Franz Henseler war der Sohn eines Tierpräparators in München, der die künstlerischen Ambitionen des Sohnes zu verhindern suchte. Er studierte sporadisch Jura in München und hielt sich in der Schwabinger Künstlerpension Fürmann im Kreis der Schwabinger Bohème um Ernst Moritz Engert, Fritz Klein und dem Aachener Julius Talbot Keller auf, der Bilder von ihm kaufte[1], auf. Ab 1910 entwarf Henseler Plakate für Münchner Lokale.
1913 übersiedelte Henseler nach Bonn und freundete sich mit August Macke an, der ihn zeichnete, und bildete mit Otten, Engert und Kiel eine Künstlerkolonie in der Villa Agnita in Graurheindorf.[1] Henseler führte in Bonn nach Ansicht von Elisabeth Macke ein sehr unstetes Leben.[1] Henseler gehörte zu den 16 Künstlern, die im Sommer 1913 auf der von Macke initiierten „Ausstellung Rheinischer Expressionisten“ im Kunstsalon Friedrich Cohen in Bonn ausstellten.[2][3] Dort war auch sein in dem Jahr entstandenes Hauptwerk Rheinische Madonna ausgestellt, „sein schönstes Bild“[1] gilt als verschollen, es gibt noch eine Entwurfsskizze: Weibliche Heilige vor hochgetürmter Stadt[1]. Das Bild Kreuztragung, das die Begeisterung der deutschen Expressionisten für El Greco dokumentiert, wurde von Mackes Schwager Walter Gerhardt gekauft, es ging 1959 als Schenkung an das Bonner Kunstmuseum. Macke selbst besaß von Henseler das Bild Geißelung Christi, ebenfalls eine Reminiszenz an El Greco[1].
Henseler gestaltete den Buchumschlag für Die Reise durch Albanien von Karl Otten im expressionistischen Stil. Er beteiligte sich am Ersten Deutschen Herbstsalon von Herwarth Walden in Berlin, wohin Macke drei Bilder von Henseler holte: Die Madonna, Der Faun und die Zeichnung Sebastian.[4]
Henseler wurde 1915 als Soldat einberufen und bis 1917 an der Westfront in Frankreich eingesetzt, wo er psychisch schwer erkrankte.[1] Er starb 1918 in der Heilanstalt Haar bei München.
Eine Mappe mit fünfzehn Lithographien nach Zeichnungen von Henseler ließ E. M. Engert 1920 im Selbstverlag drucken.
Das Kunstmuseum Bonn widmete ihm 1977 die erste Einzelausstellung, das August-Macke-Haus Bonn folgte im Jahr 1994. Seither war Henseler auf verschiedenen Ausstellungen zum Deutschen Expressionismus vertreten. Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast nahm 2012 sein Bild Kreuztragung (1913) in die El Greco-Ausstellung auf.[5]
Henseler, Franz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S.45 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Margarethe Jochimsen (Hrsg.): Elisabeth Erdmann-Macke: Begegnungen. Archivalie des Vereins August Macke Haus, Bonn. Kerber, Bielefeld 2009, S. 167f.
Margarethe Jochimsen, Joachim Heusinger von Waldegg: Franz S. Henseler. Von der Stilkunst zum Expressionismus. Verein August Macke Haus, Bonn 1994.
Friederike Weimar: Verglühte Träume: Werke junger Künstler – Opfer des Ersten Weltkriegs. Benno Berneis, Hans Fuglsang, Franz Henseler, Wilhelm Morgner, Franz Nölken, Otto Soltau, Hermann Stenner und Albert Weisgerber. Herausgegeben von Helga Gutbrod. Gebr. Mann Verlag/Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2014, ISBN 978-3-7861-2712-3