1902 gründete Enescu mit Louis Fournier und Alfredo Casella ein Klaviertrio, 1904 das Enescu-Quartett. Parallel zu seinen Aktivitäten in Paris wirkte er jedoch auch in seinem Heimatland, wo er ein Haus in Sinaia besaß. Er rief 1912 in Bukarest den Enescu-Preis für Komposition ins Leben und leitete 1914 die erste vollständige Aufführung von Beethovens9. Sinfonie in Rumänien. 1917 gründete er das George-Enescu-Sinfonieorchester in Iași sowie schließlich die Gesellschaft rumänischer Komponisten. 1921 eröffnete er die Opera Națională București, wobei er den Lohengrin dirigierte, und fand 1932 durch seine musikwissenschaftlichen Studien Aufnahme in die Rumänische Akademie.
1937 heiratete Enescu die große Liebe seines Lebens, Maria Cantacuzino (1878–1969), genannt Maruca (eine geborene Tescanu Rosetti). Das prachtvolle Jugendstilpalais des Politikers Gheorghe Grigore Cantacuzino in der Bukarester Calea Victoriei wurde so zum Heim (und heute Museum) Enescus. Nach einer Konzertreise in die Vereinigten Staaten im Herbst 1946 kehrte Enescu allerdings aus Protest gegen die kommunistische Regierung nicht mehr nach Rumänien zurück. Er ist in Paris auf dem Friedhof Père Lachaise beerdigt.
Bedeutung
Das Konterfei Enescus ist auf dem rumänischen 5-Lei-Schein abgebildet
Diese vielfältigen Tätigkeiten als Violinist, Dirigent, Lehrer, Musikwissenschaftler und Organisator ließen Enescu wenig Zeit zum Komponieren. So ist sein Werkkatalog überschaubar und die einzelnen Werke haben teilweise lange Entstehungszeiten. Sein bedeutendstes Werk, die OperOedipe, entstand in den Jahren 1921 bis 1931; einige Stücke, so sein zweites Streichquartett und die vokale sinfonische DichtungVox maris, liegen in mehreren Fassungen vor, und mehrere Kompositionen, so die 4. und 5. Sinfonie, blieben unvollendet (und wurden 2004 bzw. 2005 von Pascal Bentoiu vervollständigt). Irreführend ist auch die Zählung der Opusnummern, denn Enescu pflegte Werkgruppen unter einer Nummer zusammenzufassen, auch wenn Jahrzehnte zwischen ihrer Entstehung lagen.
Der Kompositionsstil Enescus ist schwer zu fassen; er schwankt zwischen einer an Richard Wagner orientierten Monumentalromantik in der ersten Sinfonie (1903), französischen Einflüssen in den Sept chansons de Clément Marot (1908), neobarocken Tendenzen in der zweiten Orchestersuite (1915) und einem ganz individuellen modernen Ausdruck wie in vielen Kammermusikwerken, der Oper Oedipe und der Kammersinfonie (1954), seinem letzten Werk. Doch dem breiten Publikum ist Enescu nur mit den von der rumänischen Volksmusik inspirierten Stücken bekannt: der dritten Violinsonate dans le caractère populaire roumain (1926), der dritten Orchestersuite villageoise (1938), vor allem aber mit den beiden Rumänischen Rhapsodien op. 11 (1901), deren Popularität selbst ihrem Schöpfer unangenehm wurde. Sie verstellen noch heute den Blick auf das vielseitige Schaffen des bedeutendsten rumänischen Komponisten.
Werke
Die rumänische Königin (Elisabeth zu Wied) mit George Enescu und Dimitrie DinicuGedenktafel in Wien 4, Frankenberggasse 6Briefmarke zum 75. Geburtstag Enescus (Rumänien 1956)
Opern
Oedipe. Lyrische Tragödie op. 23 (1921–31; UA 1936)
Bis im Jahr 1990 das Ceausescu-Regime gestürzt wurde, lag die Enescu-Forschung fast ausschließlich in rumänischer Hand. Das heißt, alles was über Enescu auf musikwissenschaftlichem Gebiet publiziert wurde, erschien in rumänischer Sprache. Es gab nur wenige Forscher, die von außerhalb Zugang zu den Quellen hatten.
Dieter Nowka: George Enescu und die Entwicklung der rumänischen Musik. Pro-Universitate-Verlag, Sinzheim 1998, ISBN 3-932490-33-9 (Habilitation Universität Halle 1984, 114, [84] Seiten, Illustrationen, Noten, 21 cm).
Noel Malcolm (Autor), Yehudi Menuhin (Redakteur): George Enescu: His Life and Music Toccata Press, 1999, ISBN 978-0-907689-33-1.
Maria Zlateva Zlateva: Romanian Folkloric Influences on George Enescu’s Artstic and Musical Development as Exemplified by His Third Violin Sonata. (Online-Dissertation University of Texas, Austin 2003, 97 Seiten Volltext online PDF, kostenfrei, 97 Seiten, 2,5 MB, englisch).
Alain Cophignon, Georges Enesco (= Bibliothèque des grands compositeurs), Librairie Arthème Fayard, Paris 2006, ISBN 978-2-213-62321-4.
Titu I. Băjenescu: Die Liebe ist eine ernste und endgültige Sache: das Leben des Tonkünstlers George Enescu. Henschel, Leipzig 2006, ISBN 978-3-89487-569-5.