Günther Kehnscherper (* 23. Mai 1929 in Rio de Janeiro[1]; † 23. Juni 2004 in Berlin) war ein deutscher evangelischer Theologe und Altertumsforscher.
Günther Kehnscherper war der Sohn des evangelischen Theologen Gerhard Kehnscherper. Er arbeitete von 1955 bis 1966 zunächst als Gemeindepfarrer im vorpommerschen Altenhagen im Kreis Altentreptow.
Nach seiner Dissertation zu traditionsgeschichtlichen Untersuchungen über Erinnerungen an die Santorinkatastrophe in der Offenbarung des Johannes an der Theologischen Fakultät der Karl-Marx-Universität Leipzig[1] wurde er mit Unterstützung der CDU der DDR[2] 1966 Dozent für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, ehe er schließlich 1970 als Professor für Praktische Theologie an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wechselte. Nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit 1993 zog er von Greifswald nach Berlin zurück, wo er 2004 verstarb.[1]
Sein Grab befindet sich auf dem Waldkirchhof Berlin-Mahlsdorf.
Außer mit seinem Fachgebiet beschäftigte sich Kehnscherper in den 1960er und 1970er Jahren mit der Ur- und Frühgeschichte des Mittelmeerraums, insbesondere mit der Erforschung des Atlantis-Problems. Kehnscherper galt als einer der wenigen Verteidiger der umstrittenen Atlantisthesen des westdeutschen Theologen Jürgen Spanuth, kam dabei jedoch zu abweichenden Forschungsergebnissen und einem differenzierteren Urteil.[1] In seiner 1978 im Urania Verlag veröffentlichten Publikation „Auf der Suche nach Atlantis“ deutete er zwar wie Spanuth den Atlantisbericht als Nacherzählung ägyptischer Berichte über die Seevölker-Angriffe um 1200 v. Chr. sowie als Folge einer durch die Überflutung nordeuropäischer Küstengebiete ausgelösten Völkerwanderung („Große Wanderung“). Anders als Spanuth identifizierte Kehnscherper die Seevölker jedoch nicht hauptsächlich als germanische Nordvölker, sondern als eine von mitteleuropäischen Urnenfelderleuten geführte Koalition mit Nordvölkern und Balkanvölkern, und folgte dabei eher Forschungsergebnissen beispielsweise der ungarischen Archäologin Amália Mozsolics.[3]
Ein Vergleich der historischen Angaben des Atlantisberichts mit den zeitgenössischen ägyptischen Texten zeigt, dass die wiederholte Beteuerung Platons, der Atlantisbericht sei nur eine Nacherzählung alter ägyptischer Texte, der Wahrheit entspricht.
Der Vergleich zwischen den Angaben des Atlantisberichts und den zeitgenössischen ägyptischen Texten zeigt weiter, dass die „Atlanter“ des Atlantisberichts ohne jeden Zweifel mit den „Nord-Seevölkern“ zur Zeit Ramses` III., die nach Angaben der ägyptischen Texte aus den drei Stämmen der „Phrst“, „Sakar“ und „Denen“ bestehen, identisch sind.
Die Heimat dieser „Nord-Seevölker“ lag nach den zeitgenössischen ägyptischen Texten „auf den Inseln im Großen Wasserkreis“, „im Norden“, „an den Enden der Welt“. Unter dieser Beschreibung kann nicht das Mittelmeer verstanden werden, in das diese Nordvölker erst kurz vor 1200 v. Chr. einbrachen. Der „Große Wasserkreis im Norden an den Enden der Welt“ kann nur mit dem Weltmeer im Norden, also dem Nordseegebiet, gleichgesetzt werden. Zu diesem Gebiet ist selbstverständlich auch das Ostseegebiet zu rechnen, weil man in jenen Zeiten Nord- und Ostsee noch nicht unterschied.
Die versunkene Königsinsel dieser Völker, von deren Ursprung nicht nur der Atlantisbericht, sondern auch die zeitgenössischen ägyptischen Texte erzählen, muss demnach „im Weltmeer im Norden“, also in der Nord- und Ostsee gelegen haben. Die Angaben des Atlantisberichtes über die Lage dieser Königsinsel sind so eindeutig und genau, dass man sie zweifelsfrei lokalisieren kann. Die Königsinsel der Atlanter-Nord-Seevölker lag zwischen Helgoland und Eiderstedt.
Die oftmals und von vielen Forschern aufgezeigte Identität dieser Königsinsel der Atlanter-Nordvölker mit der Königsinsel der Phäaken, die Homer in der Odyssee besingt, ist ebenfalls zweifelsfrei gesichert.