Das für die Stoffgruppe namensgebende Häm b ist als eisenhaltiger Farbstoff in roten Blutkörperchen enthalten. Eingebaut in das Protein von Globin-Ketten bildet es Hämoglobin, das in den Erythrozyten für die Sauerstoffaufnahme des Körpers eine zentrale Rolle spielt. Andere Häme als Häm b sind in Bakterien und Pflanzen anzutreffen.
Häme sind eisenhaltige Porphyrinkomplexe. Die Häme im engeren Sinn unterscheiden sich zunächst in den funktionellen Gruppen, die an das Porphyringerüst gebunden sind.
Während Häm c kovalent an die Thiolgruppen von Cysteinresten im Protein gebunden ist, ist dies bei Häm a und b auf nicht-kovalente Weise der Fall. Ansonsten unterscheiden sich Häm b und c nicht. Durch Austauschen von bestimmten Aminosäuren mit Cystein im gebundenen Protein können b/c-Mischformen erzeugt werden, die unterschiedliche Eigenschaften haben.
Häme werden in Lebewesen aus den Porphyrinen synthetisiert. Die Abbauwege führen dagegen über Biliverdin und Bilirubin zu nicht weiter abbaubaren Tetrapyrrolen, den Gallenfarbstoffen, die ausgeschieden werden.
Häm b entsteht durch Einbau von zweiwertigem Eisen in Protoporphyrin IX mithilfe des Enzyms Ferrochelatase.
+ Fe2+ ⇔ + 2H+
Häm a als Bestandteil der Cytochrom c-Oxidase wird beim Menschen in zwei Schritten aus Häm b erzeugt. Mittels der mitochondriellen Protohäm-IX-Farnesyltransferase (COX10) entsteht zunächst Häm o, das mittels eines weiteren Enzyms namens COX15 an der 18-Position hydroxyliert wird; als Cofaktoren sind Ferredoxin und die entsprechende Ferredoxin-Reduktase notwendig. Der letzte Schritt der Umwandlung zum Aldehyd wird von einem im Mensch unbekannten Enzym katalysiert, das in Bacillus subtilis als das Genprodukt des ctaA-Gens identifiziert wurde.[2][3][4][5]
Die Abbauprodukte des Häms heißen Gallenfarbstoffe. Die Hämooxygenase wandelt das rote Häm noch im Blut unter Sprengung des Porphyrinrings und unter Eisen- und Kohlenmonoxidabspaltung zum grünen Biliverdin um. Galle besitzt eine typische gelbliche bis grünliche Färbung, abhängig vom wechselnden Gehalt an Biliverdin und orange-rotem Bilirubin; letzteres wird von der Biliverdin-Reduktase durch Reduktion aus Biliverdin hergestellt. Ausgeschieden werden die Gallenfarbstoffe vorwiegend mit dem Urin (als gelbe bis orange UrochromeSterkobilin, Urobilinogen und Urobilin) bzw. mit dem Kot (als Koprochrome ebenfalls Sterkobilin, Bilifuscin und Mesobilifuscin).
Auch weitere Abbauprodukte des Bilirubins wie das farblose Sterkobilinogen (das durch Darmbakterien zu den braunen Dipyrrolen Mesobilifuchsin und Bilifuchsin umgesetzt wird) tragen zur normalen Stuhlfarbe bei. Teilweise werden Bilirubinabbauprodukte wieder resorbiert und mit dem Urin ausgeschieden.
Pathologie
Jedes der bei der Biosynthese und beim Abbau beteiligten Enzyme kann einen Defekt aufweisen, was zu jeweils einer typischen erblichen (seltenen) Stoffwechselstörung führt. Die bei der Porphyrinbiosynthese auftretenden Defekte wie auch der Ferrochelatase-Mangel werden unter dem Namen Porphyrie zusammengefasst. Defekte bei der Häm-a-Synthese, also COX-10- und COX-15-Mangel führen dagegen zum Leigh-Syndrom.
↑A. Pallavicini, E. Negrisolo, R. Barbato u. a.: The primary structure of globin and linker chains from the chlorocruorin of the polychaete Sabella spallanzanii. In: J. Biol. Chem. Band276, Nr.28, Juli 2001, S.26384–26390, doi:10.1074/jbc.M006939200, PMID 11294828.
↑M. Bugiani, V. Tiranti, L. Farina, G. Uziel, M. Zeviani: Novel mutations in COX15 in a long surviving Leigh syndrome patient with cytochrome c oxidase deficiency. In: J. Med. Genet. Band42, Nr.5, Mai 2005, S.e28, doi:10.1136/jmg.2004.029926, PMID 15863660, PMC 1736058 (freier Volltext).
↑A. L. Sonenshein, James A. Hoch, Richard Losick: Bacillus subtilis and its closest relatives. ASM Press, 2002, ISBN 1-55581-205-8, S. 174.
↑M. H. Barros, F. G. Nobrega, A. Tzagoloff: Mitochondrial ferredoxin is required for heme A synthesis in Saccharomyces cerevisiae. In: J. Biol. Chem. Band277, Nr.12, März 2002, S.9997–10002, doi:10.1074/jbc.M112025200, PMID 11788607.
↑F. Fontanesi, I. C. Soto, D. Horn, A. Barrientos: Assembly of mitochondrial cytochrome c-oxidase, a complicated and highly regulated cellular process. In: Am. J. Physiol., Cell Physiol. Band291, Nr.6, Dezember 2006, S.C1129–C1147, doi:10.1152/ajpcell.00233.2006, PMID 16760263 (physiology.org).