Friedrich Oskar Wermann (* 30. April 1840 in Neichen; † 22. November 1906 in Dresden) war ein deutscher Komponist und von 1876 bis 1906 Kreuzkantor in Dresden.
Wermann wurde am 30. April 1840 in Neichen bei Trebsen als neuntes Kind der Eheleute Johann Wilhelm Wermann, Dorfschullehrer und Kantor, und Johanna Rosina Wermann[1] geboren. Nach seiner Ausbildung am Lehrerseminar in Grimma arbeitete er erst als Lehrer in kleineren Ortschaften nahe Leipzig sowie in Dresden. Währenddessen studierte er Musik in Dresden bei Karl Krägen, Gustav Adolf Merkel, Ernst Julius Otto und Friedrich Wieck sowie von 1864 bis 1866 am Leipziger Konservatorium Musik bei Moritz Hauptmann, Ignaz Moscheles, Carl Reinecke und Ernst Friedrich Richter. Anschließend arbeitete er zwei Jahre lang als Musiklehrer und Organist in Wesserling. Im Jahr 1868 wurde er Oberlehrer für Musik am königlichen Lehrerseminar Dresden-Friedrichstadt. Zudem war er Organist an der dortigen reformierten Kirche.
Nach seiner Wahl am 4. November 1875 zum Nachfolger von Ernst Julius Otto im Amt des Kreuzkantors wurde er am 1. Januar 1876 Musikdirektor der drei Dresdner Hauptkirchen, nämlich der Kreuz-, der Frauen- und der Sophienkirche. Im Jahr 1883 wurde Wermann zum Professor ernannt. Am 16. Juni 1884 wurde der Dresdner Lehrer-Gesang-Verein als reiner Männerchor gegründet, den Wermann 1884 als erster Chorleiter sowie von 1888 bis 1893 leitete. 1905 wurde Wermann königlicher Hofrat. Wermann ging im Februar 1906 in den Ruhestand und starb nach einer Italienreise am 22. November 1906 in Dresden in Verbitterung über eine abfällige Beurteilung seines Wirkens. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch.
Oskar Wermann hatte mit seinem 30 Jahre langen Wirken als Kreuzkantor wichtigen Einfluss auf das musikalische Leben in Dresden. Er führte Franz Wüllners Chorübungen der Münchener Musikschule sowie Theorie- und Stimmbildungsunterricht in der Ausbildung seines Chores ein und erarbeitete A-cappella-Literatur bis zu Richard Strauss sowie große Oratorien. 1886 ließ er den Chor und die Instrumentalbesetzung vergrößern, indem er das Gewerbehausorchester bzw. die Hofkapelle einband. Am Karfreitag 1879 leitete er die Dresdner Erstaufführung der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach und sorgte so für eine Bach-Renaissance in Dresden.
Wermanns kompositorisches Schaffen ist stilistisch vor allem von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann beeinflusst sowie in der Polyphonie durch Josef Gabriel Rheinberger, was man insbesondere in seinen Orgelsonaten erkennen kann.
Oskar Wermanns Geburtsort ehrte den bedeutenden Neichener an dessen 175. Geburtstag mit einem vielfältigen Festtag: Im Pfarrhaus war eine Ausstellung über den Jubilar zu sehen, und die Mühlgasse wurde umbenannt in Oskar-Wermann-Gasse. Am Grundstück des einstigen, nicht mehr vorhandenen Elternhauses von Oskar Wermann, wo er mit seinen acht Geschwistern aufwuchs, wurde eine Gedenkplatte enthüllt. Nachdem in der voll besetzten Kirche in Neichen mit einer musikalischen Feierstunde der Kreuzkantor und sein Schaffen gewürdigt worden waren, wurde schließlich vor der Kirche mit einer Ansprache von Landrat Gerhard Gey ein Gedenkstein enthüllt.[2][3][4]
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