Fritz Nuss wurde zunächst in Schwäbisch Gmünd zum Ziseleur ausgebildet und studierte dann in Schwäbisch Gmünd bei Albert Holl (1890–1970), in München bei Hermann Hahn (1868–1945) und von 1928 bis 1933 in Stuttgart bei Ludwig Habich. Nachdem er 1943 Professor geworden war, zog er nach Strümpfelbach. Im gleichen Jahr wurde auch sein Sohn Karl Ulrich Nuss geboren. Von 1952 bis 1972 leitete er an der Fachhochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd die Klasse für plastisches Gestalten. 1977 wurde er Ehrenbürger von Weinstadt.
Hauptthema seiner Plastiken war der menschliche Körper. Glaubt man bei seinen frühen Werken noch den Einfluss Maillols zu erkennen, so erinnern die abstrakteren und expressiveren Figuren der 1950er und 1960er Jahre eher an Tendenzen bei Henry Moore. Bewegter und weniger statisch wirken die plastischen Werke der 1970er und 1980er Jahre.
Nach 1933 hatte sich Nuss an die nationalsozialistische Kunstauffassung angepasst: seit 1938 nahm er regelmäßig und mit zahlreichen Arbeiten an den Propaganda- und Verkaufsschauen Große Deutsche Kunstausstellung in München teil. Auf der Ausstellung von 1942 kaufte Martin Bormann die Skulptur Jüngling (kniende Figur), auf der Ausstellung von 1944 wurde die Großskulptur Der Morgen von Adolf Hitler angekauft.[2] Am 2. Juli 1937 beantragte Nuss die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.052.148).[3][4]
Nuss gestaltete auch zahlreiche Medaillen, so etwa zu den Gewichtheber-Weltmeisterschaften in Stuttgart 1977 und zum John-Cranko-Preis 1982. Auch Medaillen zu Ehren des Einhandseglers Claus Hehner, des Bildhauers Arno Breker (1985) im Auftrag der Arno-Breker-Gesellschaft[5] und zwei Bronzeguss-Medaillen mit dem Porträt Otto Marzineks schuf Fritz Nuss.
1971 gelangte im Wettbewerb zur Herausgabe einer 5-DM-Gedenkmünze zum 500. Geburtstag von Albrecht Dürer sein Entwurf (2. Preis, ein 1. Preis wurde nicht vergeben) zur Ausführung.
Öffentlich zugängliche Werke
Raum Stuttgart
In Strümpfelbach (gehört heute zu Weinstadt), dem langjährigen Wohnort von Fritz Nuss, sind zahlreiche Figuren aus verschiedenen Schaffensperioden zu sehen. Der Skulpturenpfad durch die Strümpfelbacher Weinberge umfasst insgesamt 43 Skulpturen aus Bronze und Stein von Professor Fritz Nuss sowie seinem Sohn Karl Ulrich Nuss und seinem Enkel Christoph Traub.[6] Die Pfarrkirche St. Jodokus in Strümpfelbach verfügt über eine Bronzetür von Fritz Nuss.[7] Im Untergeschoss des Fachwerk-Rathauses befindet sich ein von ihm gestalteter Brunnen, der hinter einem Gittertor sichtbar ist.
In Waiblingen-Neustadt steht vor dem Rathaus die von Nuss geschaffene Figur Der Zwetschgenklopfer.
Im Stuttgarter Stadtpark Silberburgpark findet man auf Höhe des Spielplatzes die Figur dankbare deutsche Mütter.
Eine Bronzeskulptur, die Jesus als Auferstandenen zeigt, ist in der Auferstehungskirche von Schlechtbach (Rudersberg) zu sehen.[9]
Auf dem Kirchplatz vor der Stadtkirche Schorndorf steht die Bronzeplastik Mutter mit Kind. Eine an der Kirchenmauer angebrachte Tafel interpretiert die Plastik mit Hilfe eines Psalmzitats (Psalm 131, 2): „Meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter“.
Auch in der Galerie der Stadt Stuttgart und im Museum Schwäbisch Gmünd sind Werke von Fritz Nuss zu sehen.
Auf dem Sportplatz Sanderrasen steht der 1940 von der Stadt Würzburg angekaufte Diskuswerfer, eine zuvor im Ringpark aufgestellte Skulptur[13] im Sinne nationalsozialistischer Kunstanschauung.
Im Jahr 1973 wurde Nuss von Fritz Kohlstädt porträtiert. Das 80 × 65 cm große Ölgemälde mit dem Titel „Prof. Fritz Nuss“ befindet sich in den USA in Privatbesitz.[16]
Literatur
Otto Marzinek, Otto Heuschele: Fritz Nuss – Medaillen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart/Aalen 1997, ISBN 3-8062-0181-1.
Rainer Albert, Franz Machauer: Fritz Nuss – Medaillen II (= Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer. Band47). Numismatische Gesellschaft Speyer, Speyer 2007, ISBN 978-3-934723-07-8.
Ingrid Szeiklies-Weber: Erkenntnisse zum Medaillenschaffen des schwäbischen Bildhauers Fritz Nuss (1907–1999). In: Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte. Band60, 2010, S.207–242.
↑Konrad A. Theiss: Kunst- und Kulturdenkmale im Ostalbkreis. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0596-5, S.43.
↑Konrad A. Theiss: Kunst- und Kulturdenkmale im Ostalbkreis. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0596-5, S.127.
↑Konrad A. Theiss: Kunst- und Kulturdenkmale im Ostalbkreis. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0596-5, S.315, 317.
↑Peter Weidisch: Würzburg im »Dritten Reich«. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1285, Anm. 344.