Ist ein topologischer Raum und kompakt, so ist durch eine Halbnorm auf dem Raum aller stetigen Funktionen gegeben. Hier wird verwendet, dass stetige Funktionen auf kompakten Mengen beschränkt sind und daher das Supremum endlich bleibt.
Auf dem Dualraum eines normierten Raumes definiert für und eine Halbnorm.
Auf der Menge der beschränkten linearen Operatoren lassen sich durch () sowie durch () Halbnormen definieren.
Eigenschaften
Durch Setzen von in der Definition folgt sofort
,
die Halbnorm des Nullvektors ist damit null. Im Gegensatz zu Normen kann es aber auch Vektoren geben, deren Halbnorm ist. Durch Setzen von folgt dann aus der Subadditivität (auch Dreiecksungleichung genannt) und der absoluten Homogenität die Nichtnegativität
für alle . Durch Setzen von sieht man weiter, dass eine Halbnorm symmetrisch bezüglich Vorzeichenumkehr ist, das heißt
Umgekehrt ist jede absolut homogene und konvexe Funktion subadditiv und damit eine Halbnorm, was durch Setzen von und Multiplikation mit ersichtlich ist.
Restklassenbildung
Aufgrund der absoluten Homogenität und der Subadditivität ist die Menge
definiert werden. Der Vektorraum aller Äquivalenzklassen aus obiger Äquivalenzrelation ist zusammen mit der Halbnorm ein normierter Raum. Man nennt diesen Vorgang Restklassenbildung in bezüglich der Halbnorm und bezeichnet als Faktorraum. Diese Konstruktion kommt beispielsweise bei der Definition der Lp-Räume zum Einsatz.
Familie von Halbnormen
In der Funktionalanalysis werden im Bereich der lokalkonvexen Vektorräume nicht zuletzt Familien von Halbnormen betrachtet. Mit diesen kann es möglich sein, auf dem ursprünglichen Vektorraum eine Topologie zu definieren, die ihn zu einem topologischen Vektorraum macht. Dazu legt man fest, dass die Menge offen ist, falls für ein und endlich viele Indizes existieren, sodass
für alle gilt.
In diesem Zusammenhang sind Familien mit einer bestimmten Trennungseigenschaft von besonderem Interesse. Eine Familie von Halbnormen heißt trennend, falls es für jedes mindestens eine Halbnorm gibt, so dass gilt. Ein Vektorraum ist nämlich genau dann bezüglich der oben erklärten Topologie hausdorffsch, wenn die Familie von Halbnormen trennend ist. Solch ein topologischer Vektorraum wird lokalkonvexer Vektorraum genannt.[2]
Ein Satz von Gelfand
In der Funktionalanalysis gehört zu den zahlreichen Resultaten, die hier von dem MathematikerIzrail M. Gelfand geliefert wurden, ein Satz, der die Frage behandelt, wie die Halbnormen auf einem reellennormierten Raum mit der gegebenen Norm verknüpft sind. Der Satz geht auf eine Arbeit Gelfands aus dem Jahr 1936 zurück.[3]
Formulierung des Satzes
Anknüpfend an die Darstellung in der Monographie von Kantorowitsch/Akilow lässt sich der Satz folgendermaßen formulieren:[4]
Gegeben seien ein normierter -Vektorraum und darauf eine numerische Funktion, welche die oben genannten Eigenschaften einer Halbnorm aufweist.[A 2]
Izrail M. Gelfand: Sur le lemme de la théorie des espaces linéaires. In: Sap. matem. t-wa. Band4, 1936, S.35–40 (französisch).
L. W. Kantorowitsch, G. P. Akilow: Funktionalanalysis in normierten Räumen. In deutscher Sprache herausgegeben von Prof. Dr. rer. nat. habil. P. Heinz Müller, Technische Universität Dresden. Übersetzt aus dem Russischen von Heinz Langer, Dresden, und Rolf Kühne, Dresden. Verlag Harri Deutsch, Thun / Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-87144-327-1 (MR0458199).
↑In ihrer Monographie bezeichnen Kantorowitsch und Akilow eine derartige numerische Funktion auf einem reellen normierten Raum als konvexes Funktional. Dabei lassen sie ausdrücklich auch als -Wert zu und fordern dabei die absolute Homogenität allein für mit .
Einzelnachweise
↑Walter Rudin: Functional Analysis. McGraw-Hill, New York 1991, S.24–25 (englisch).
↑Walter Rudin: Functional Analysis. McGraw-Hill, New York 1991, S.26–27 (englisch).
↑Kantorowitsch/Akilow: Funktionalanalysis in normierten Räumen. 1978, S. 206–207