Gau Berlin

Gaue der NSDAP im Deutschen Reich im Jahr 1944

Der Gau Berlin war eine Verwaltungseinheit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Er bestand seit 1928.

Geschichte und Struktur

Gaue der NSDAP in den Jahren 1926, 1928, 1933 (obere Reihe), sowie 1937, 1939, 1943 (untere Reihe)

Eine Ortsgruppe der NSDAP wurde erstmals am 19. November 1922 durch Gerhard Roßbach gegründet.[1]

Nach der Neuaufstellung der NSDAP 1925 wurde ein Gau Berlin-Brandenburg gegründet. Von diesem wurde der Gau Berlin am 1. Oktober 1928 als eigenständiger Gau abgeteilt. Das Gaugebiet entsprach 1933 dem der Reichstagswahlkreise 2 (Berlin), 3 und 4 (Potsdam I, Potsdam II). Der Gau umfasste Groß-Berlin, so dass auch die Bezeichnung Gau Groß-Berlin aufkam.

Gauleiter von Berlin war seit 1926 Joseph Goebbels. Dieser straffte im „roten Berlin“ die Parteiorganisation stark und setzte auf Provokation und Straßenkampf (mit Hilfe von Reinhold Muchow) als Mittel der politischen Kampfführung. Bei parteiinternen Richtungskämpfen hielt Goebbels stets zu Hitler (so z. B. bei der Stennes-Revolte vom April 1931), was dieser im Gegenzug mit Protektion und Förderung entgalt.

Goebbels’ langjähriger Vertreter war Artur Görlitzer, der aber kaum wahrgenommen wurde.

Das Hauptquartier der Verwaltung des Gaues (Gauhaus) befand sich seit 1932 in der Voßstraße 11. Goebbels war Herausgeber der aggressiven Parteizeitung „Der Angriff“. Gauschulungsleiter 1933 bis 1936 war Walther Schulze-Wechsungen, Gauwirtschaftsberater der Bankier Heinrich Hunke. Gauamtsleiter waren eine Reihe von Spitzenfunktionären der NSDAP, die auch hohe Funktionen in den Reichsministerien innehatten: Hans Fabricius im Amt für Beamte, Kurt Kummer im Amt für Agrarpolitik, Leonardo Conti im Amt für Volksgesundheit, Werner Wächter im Gaupropagandaamt, Herbert Treff im Amt für Kommunalpolitik, Reinhard Neubert im Gaurechtsamt, Hans Meinshausen im Amt für Erzieher, Alfred Spangenberg als Gauobmann der DAF.

Reichspropagandaminister Goebbels wurde Reichsverteidigungskommissar für den Gau am 16. November 1942. Im Oktober 1944 wurde er für die Aufstellung des Volkssturmes verantwortlich, die der SA-Führer Günther Gräntz wahrnahm. Die Einwohnerzahl lag theoretisch bei über 4,3 Mio. Menschen auf 884 km³, tatsächlich viel niedriger (siehe Einwohnerentwicklung von Berlin#1920–1949). Als die Stimmung in Berlin wegen der Bombardierungen sank, wurde er mit der Gauleitung sehr unzufrieden und wechselte mehrfach die Stellvertreter aus.

1933 wurde Hermann Göring Reichsstatthalter für den Freistaat Preußen und die Hauptstadt Berlin. Julius Lippert wurde Staatskommissar für Berlin, der für die Säuberung der Stadtverwaltung verantwortlich war. Von 1937 bis 1940 wurde er zusätzlich zum Oberbürgermeister ernannt und trug den Titel Stadtpräsident mit den Befugnissen eines preußischen Regierungspräsidenten. Ludwig Steeg folgte ihm, offiziell aber erst im Februar 1945.

Hans Meinshausen (ganz links) mit anderen NS-Funktionären bei der Einweihung des Gauhauses der NSDAP in der Voßstraße in Berlin. Neben ihm: Karl Ernst, Albert Speer, Wolf-Heinrich von Helldorff, Joseph Goebbels und Karl Hanke.

In der Reichshauptstadt wollte Hitler eine riesige Umgestaltung zu einer neuen Welthauptstadt Germania nach dem Sieg im Weltkrieg umsetzen, wofür Albert Speer bereits die Planungen vorlegte. Im Jahr 1936 schufen die Olympischen Spiele ein weltweit beachtetes Forum für die Stadt Berlin.

Führende Funktionäre

Gauleiter

  • März 1925 bis Juni 1926: Ernst Schlange (von Februar bis Oktober 1926 führte Erich Schmiedicke die Geschäfte)
  • 1. Oktober 1926 bis 1. Mai 1945: Joseph Goebbels
    • April 1931: Ernst Wetzel (anlässlich der Revolte der Berliner SA gegen die Parteiführung der NSDAP vom SA-Kommandeur für Ost-Deutschland, Walther Stennes, anstelle des von ihm für abgesetzt erklärten Goebbels, als neuer Gauleiter bzw. Gegen-Gauleiter (analog einem Gegenpapst) „eingesetzt“)[2]


Stellvertretende Gauleiter:


Gaugeschäftsführer


Gauschatzmeister

  • 1927: Fellner (als Kassierer)
  • (spätestens) 1934[6] bis mindestens September 1943: Otto de Mars[7]


Gaugerichtsvorsitzende


Propagandaleiter


Leiter der Gauinspektionen

  • Bei geographischer Denominierung
  • Nach numerischer Benennung

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bernhard Sauer: Gerhard Roßbach – Hitlers Vertreter für Berlin. Zur Frühgeschichte des Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 50 (2002), S. 17.
  2. Siehe zum Beispiel die Wiedergabe der entsprechenden Pressebekanntmachung Stennes' in "Der Krach um Hitler", in: Vorwärts vom 3. April 1931 (Morgenausgabe)
  3. Shlomo Aronson: Heydrich und die Anfänge des SD und der Gestapo: 1931–1935, Zugleich F. U., Phil. F., Diss. v. 28. Sept. 1966, Berlin 1967, S. 77.
  4. In seinem Tagebuch vermerkt Goebbels unterm 17. März 1944, dass er Görlitzer aus dem Amt des stellvertretenden Gauleiters verabschiedet und Schach kommissarisch in dieses eingeführt habe, wobei unklar ist, ob die Angabe sich auf den 17. März oder (da er zu Beginn des Eintrags "gestern" schreibt) auf den Vortag bezieht.
  5. Michael Rademacher: Handbuch der NSDAP-Gaue, 1928-1945. Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen auf Gau- und Kreisebene in Deutschland und Österreich sowie in den Reichsgauen Danzig-Westpreussen, Sudetenland und Wartheland, 2000, S. 32.
  6. Gesamtadressenwerk der NSDAP-Geschäftsstellen, 1934, S. 89. Dort bereits als Gauschatzmeister von Berlin verzeichnet
  7. Georg Otto Wilhelm l'Oeillot de Mars (* 28. Januar 1889 in Berlin; † nach 1943) amtierte spätestens seit 1934 und mindestens bis Ende 1943 als Schatzmeister des Gaues Berlin der NSDAP. Sein Verbleib nach dem Zweiten Weltkrieg ist ungeklärt. Er wurde gerichtlich für tot erklärt. Er war verheiratet mit Emma Frieda Luise Bimpage (Standesamt Wilmersdorf: Sterbeurkunde Nr. 1384/1951).
  8. Joseph Goebbels: Der letzte Fanatiker. (Memento des Originals vom 16. November 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.profil.at In: profil. 13. November 2010.
  9. Joseph Goebbels – Narziss von Hitlers Gnaden. In: Welt Online. 15. November 2010.
  10. Willi Winkler: NS-Diktatur: Biographie. Goebbels und sein Christus, der Adolf hieß. In: Süddeutsche.de. 15. November 2010; unter dem Titel „Ich bin der Mittelpunkt und alles dreht sich um mich.“ In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 264, 15. November 2010, S. 11.

Strategi Solo vs Squad di Free Fire: Cara Menang Mudah!