Gerhart-Hauptmann-Platz

Gerhart-Hauptmann-Platz
Platz in Hamburg
Gerhart-Hauptmann-Platz
Blick von der Mönckebergstraße zum Alstertor
Basisdaten
Stadt Hamburg
Stadtteil Hamburg-Altstadt
Angelegt 1266 (erstmals erwähnt)
Neugestaltet 1973–75
Hist. Namen Pferdemarkt (bis 1946)
Einmündende Straßen Mönckebergstraße, Alstertor, Rosenstraße, Kleine Rosenstraße
Bauwerke Karstadt Mönckebergstraße, Thalia Theater, Hamburg Commercial Bank, Brüggemann & Barkmann Haus
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr
Platzgestaltung Wasserspiel (in die Pflasterwellen integriert)
Technische Daten
Platzfläche 5.130 m²
Baukosten >1 Mio. DM (1973)[1]

Der Gerhart-Hauptmann-Platz ist ein öffentlicher Platz in der Hamburger Innenstadt. Er umfasst den Nordteil des historischen Pferdemarktes und ist seit 1946 nach dem Dramatiker Gerhart Hauptmann benannt.

Lage

Der 0,5 Hektar große Platz liegt im Stadtteil Hamburg-Altstadt unmittelbar nördlich der Mönckebergstraße, etwa auf halbem Weg zwischen Hauptbahnhof und Rathausmarkt. Er wird dominiert vom Warenhaus Karstadt Mönckebergstraße, das die gesamte Westseite einnimmt, sowie dem Thalia-Theater, das den Platz nach Norden begrenzt. Neben dem Theater führt die Straße Alstertor nach Nordwesten zur Binnenalster sowie die Rosenstraße nach Nordosten in Richtung Hauptbahnhof.

Geschichte des Pferdemarktes

Der Pferdemarkt gehörte seit dem Mittelalter zu den bedeutenden Marktplätzen Hamburgs. Er entstand im 13. Jahrhundert im Zuge der Stadterweiterung außerhalb des vormaligen Heidenwalls und reichte ursprünglich von der Alster bis zum Speersort.[2] Erstmals erwähnt 1266 als „forum equorum“, später auch als Horsemarkete oder Perdemarck[3], diente er anfangs vornehmlich dem Handel mit Pferden und Ochsen, später auch mit Schweinen und Rindern. Nach dem Bau der Hamburger Wallanlagen im 17. Jahrhundert wurde der Pferdehandel zum Neuen Pferdemarkt am Heiligengeistfeld verlegt, für den Handel mit Schlachtvieh wurde der Schweinemarkt am Steintor eingerichtet.

Der alte Pferdemarkt diente seither als Kram- und Lebensmittelmarkt für das Kirchspiel St. Jacobi. Auf dem Platz befand sich zudem seit 1576 die Hauptwache des Bürgermilitärs, am Alstertor waren ferner das Werk- und Zuchthaus sowie das Spinnhaus angesiedelt. Der Maler David Kindt bewohnte im 17. Jahrhundert ein Haus am Pferdemarkt, der Maler Gerdt Hardorff von 1816 bis 1825 das Haus Pferdemarkt 155.

Nach dem Abriss des Mariendoms ab 1804 fand der „Hamburger Dom“ auf diversen Plätzen statt, neben dem Gänsemarkt, dem Zeughausmarkt und dem Holstenwall auch auf dem Pferdemarkt, bis die Polizeibehörde zum 1. November 1893 die Verlegung auf den Spielbudenplatz und die Fläche zwischen Millerntor und Holstentor anordnete.[4]

Nachdem beim Großen Brand 1842 auch der Pferdemarkt zerstört und auf der Nordseite sogar Gebäude zum Eindämmen des Brandes gesprengt worden waren, wurde 1845 an dieser Stelle eine dreiflügelige Markthalle errichtet, die später als Bierhalle genutzt wurde und in der ab 1903 auch eine Filiale der Hamburger Bücherhallen untergebracht war.[5] 1911 wurde die Halle für den Neubau des Thalia-Theaters abgerissen.

Von den 1920ern bis zu seiner Einberufung 1940 stand der „König der Straßenhändler“ Oskar vom Pferdemarkt an selbigem; er galt schon zu Lebzeiten als Hamburger Original.

Eine besondere Tradition am Pferdemarkt hatte auch das Teppichhandelshaus Brüggemann & Barkmann. Noch unter dem Namen des Firmengründers Classen residierte man ab 1848 am Pferdemarkt 16 zur Miete, ab 1865 in der Nr. 38 im eigenen Geschäft. 1886 kauften Classens Mitarbeiter Hans Brüggemann und Carl Barkmann das Unternehmen und bauten 1904/5 (erw. 1913) das noch heute an der südöstlichen Ecke zur Spitaler Straße belegene Haus mit zeitweiligem Verkauf auf acht Etagen. Das Geschäft wurde im Jahr 2006 eingestellt.[6]

Beim Bau der Mönckebergstraße und der darunter verlaufenden U-Bahn wurde der bisherige Marktplatz zweigeteilt; der neuen Trasse mussten auch mehrere Häuser weichen, darunter auch das damals älteste erhaltene Haus Hamburgs am Pferdemarkt 28. Einige der reich verzierten Fachwerkbalken wurden beim Abbruch 1910 geborgen und befinden sich heute im Museum für Hamburgische Geschichte.[7]

Seit 1946 Gerhart-Hauptmann-Platz

1946 wurde der Pferdemarkt, an dem damals auch schon über 100 Jahre lang die verschiedenen Gebäude des Thalia Theaters lagen, nach dem Dramatiker Gerhart Hauptmann benannt, der in diesem Jahr verstarb.

1957 wurden mehrere Häuser an der Westseite abgerissen, um der Karstadt-Erweiterung Platz zu machen.[8] Seit 1958 steht an der gesamten Westseite des Platzes der noch heute sichtbare neugebaute Teil des Karstadt-Haupthauses.[9]

1969 gab die HEW ihr Haupthaus an der Ostseite des Platzes an die Hamburgische Landesbank ab,[10] die es 1970 abreißen und 1973/74 durch einen Neubau der Architekten gmp, Elingius und Niggemann ersetzen ließ.[11]

Im Rahmen des Baus der Hamburgischen Landesbank wurde auch der im Eigentum der Stadt Hamburg befindliche Platz durch Wehberg, Lange und Partner umgebaut mit einer wellenartigen Pflasterung mit Wasserspiel, Platanen, Stühlen und Bänken, und einem in der Bevölkerung optisch umstrittenen Pavillon (Architekten: Graaf/Schweger).[12][13] Der Straßenverkehr entfiel. Nachdem sich für den Pavillon kein Mieter aus der Wirtschaft fand, betrieb bis Ende 1986 die städtische Hamburg-Information hier eine ihrer drei Filialen, danach nutzte ihn jpc als Classic–Pavillon zum Klassik-CD-Verkauf. Die Nutzung des Pavillons wurde 1998 aufgegeben[14][15] und selbiger 2001 abgebrochen, da er den Eingang zur Landesbank-Einkaufspassage (heute: Perle) verstellte und außerdem asbestbelastet war.[16] Die Gestaltung des Platzes ist bis heute umstritten,[17][18] steht aber seit 2019 unter Denkmalschutz.[19]

Ida-Ehre-Platz

Der durch die Mönckebergstraße abgetrennte südliche Teil des Platzes steht ebenfalls unter Denkmalschutz und trägt seit dem 9. Juli 2000 den Namen Ida-Ehre-Platz zur Erinnerung an die Schauspielerin und vormalige Leiterin der Hamburger Kammerspiele, Ida Ehre.[20]

Commons: Gerhart-Hauptmann-Platz (Hamburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein "grünes Herz" für die Innenstadt. In: Hamburger Abendblatt. 18. April 1973, abgerufen am 14. September 2023.
  2. Reinhold Pabel: Alte Hamburger Straßennamen. Edition Temmen Bremen 2001, S. 187.
  3. Hamburgum, Vogelschauplan von Braun und Hogenberg, um 1590.
  4. Schütt, Ernst Christian: Chronik Hamburg. Gütersloh/München: Bertelsmann 1997². S. 325
  5. Matthias Gretzschel: Hamburgs Bücherhallen. Eine Jahrhundertgeschichte, Hamburg 1999, ISBN 3-00-004503-1.
  6. Kl.-Chr. Schulze-Schlichtegroll: Hamburger Teppichhaus schließt nach 158 Jahren. In: Hamburger Abendblatt. 25. Februar 2006, abgerufen am 18. September 2023.
  7. FOCUS Online: Erbaut 1524: Hamburgs ältestes Haus musste weg für die Mö. Abgerufen am 26. Januar 2022.
  8. Sechs Stockwerke mehr. In: Hamburger Abendblatt. 9. Februar 1957, abgerufen am 17. September 2023.
  9. Richtkranz auf Stadtfahrt. In: Hamburger Abendblatt. 19. August 1958, abgerufen am 17. September 2023.
  10. Innenstadt gewinnt Gesicht. In: Hamburger Abendblatt. 26. April 1968, abgerufen am 17. September 2023.
  11. Landesbank beginnt Neubau im Frühjahr. In: Hamburger Abendblatt. 15. Januar 1972, abgerufen am 17. September 2023.
  12. Landesbank-Pavillon im Meinungsstreit. In: Hamburger Abendblatt. 17. April 1974, abgerufen am 11. September 2023.
  13. Der Pavillon bringt nicht mal Miete. In: Hamburger Abendblatt. 9. Juli 1975, abgerufen am 14. September 2023.
  14. Holger True: Das Comeback der Schallplatte. In: Hamburger Abendblatt. 27. März 1998, abgerufen am 16. September 2023.
  15. Landesbank mit Kunsthandwerk. In: Hamburger Abendblatt. 26. November 1998, abgerufen am 16. September 2023.
  16. Gisela Schütte: Die Stadt plant Sanierung von zwei Plätzen in der City. In: Die Welt. 17. März 2001, abgerufen am 8. September 2023.
  17. Matthias Iken: Hamburgs Platz-Wunden. In: Hamburger Abendblatt. 1. Juli 2017, abgerufen am 11. September 2023.
  18. Müssen es schaffen, dass wieder mehr Menschen in der Innenstadt wohnen. In: Die Welt. 18. Dezember 2022, abgerufen am 18. September 2023.
  19. WES Landschaftsarchitektur: Gerhart-Hauptmann-Platz, Hamburg
  20. lau: Ida-Ehre-Platz im Herzen der Stadt. In: DIE WELT. 5. Oktober 1999 (welt.de [abgerufen am 25. Januar 2022]).

Koordinaten: 53° 33′ 5,5″ N, 9° 59′ 56,6″ O

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