Die Geschichte der Nutzfahrzeugindustrie beginnt mit der Erfindung von Omnibus und Lastkraftwagen Ende des 19. Jahrhunderts. Bis zum Ersten Weltkrieg entfaltete sich eine vielfältige Nutzfahrzeugindustrie, in der sich zahlreiche Unternehmen im Nutzfahrzeugbau engagierten. Technisch entwickelten sich die Nutzfahrzeuge in dieser Zeit aus Fuhrwerken bzw. Kutschen abgeleiteten Bauformen zu technisch anspruchsvolleren aber aus heutigen Maßstäben immer noch relativ einfach konstruierten Fahrzeugen weiter.
Während vor allem aus den USA und England durch Konversion der unter Kriegswirtschaft entwickelten Industrien mit zunehmender Massenproduktion ein großes Angebot auf einen sich weltweit rasch entwickelnden Markt traf, wurde speziell in Deutschland die gesamte Industrie durch die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik in zwei Staaten mit unterschiedlichen Wirtschaftssystemen geteilt, so dass auch die Geschichte der deutschen Nutzfahrzeugindustrie getrennte Wege nahm:
Im Westen entfaltete sich das Wirtschaftswunder, in dem auch die deutsche Nutzfahrzeugindustrie eine Blütephase erlebte. Mit Ende des Wirtschaftswachstums setzte ab Mitte der 1960er-Jahre eine Konsolidierung und Konzentration der deutschen Nutzfahrzeugindustrie auf nur noch zwei große Lkw-Hersteller bis 1980 ein (Mercedes-Benz und MAN).
Die Fahrzeuge wurden komfortabler und leistungsstärker. Der Dieselmotor setzte sich durch und verdrängte mit dem Benzinmotor und dem Zweitaktmotor vormals bedeutende Antriebsvarianten.
Entwicklung nach Ende des Kalten Krieges (ab 1990)
Nach Ende des Kalten Krieges und dem Mauerfall internationalisierte sich der Nutzfahrzeugmarkt weiter und neue Absatzmärkte brachten der Industrie weltweiten Aufschwung. Später traten mit China und anderen asiatischen Anbietern neue Herausforderer auf einen zunehmend gesättigten Markt. In dieser Zeit setzt sich vor allem die zunehmende Digitalisierung der Fahrzeugelektrik mit zahlreichen Innovationen der Motorsteuerung und Fahrzeugsicherheit durch. Die Weiterentwicklung der Motoren wurde geprägt von Bemühungen um Einsparung von Kraftstoff und geringere Schadstoffemission, in deren Zuge Abgasturbolader und Direkteinspritzung zum Standard wurden.
Bis heute stellt die Nutzfahrzeugindustrie weltweit und besonders auch in Deutschland einen volkswirtschaftlich bedeutenden Wirtschaftszweig dar, der im Schatten der populäreren Pkw-Industrie oft zu wenig wahrgenommen wird. Im Zeichen des Klimawandels und einer nicht nur in Deutschland zunehmenden Diskussion um Luftschadstoffe gerät auch die Nutzfahrzeugindustrie international unter neuen Innovationsdruck, insbesondere mit Bussen und Schienenfahrzeugen möglichst rasch emissionsfreie batterieelektrische (BEV) und Brennstoffzellenfahrzeuge (FCHV) auf den Markt zu bringen.