Nach Beendigung seines Militärdienstes als Einjährig-Freiwilliger absolvierte Georg von der Vring von 1912 bis 1914 die Königliche Kunstschule in Berlin. 1913 veröffentlichte er unter dem Titel Muscheln im Selbstverlag einen ersten Gedichtband, dessen Titelvignette Heinrich Vogeler schuf. Nach kurzer Tätigkeit als Zeichenlehrer nahm er ab 1916 am Ersten Weltkrieg teil und kämpfte als Reserveleutnant bei einer Landsturmeinheit in Russland und in Frankreich. Er wurde mehrfach verwundet und geriet 1918 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, die er in einem Lager im Südwesten Frankreichs verbrachte.
Schriftstellerische Karriere
Von 1919 bis 1928 arbeitete Georg von der Vring als Zeichenlehrer in Jever, wo 1925 der Gedichtband Südergast erschien. In Jever zählte Hein Bredendiek zu seinen Schülern. Anschließend lebte er als freier Schriftsteller und Maler im Tessin, in Wien und ab 1930 in Stuttgart (Weißenhofsiedlung).
Erst gegen Ende der 1920er Jahre wurde das Schreiben zum Hauptberuf des Künstlers. Sein Kriegsroman Soldat Suhren (1927), der als eine der ersten literarischen Gestaltungen des Ersten Weltkriegs in der deutschen Literatur gilt, in denen die Sinnlosigkeit des Krieges mit aller Drastik vor Augen geführt wird, war sehr erfolgreich und machte ihn praktisch über Nacht berühmt. 1929 folgte der ähnlich antimilitaristisch orientierte Roman Camp Lafayette, der die Kriegsgefangenschaft thematisiert und als Appell zur Versöhnung der ehemaligen Kriegsgegner aufgefasst werden kann.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten partizipierte von der Vring am Boom der so genannten Kriegserlebnisliteratur, die stark propagandistisch eingefärbt war. Zusammen mit Ernst Georg Erich Lorenz gab er die sechsbändige Buchreihe Erzähle Kamerad! Erlebnisse von Frontsoldaten (Stuttgart, 1933–1935) heraus und interpretierte für den Leipziger Seemann-Verlag unter dem Titel Der ewige Soldat zehn Bilder „von Mut, Stolz und Ritterlichkeit“. Er schloss sich dem nationalsozialistisch ausgerichteten Eutiner Dichterkreis an, der 1936 vom Eutiner NS-Regierungspräsidenten und SA-Gruppenführer Johann Heinrich Böhmcker gegründet wurde. Von der Vring, der als linksliberaler Humanist keine Sympathien für den Nationalsozialismus empfand, erkannte selbst, dass er mit seinen kriegsverherrlichenden Werken die Botschaft seiner beiden Antikriegsromane konterkarierte. 1938 veröffentlichte er mit Der Goldhelm wieder einen Roman, der politisch deutlich gegen den Krieg Stellung bezog und die gegenseitige Achtung der Kriegsteilnehmer und früheren Feinde, die sich in der Romanhandlung 1918 in einem Schweizer Kriegsgefangenenlager begegnen, zum Fundament für ein „Leben in Frieden und für den Frieden“ erklärte.
Weil von der Vring seine Hoffnungen auf eine bessere Zukunft stets an der Ikone des Frontsoldaten festmacht, blieb seine Literatur jedoch missverständlich und für die nationalsozialistische Propaganda leicht zu vereinnahmen. So wurde die Ende 1938 erstellte Hörspielfassung des Romans Der Goldhelm so umgearbeitet, dass die völkerverbindenden Elemente nicht mehr in Erscheinung treten und stattdessen der „Kampf als Verpflichtung für die Gegenwart“ im Vordergrund steht. Vring widersprach diesen Umdeutungen nicht und blieb in seiner Haltung schwankend: Er verfasste einerseits den Krieg anprangernde Soldatenlieder (Dumpfe Trommel, schlag an!, Hamburg 1939), andererseits unkritische Erlebnisberichte als Wehrmachtsoffizier von der Front.
1940 wurde Georg von der Vring als Oberleutnant zur Wehrmacht eingezogen und nahm am Zweiten Weltkrieg teil. In den Jahren 1938, 1940 und 1942 nahm er an den Weimarer Dichtertreffen der nationalsozialistischen Literaturprominenz teil und hielt dort 1942 eine Rede über Das Einfache in der Dichtung. Interpreten sehen darin den Beleg für von der Vrings ambivalente Haltung, da er einerseits als Offizier dem NS-Regime diente, andererseits als Dichter seine Unabhängigkeit wahren und seiner humanistischen Grundeinstellung treu zu bleiben versuchte. Joseph Goebbels ließ manchmal auch gezielt solche Schriftsteller zu den Treffen laden, die dem Regime eher fernstanden.[1] Als Schriftsteller blieb Georg von der Vring jedenfalls erfolgreich und veröffentlichte 1942 die autobiografisch gefärbte Erzählung Der ferne Sohn. 1943 wurde er wegen „fehlender Verwendungsmöglichkeiten“ aus der Armee entlassen. Von der Vring zog sich nach Schorndorf im Remstal zurück. Seit 1951 lebte er mit seiner Familie in München.
Nach 1945 verlagerte sich der Schwerpunkt seines Schaffens auf die klassische Lyrik mit beachteten Beiträgen vor allem im Gebiet der Naturlyrik. Auch als Herausgeber und Übersetzer französisch- und englischsprachiger Lyrik machte sich von der Vring einen Namen. So galt er in den 1950er und 1960er Jahren in Westdeutschland als bekannter zeitgenössischer Lyriker. Seine Gedichte fanden sich in zahlreichen Anthologien und Schullesebüchern. Seine Bücher erreichten dagegen keine hohen Auflagen mehr, und nach seinem Tod geriet er bald in Vergessenheit.
Anfang März 1968 wurde Georg von der Vring tot in der Isar aufgefunden. Ob er durch einen Unfall starb oder ob der längere Zeit unter Depressionen leidende Autor Suizid beging, blieb ungeklärt. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof in Brake-Kirchhammelwarden.
Georg von der Vring war dreimal verheiratet. 1917 heiratete er Therese (Resi) Oberlindober (* 22. Oktober 1894; † 4. Mai 1927). Aus dieser Ehe stammen die Söhne Peter (* 15. Juli 1920; † 8. Oktober 1994) und Lorenz von der Vring (* 1923). Nach Thereses Tod heiratete er Ende 1927 die Kunsthandwerkerin Marianne Kayser aus Wardenburg (* 1902, † 1996); die Ehe wurde 1944 geschieden. Dieser Ehe entstammen die Söhne Clemens von der Vring (* 16. März 1936; † 29. Dezember 2012) und Thomas von der Vring (* 27. Mai 1937), später Gründungsrektor der Universität Bremen. 1946 heiratete er in dritter Ehe Wilma Musper.
Uwe Meiners (Hrsg.): Georg von der Vring, 1889 – 1968. Verlag C. L. Mettcker, Jever 1989.[7]
Thomas Milz (Bearb.), Uwe Jens Wandel (Hrsg.): Im Schleier verregneter Gärten? Zum 100. Geburtstag Georg von der Vrings. Stadtarchiv Schorndorf, Schorndorf 1990, ISBN 978-3-924431-09-9.[8]
Jörg Michael Henneberg: Georg von der Vring: "Ich ging den Weg ins Weite"; Eine Biografie. Verlag Littmann, Oldenburg 1993, ISBN 978-3-926296-04-7.
Dirk Dasenbrock (Hrsg.): Georg von der Vring: 1889 – 1968; vier Leben in Deutschland. Eiswasser-Verlag, Vechta 1997, ISBN 3-9241-4328-5
Hartmut Peters: Georg von der Vring und Jever. In: Mariengymnasium Jever (Hrsg.): 425 Jahre Mariengymnasium Jever 1573 – 1998; Beiträge zur Vergangenheit und Gegenwart der Schule. Verlag Mettcker & Söhne, Jever 1998, S. 113 ff.
Werner Menke: Gedanken zu einem Gedicht Georg von der Vrings – Moorlandstrauß. In: Mariengymnasium Jever (Hrsg.): 425 Jahre Mariengymnasium Jever, Jever 1998, S. 127 ff.
Jörg Michael Henneberg: Georg von der Vring: ein Expressionist in Jever. Isensee Verlag, Oldenburg 1998, ISBN 3-89598-571-6.[9]
Lawrence D. Stokes: Der Eutiner Dichterkreis und der Nationalsozialismus 1936–1945: Eine Dokumentation. Wachholtz Verlag, Neumünster 2001. (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins; Bd. 111.) ISBN 3-529-02211-X
Hans Sarkowicz, Alf Mentzer: Literatur in Nazi-Deutschland. Ein biografisches Lexikon. Erweiterte Neuausgabe. Europa-Verlag, Hamburg/Wien 2002, ISBN 3-203-82030-7, S. 390–393.
Georg-von-der-Vring-Gesellschaft (Hrsg.): "Heut ist die glückliche Zeit meines Lebens!" Fotografien zu Gedichten von Georg von der Vring, fotogr. und zsgest. von Peter Hoeltzenbein. Igel Verlag, Oldenburg 2005, ISBN 3-89621-217-6.
Falko Weerts (Hrsg.): Themenheft Georg von der Vring 1889–1968, Band II/2008 der Zeitschrift für deutsche Literatur und Kultur „Tiefland“, Weerts-Verlag, Kirchweyhe 2008.
Henner Funk: Verwandlung des Blau. Georg von der Vring zum 50. Todestag. In: kulturland Oldenburg, Zeitschrift der Oldenburgischen Landschaft, Ausgabe 1.2018, Nr. 175, S. 30 f.
Hans Begerow: Ein Schriftsteller fällt aus seiner Zeit. In: Jeversches Wochenblatt vom 16. Januar 2018, S. 14.
Werner Menke: Poetische Schaffenskraft in Jever verwurzelt. In: Jeversches Wochenblatt vom 1. März 2018, S. 12.
Martin Stolzenau: Friedenssehnsucht zeichnet Werke aus. In: Heimat am Meer, Beilage zur Wilhelmshavener Zeitung, Nr. 6/2018, vom 17. März 2018, S. 23 f.
Werner Menke: Räuber und Gendarm und allerlei Unfug. Wandertag einer Sexta am Mariengymnasium vor beinahe 100 Jahren – geschildert von Georg von der Vring. In: Jeversches Wochenblatt vom 5. April 2018, S. 10.
Werner Menke: Als Autor erst bewundert, dann ausgegrenzt. In: Jeversches Wochenblatt vom 30. November 2019, S. 15.
Werner Menke: Der Weg vom Malerdichter zum Lyriker. In: Nordwest-Zeitung – Jeverland-Bote vom 22. Januar 2020, S. 30.
↑Hans Sarkowicz, Alf Mentzer: Literatur in Nazi-Deutschland. Ein biografisches Lexikon. Erweiterte Neuausgabe. Europa-Verlag, Hamburg/Wien 2002, ISBN 3-203-82030-7, S. 21 f.
↑Liste der auszusondernden Literatur, lfd. Nr. 4357, abgerufen am 19. Januar 2018.
↑Liste der auszusondernden Literatur, lfd. Nr. 5300, abgerufen am 19. Januar 2018.
↑Förderpreis Literatur der Stadt München, abgerufen am 1. März 2018.
↑ Georg-von-der-Vring-Straßen in Deutschland, abgerufen am 18. Januar 2018.
↑Katalog zu einer Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek, München, vom 21. Januar bis 13. März 1971.
↑Begleitband zu einer Ausstellung zum 100. Geburtstag des Dichters und Malers (Schloßmuseum Jever 3. bis 26. Dezember 1989, Schifffahrtsmuseum Brake 30. Dezember 1989 bis 28. Januar 1990).
↑Katalog zu einer Ausstellung des Kulturforums und des Stadtarchivs Schorndorf im Rathaus Schorndorf vom 4. bis 25. Februar 1990.
↑Begleitband zur Ausstellung im Schlossmuseum Jever vom 13. November 1998 bis 15. Januar 1999.