehrere Veröffentlichungen.[7]
↑Army Security Agency: Notes on German High Level Cryptography and Cryptanalysis. European Axis Signal Intelligence in World War II, Vol 4, Washington (D.C.), 1946 (Mai), S. 4–10.
↑TICOM/I-211: Preliminary Interrogation of Dr. Hans-Peter Luzius of OKH/In. 7.archive.org (englisch), S. 2.