Gustav V. war der älteste Sohn von Oskar II. von Schweden und dessen Gemahlin Sophia von Nassau. Schüchtern, reserviert und Pomp verabscheuend, verweigerte er eine Krönungszeremonie, was ihn zum ersten „ungekrönten“ König von Schweden machte. Seit 1917 regierte er als de factoparlamentarischer Monarch.
Durch sein außenpolitisches Agieren entstand während seiner Herrschaft ein enges Bündnis der skandinavischen Staaten, obwohl Norwegen sich erst 1905 für unabhängig von Schweden erklärt hatte. Nicht zuletzt wegen seines außenpolitischen Einflusses konnte Schweden während des Ersten Weltkrieges seine Neutralität erhalten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde er zum Symbol der nationalen Einheit. Zwar war der König das Staatsoberhaupt, praktisch allerdings eher Besprechungspartner und Ratgeber der Staats- und Außenminister. Nuancen der Außenpolitik konnte er doch beeinflussen. So lehnte er in einem Diktat zum Regierungsprotokoll im Februar 1940 Finnlands wiederholte Frage, ob Schweden im Winterkrieg militärisch Hilfe leisten werde, mit diplomatischeren Worten ab als der Staatsminister in seinem Kommuniqué. Zu einer politischen Krise kam es im Frühsommer 1941, als er angeblich mit der Abdankung gedroht haben soll, wenn die schwedische Regierung der deutschen 163. Infanterie-Division nicht erlauben würde, Schweden auf dem Weg von Norwegen nach Finnland zu durchqueren (Mittsommerkrise). In den Jahren nach dem Krieg wurde ihm deshalb eine persönliche Verantwortung für die „deutschfreundliche“ Politik der Kriegsjahre zugeschrieben.
Innenpolitik
Innenpolitisch betrieb Gustav vorerst eine konservative Politik. So setzte er sich 1911 gegen die Liberalen durch, als er einen stärkeren Ausbau der Streitkräfte erreichte. Ein weiterer Eingriff in die Tagespolitik war die Rede, die er am 6. Februar 1914 vor aus dem ganzen Land herbeigezogenen königstreuen Bauern hielt (Borggårdstalet). Sie war nicht vom Staatsminister gegengelesen worden – womit dieser die verfassungsmäßige Verantwortung übernommen hätte – und führte in der Folge zu einer Verfassungs- und Regierungskrise (Borggårdskrise). Nach dem Rücktritt der liberalen Regierung Karl Staaff bildete Gustav ein Beamtenministerium unter Hjalmar Hammarskjöld, das bis 1917 im Amt blieb. Später nahm er die Rolle des Monarchen zurück und trug damit dazu bei, dass Schweden eine parlamentarische Demokratie wurde. 1917 wirkte Gustav entschieden – unter anderem gegen seine eigene Gattin – bei der Durchsetzung der sozialdemokratischen Forderungen nach einer Demokratisierung mittels einer Wahlrechtsreform mit. Im Oktober dieses Jahres ernannte er eine Regierung unter der Leitung von Nils Edén mit dem Sozialdemokraten Hjalmar Branting als Finanzminister. Die Revolutionswelle, die Europa erfasste, konnte dadurch abgewehrt werden.
Krise der Monarchie
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Gustav musste die Monarchie immer wieder gegen politische Kräfte von links und von rechts verteidigen. Liberale und Demokraten, darunter viele Freikirchliche, sahen die Konstitution und die Monarchie als ungeeignet für eine erfolgreiche moderne Gesellschaft. Kreise, die in der skandinavischen Geschichte oft als Aktivisten bezeichnet werden, sahen dagegen das Königshaus als zu nachgiebig gegenüber den separatistischen und radikalen Norwegern, die „immer neue Krisen erfunden“ hatten, um die Personalunion (1814–1905) zwischen Schweden und Norwegen zu beenden. Als Schwäche wurde es dem König auch angekreidet, nicht an der Seite Deutschlands in den Ersten Weltkrieg eingetreten zu sein oder Finnlands Regierung während des sozialistischen Aufruhrs 1918 nicht militärisch unterstützt zu haben.
Den konservativen Kritikern war Gustav zu demokratisch, den aktivistischen Kritikern zu weich und friedlich, und wieder anderen schien er zu konservativ zu sein. Des Königs geschiedener Sohn Prinz Wilhelm lebte nach dem Ersten Weltkrieg mit einer unebenbürtigen Lebensgefährtin, und mit nur einer Ausnahme heirateten alle männlichen Enkelkinder des Königs unebenbürtig, was zu wiederholten Konflikten in der Familie und auch in der Presse führte. Die morganatischen Ehen wurden letztlich genehmigt, die Prinzen mussten jedoch aus dem Königshaus austreten und auf die königlichen und adligen Rechte verzichten. Nach dem Tod des Prinzen Gustav Adolf (Sohn des damaligen Kronprinzen und späteren Königs Gustav VI. Adolf, Vater des heutigen Königs Carl XVI. Gustaf) 1947 bei einem Flugzeugabsturz in Dänemark bestand die Liste der thronfolgeberechtigten Prinzen daher nur noch aus dem neun Monate alten Prinzen Carl Gustaf (dem heutigen König) und einigen älteren Prinzen, die kaum Aussichten auf eigene Söhne hatten (siehe auch: Thronfolge (Schweden)).
Gustav war ein begeisterter Jäger und – unter dem Namen „Mr G“ – ein hervorragender Tennisspieler, zu seinen Trainern zählte Gottfried von Cramm. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er den Vorsitz des königlichen Tennisclubs KLTK.[1]
Seine Ehe mit Viktoria von Baden war kalt; Gustav hatte mehrere homosexuelle Beziehungen,[2] und Viktoria lebte größtenteils in Italien, wo sie eine enge Freundschaft mit dem Arzt Axel Munthe pflegte.
König Gustav V. liegt in der Stockholmer Riddarholmskyrka begraben. Er ist der letzte König, der in dieser Kirche beigesetzt worden ist, heutiger Begräbnisplatz der Familie Bernadotte ist der Königliche Friedhof Haga.