Forum Hadriani, auch Municipium Aelium Cananefatium (abgekĂŒrzt MAC), ist der Name einer ehemaligen römischen Stadt auf dem Gebiet des Ortsteils Voorburg der heutigen Gemeinde Leidschendam-Voorburg in der niederlĂ€ndischenProvinz Zuid-Holland. In der antiken Zeit gehörte sie zum niedergermanischen Heeresbezirk und spĂ€ter zu der daraus hervorgehenden Provinz Germania inferior und gilt als Bestandteil des Niedergermanischen Limes. Im Laufe ihrer Entwicklung wurde sie zum Municipium erhoben und entwickelte sich zur Hauptstadt einer Civitas. DarĂŒber hinaus war sie nach jĂŒngeren Forschungsergebnissen eine bedeutende Hafenstadt mit möglicherweise militĂ€rischer Funktion.
Das heutige Bodendenkmal liegt â nur teilweise ĂŒberbaut â im Bereich eines stĂ€dtischen Parks, der dadurch erhalten geblieben ist, dass er bis ins 20. Jahrhundert hinein der weitlĂ€ufige Landschaftsgarten eines Herrensitzes war. Dabei befindet sich dieses Areal in der Metropolregion RotterdamDen Haag, einem der dicht besiedeltsten und engmaschig bebautesten Gebiete in ganz Europa ĂŒberhaupt, so dass die Erhaltung der römischen Relikte durchaus als GlĂŒcksfall betrachtet werden muss. Topographisch gesehen liegt der Ort auf dem RĂŒcken eines so genannten Strandwalls (ndl.: strandwal), einer ehemaligen, rund vier Kilometern Luftlinie von der heutigen NordseekĂŒste entfernten DĂŒne.
In antiker Zeit befand sich die Siedlung zwischen den Deltas des Niederrheins und der Maas an einem natĂŒrlichen Flusskanal, der sich vermutlich im Laufe der mittleren Eisenzeit durch die Kraft der Nordseegezeiten gebildet hatte und einen Teil des so genannten Gantelsystems darstellte. Die gĂŒnstigen topographischen Gegebenheiten dieser Region hatte auch der römische Feldherr Gnaeus Domitius Corbulo genutzt, als er die nach ihm benannte Fossa Corbulonis, einen Kanal, der Rhein (Rhenus) und Maas (Mosa) miteinander verband, nur unweit dieser Stelle vorbeileitete. Eine Vorfeldsicherung gegen zur See vagabundierende GermanenstĂ€mme existierte in Form zweier Kastelle mit KĂŒstenschutzfunktion in Ockenburgh und am Scheveningseweg im heutigen Den Haag.[1]
Die Gleichsetzung des Fundplatzes von Voorburg-Arentsburg mit den antiken Namen Forum Hadriani bzw. Municipium Aelium Cananefatium ist gesichert durch die Tabula Peutingeriana, auf der Foro Adriani zwischen Flenio und Lugdunum Batavorum verzeichnet ist, vor allem aber auch durch die Funde von einigen mit Municipium Aelium Cananefatium bzw. MAC beschrifteten römischen Meilensteinen in passenden Entfernungen.[2][3]
Forum Hadriani war weltweit einer der ersten Orte, an denen archĂ€ologischeAusgrabungen methodologisch deutlich ĂŒber das bloĂe Sammeln von SchĂ€tzen hinausgingen und begannen, modernen wissenschaftlichen AnsprĂŒchen zu genĂŒgen. Insofern stellen sie auch ein exemplarisches StĂŒck ArchĂ€ologiegeschichte dar. Die ersten Untersuchungen an diesem Fundplatz wurden bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in den Jahren 1827 bis 1834 von Caspar Reuvens durchgefĂŒhrt,[4] der mit seinen grabungstechnischen Methoden der Zeit weit voraus war. Reuvens hatte den Fundort richtigerweise als das aus den antiken Quellen bekannte Forum Hadriani interpretiert. Dabei war er noch von einer rein zivilen Nutzung des Ortes ausgegangen. Bedingt durch seinen frĂŒhen Tod (er starb im Alter von nur 42 Jahren) gelang es Reuvens leider nicht mehr, die Ergebnisse seiner Forschungen umfassend zu publizieren. Dies blieb â fast ein Jahrhundert spĂ€ter â Jan Hendrik Holwerda vorbehalten, einem weiteren groĂen Pionier der niederlĂ€ndischen ArchĂ€ologie. Seine Ausgrabungen dauerten von 1907 bis 1915 und fĂŒhrten 1923 zu einer ersten groĂen Monographie ĂŒber Forum Hadriani.[5] Im Gegensatz zu Reuvens ging Holwerda darin jedoch nicht nur von einer rein zivilen Siedlung aus, sondern postulierte aufgrund der FĂŒlle eindeutigen Fundmaterials in Form von Ziegelstempeln nicht nur eine zusĂ€tzlich militĂ€rische Nutzung, sondern einen bedeutenden StĂŒtzpunkt der Classis Germanica, der römischen Flotte in diesem Teil der Welt.
Beobachtungen in den 1950er Jahren wurden in erster Linie von Amateuren getĂ€tigt, es dauerte bis zur Mitte der 1960er Jahre, bevor es bedingt durch anstehende BaumaĂnahmen zu weiteren wissenschaftlichen AusgrabungstĂ€tigkeiten kam, die von Jules Bogaers publiziert wurden.[6][7] Bogaers setzte dabei den Focus wieder auf die Bedeutung der Stadt als einem zivilen und ökonomischen Mittelpunkt der Civitas der Cananefaten ohne militĂ€rstrategische Funktion. Dadurch entwickelte sich in der Folgezeit in der niederlĂ€ndischen ArchĂ€ologie die Konvention, dass Forum Hadriani eine ausschlieĂlich zivile Siedlung gewesen sei. Die nĂ€chsten Beobachtungen erfolgten erst wieder in den 1980er und 1990er Jahren, insbesondere unter der Leitung von Thomas Martien Buijtendorp[8][9] sowie durch den Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek (ROB), dem VorlĂ€ufer des Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed (RCE).
Im Laufe des Jahres 2005 erfolgten Ausgrabungen durch ein privatwirtschaftliches Unternehmen, bei denen unter anderem in einem der insgesamt 15 freigelegten Brunnen zwei vollstĂ€ndig erhaltene WagenrĂ€der geborgen werden konnten. 2007/2008 setzten dann Wissenschaftler der Vrije Universiteit Amsterdam zu Untersuchungen an und warfen mit der Entdeckung eines fĂŒr die kleine Siedlung schier ĂŒberdimensionierten Hafens neuerliche Schlaglichter auf die alte Fragestellung, ob es sich bei Forum Hadriani um eine zivile oder um eine militĂ€rische Siedlung handele oder um beides.[10]
Geschichte und ArchÀologie
Vorrömische Zeit bis Ende des Prinzipats von Augustus und Tiberius
Der Ursprung von Forum Hadriani war eine Siedlung des germanischen Stammes der Cananefaten, die sich schon frĂŒh mit den Römern verbĂŒndet hatten. Ob die Siedlung bereits beim Bau der Fossa Corbulonis bestand, oder durch deren Errichtung begĂŒnstigt und veranlasst wurde, ist noch nicht gĂ€nzlich geklĂ€rt. Die jĂŒngere Forschung tendiert zu der ersten Variante und hat als frĂŒheste Besiedlungsphase eine so genannte âPeriode 0aâ (circa 15 â 50 n. Chr.) vorgeschlagen. Unter dem keramischen Fundmaterial dieser Phase dominieren einheimische Produkte, das Fundspektrum ist jedoch jĂŒnger als das des vorausgehenden SpĂ€t-La-TĂšne.[11]
Bau der Fossa Corbulonis und Herrschaft des Claudius und Neros
Mit dem Bau des Corbulokanals wuchsen der römische Einfluss auf die kleine Siedlung im Zentrum der cananefatischen Civitas so wie deren wirtschaftliche Möglichkeiten (âPeriode 0bâ, circa 50 â 69 n. Chr.). In dieser Zeit entstanden vermutlich auch die ersten Hafenanlagen, ausgelöst wohl durch den Kanalbau. Im Fundspektrum diese Periode fand sich unter anderem Terra Nigra des ersten Jahrhunderts sowie Terra Sigillata vom Typ Drag. 18.[12]
Bataveraufstand und Herrschaft des Vespasian und Domitian
Ein Zerstörungshorizont[13] aus der Zeit des Bataveraufstands liegt nicht vor. FĂŒr die Zeit zwischen diesem und der ProvinzgrĂŒndung unter Domitian, in der so genannten âPeriode 0câ (70â85), sind die Befunde noch sehr unsicher. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Voorburg bereits in dieser Phase begonnen hat, eine zentrale Rolle zu spielen, wobei der gĂŒnstige Standort ein wichtiger Faktor gewesen sein dĂŒrfte. Möglicherweise erlangte der Ort trotz seiner geringen GröĂe und Einwohnerzahl bereits damals den Status einer Civitashauptstadt. Im Fundmaterial aus dieser Zeit spiegelt sich verstĂ€rkt eine militĂ€rische PrĂ€senz wider, insbesondere durch eine HĂ€ufung von Ziegelstempeln der Legio X Gemina. In der jĂŒngeren Forschung wird nicht mehr ausgeschlossen, dass sich zu dieser Zeit eine MilitĂ€reinheit in der NĂ€he der spĂ€teren Thermen, an einer zum Hafen fĂŒhrenden StraĂe ihr Quartier gehabt haben könnte. Die römische Armee war in der Zeit nach dem Bataveraufstand im Nordwesten des Reiches sehr aktiv, wobei auch die britannischen FeldzĂŒge des Gnaeus Iulius Agricola in den Jahren 77 bis 83 eine Rolle gespielt haben könnten.[14]
Provinz Germania und die Zeit des Nervas und Hadrians
In der folgenden Phase (âPeriode Iâ, circa 85 bis 120) wurde das StĂ€dtchen zur Hauptstadt der Civitas in der neu gegrĂŒndeten Provinz Germania inferior und erfuhr einen krĂ€ftigen Wachstumsschub, den so genannten âdomitianischen Impulsâ, der sich auch in anderen StĂ€dten Niedergermaniens bemerkbar machte. Der historische Hintergrund bestand in der Zunahme der Probleme des Reiches an der Donaugrenze. Infolgedessen verlagerte der Kaiser Domitian den Schwerpunkt seiner militĂ€rischen AktivitĂ€ten in den Donauraum, wĂ€hrend er an der Rheingrenze eine Konsolidierungsphase einleitete, die von seinen Nachfolgern Trajan und Hadrian fortgesetzt und abgeschlossen werden sollte. MĂŒnzumlauf, Keramikproduktion und bauliche AktivitĂ€ten nahmen in dieser Zeit deutlich zu. Die geometrische Ausrichtung der Bebauung scheint geĂ€ndert und die Infrastrukturen verbessert worden zu sein, so dass der Ort immer mehr einer römischen und immer weniger einer indigenen Siedlung Ă€hnelte. Auch die Hafenanlagen wurden in dieser Zeit verbessert und weiter ausgebaut.[15]
WĂ€hrend einer seiner Inspektionsreisen durch die Provinzen und entlang der Grenzen des Imperiums in den Jahren 121/122 verlieh Hadrian (117â138) dem Ort die Marktrechte und seinen Namen (Forum Hadriani = Markt des Hadrian). Möglicherweise ebenfalls noch unter Hadrian, spĂ€testens aber bis 151 unter seinem Nachfolger Antoninus Pius (138â161) erfolgte die Erhebung zum Municipium, das mit dem Namensbestandteil Aelium erneut auf Hadrian, nĂ€mlich auf dessen Gentilnamen verwies. Neben dem neuen, offiziellen Namen scheint die alte Form aber in Gebrauch geblieben zu sein. Die Stadt erhielt nun eine Stadtmauer und einen Hafen von vermutlich ĂŒberregionaler Bedeutung und möglicherweise auch militĂ€rischer Funktion, der ĂŒber die Fossa Corbulonis Anschluss sowohl an die Rhein- als auch an die MaasmĂŒndung hatte. In den folgenden einhundert Jahren erlebte die Stadt ihre BlĂŒtezeit, wurde aber auch zunehmend von Epidemien und Ăberschwemmungen sowie von ĂberfĂ€llen chaukischer und sĂ€chsischer Piraten betroffen.
Imperium Galliarum bis Constantius I. Chlorus
SpĂ€testens nach dem Untergang des Gallischen Sonderreiches (274) scheinen die Population deutlich zurĂŒckgegangen und die Infrastrukturen verfallen zu sein. Das Fehlen eines Zerstörungshorizontes spricht fĂŒr ein allmĂ€hliches Veröden und eine friedliche Aufgabe der Siedlung und steht damit im Kontext eines strukturellen Wandels der gesamten Region.[16] Auch nach der RĂŒckeroberung des Rheindeltas unter Constantius I. Chlorus Ende des dritten Jahrhunderts wurde die Stadt nicht wieder erneuert.
ArchÀologische Befunde und die Frage der zivilen oder militÀrischen Nutzung
Aus heutiger Sicht mag das Municipium Aelium Cananefatium eher einem Dorf als einer Stadt entsprochen haben. DafĂŒr spricht alleine die geringe GröĂe von gerade rund 200 m mal 300 m im Ortskern, was einer FlĂ€che von lediglich rund sechs Hektar entspricht. Aufgrund der GröĂe und der infrastrukturellen Befunde geht die Wissenschaft auch nur von einer maximal 1.000 Personen starken Einwohnerschaft aus. Damit dĂŒrfte es sich um die vielleicht kleinste Civitashauptstadt des gesamten Imperiums gehandelt haben. Dennoch war der Ort sehr sorgfĂ€ltig geplant und ausgefĂŒhrt. Von der Anordnung seiner streng rechtwinklig angelegten StraĂen mit ihren Insulae her bis hin zu seiner infrastrukturellen Ausstattung mit Forum (öffentlicher Platz), Curia (Rathaus), Templa (Tempeln) und Thermen, sowie umgeben von einer schĂŒtzenden, steinernen Mauer, entsprach er dem Idealplan einer römischen Stadt.[17] FĂŒr ordnungsgemĂ€Ăe ziviladministrative VerhĂ€ltnisse spricht auch eine Inschrift, durch die ein Decurio (Ratsherr) des Forum Hadriani nachgewiesen worden ist.[18]
Die GröĂe und Robustheit des Hafens stand in keiner normalen Relation zur GröĂe und Funktion der Stadt als eines zivilen Handels- und Umschlagpunktes allein. Der Hafen knickte nahezu rechtwinklig vom natĂŒrlichen Flusskanal nach Norden hin ab. Die Ausgrabungen der Jahre 2007/2008 hatten die beidseitig und am Ende des Hafenbeckens angebrachte Uferbefestigung auf einer LĂ€nge von bis zu 110 m verfolgen können, wobei sich die Breite des Hafenbeckens von 41 m im SĂŒden auf 28 m im Norden verjĂŒngte. In der Zeit seiner Nutzung war er mindestens drei Mal ausgebaggert worden. Diese Arbeiten mĂŒssen mit groĂer Sorgfalt von einem spezialisierten Team durchgefĂŒhrt worden sein, da die ausgebaggerte Tiefe des gesamten Beckengrundes auf einer FlĂ€che von mehreren hundert Quadratmetern nur um maximal 20 cm differierte. Die erste Ausbaggerung wurde um das Jahr 160 vorgenommen, die letzte um etwa 210. Der römische Hafen wurde also vermutlich nur fĂŒr wenige Jahrzehnte, etwa von 160 bis 230 aktiv genutzt und gewartet. Die jĂŒngsten römischen Sedimentschichten im Hafenbecken, die fĂŒr seine zunehmende Verlandung sprechen, lieĂen sich auf das letzte Viertel des dritten Jahrhunderts datieren.[19]
Die Uferkais basierten auf wuchtigen, angespitzten Eichenpfosten mit einer StĂ€rke von 30 cm mal 30 cm und einer erhaltenen LĂ€nge von 2,50 m. Ihre ursprĂŒngliche LĂ€nge muss etwa vier Meter betragen haben, vermutlich wurden sie mit einer Fistuca genannten Spezialramme in den Boden getrieben.[20] Eine solche Fistuca hatte schon Julius Caesar zur Fundamentierung seiner RheinbrĂŒcken benutzt,[21] es scheint naheliegend, dass ihre Bedienung einer darauf spezialisierten Mannschaft bedurfte. Dendrochronologisch lieĂen sich die EichenstĂ€mme auf die Zeit um das Jahr 160 datieren, sie stammten zum Teil aus dem Gebiet der heutigen Niederlande, waren teilweise aber auch aus Mittel- und SĂŒddeutschland herangeschafft worden. Insgesamt konnten noch rund 90 Pfosten archĂ€ologisch gesichert werden.[19]
Das Formenspektrum des Fundmaterials sowie die biologische Analyse (ArchĂ€ometrie) der Sedimente des Hafenbeckens sprechen fĂŒr eine rege HandelstĂ€tigkeit (so liegen alleine rund 41.000 Keramikscherben vor), die sich bis in die Regionen des Mittelmeerraums erstreckte, aber auch einen regen Fischfang in der Nordsee aufzeigte und lokale Erzeugnisse nicht ausschloss. Der Hafen scheint aber nicht nur ein Umschlagspunkt fĂŒr den Import von Waren fĂŒr den Konsum dieser Siedlung und ihres Umlandes gewesen zu sein. Das keramische Fundmaterial aus dem Hafenbecken, das sich zwischen den Jahren 160 und 230 dort abgelagert hatte, besitzt einen ausgeprĂ€gt militĂ€rischen Charakter. Seine Zusammensetzung weist eine groĂe Ăhnlichkeit zu den Fundkomplexen anderer MilitĂ€rstandorte und deutliche Unterschiede zu den Keramikspektren rein ziviler, lĂ€ndlicher oder urbaner Siedlungen dieser Zeit auf.[19][22][23]
Antony Kropff von der UniversitĂ€t Leiden gelangte 2008 zu der zusammenfassenden Beurteilung, dass Forum Hadriani mit seiner Lage an der Fossa Corbulonis zwischen Rhein- und MassmĂŒndung strategisch besonders wichtig gewesen sein mĂŒsse. Die Ummauerung des Ortes könne in der Zeit ihrer Errichtung nicht nur als reine Stadtverteidigung gedient haben, sondern mĂŒsse im Kontext der zunehmenden Militarisierung der gesamten KĂŒstenzone gesehen werden. Sie sprĂ€che fĂŒr die Notwendigkeit, Verkehrsstrukturen und Kommunikationslinien in dieser Region besonders schĂŒtzen zu mĂŒssen. Auch der massive Anteil von Militaria an den jĂŒngeren Fundkomplexen sei evident. Die Bedeutung und Funktion von Forum Hadriani mĂŒsse daher â anders als bisher angenommen â mehr in der eines militĂ€rischen Schwergewichts, als in der einer rein zivilen Konstruktion gelegen haben. Generell lieĂe sich dabei an eine wichtige Funktion als logistische Basis und möglicher Aufmarschraum gegenĂŒber Britannien denken.[24]
Auch Evert van Ginkel und Wouter Vos gingen in ihrer im selben Jahr erschienenen Gesamtdarstellung des Limes[17] in Zuid-Holland von einer engen Verflechtung der zivilen und militĂ€rischen Strukturen bei einer Dominanz des militĂ€rischen Aspekts aus. Wiederholt wird in dem Werk exemplarisch auf Victoria Verina verwiesen, eine junge Frau aus Forum Hadriani, die in antoninisch-severischer Zeit mit einem Arzt der Legio I Adiutrix verheiratet war und schlieĂlich nach dessen Versetzung im Alter von 30 Jahren am neuen Garnisonsort in Oberpannonien (heutiges Ungarn) starb und dort bestattet wurde.[25]
Fast einhundert Jahre nach Holwerdas Monographie ĂŒber Forum Hadriani und rund 70 Jahre nach seinem Tod scheint es so, als ob seine damaligen Hypothesen doch zumindest ansatzweise in die richtige Richtung gegangen wĂ€ren.
Der umfangreiche keramische Fundkomplex und die hohe Anzahl militÀrischer Ziegelstempel wurde weiter oben schon beschrieben. Namentlich handelt es sich bei den Inschriften um Hinterlassenschaften der Legio I Minervia[27], der Legio X Gemina[28], der Legio XVI Gallica[29], der Legio XXX Ulpia Victrix[30], des Exercitus Germanici Inferioris[31] bzw. seiner Vexillationes[32], sowie der Classis Germanica[33]. Viel Aufsehen erregte 2005 der ebenfalls weiter oben bereits beschriebene Fund zweier vollstÀndig in situ erhaltenen WagenrÀder.
Ein herausragendes FundstĂŒck ist eine knapp 30 cm lange bronzene Hand aus dem zweiten Jahrhundert, die einstmals vermutlich Bestandteil der Kolossalstatue eines römischen Kaisers gewesen war. Die Bronzehand war bereits 1771 auf dem Landgut Arentsburg in Voorburg entdeckt worden und hatte 1782 dem französischen Bildhauer Ătienne-Maurice Falconet als Vorbild bei der Gestaltung seines Reiterstandbilds von Peter dem GroĂen in St. Petersburg gedient. 1829 wurde sie auf einer Auktion durch das Rijksmuseum erworben und befindet sich seitdem in dessen AusstellungsrĂ€umen.[34]
KupfermĂŒnze (um 125â128) mit PortrĂ€t des Hadrian FO: Forum Hadriani AO: RMO Leiden
Steininschrift mit der ErwÀhnung eines stÀdtischen Decurionen (151 oder spÀter) FO: Forum Hadriani AO: RMO Leiden
Vergoldete Bronzefigur eines Greifen (50â270) FO: Forum Hadriani AO: RMO Leiden
Fibel mit Einlegearbeit aus Emaille (150â270) FO: Forum Hadriani AO: RMO Leiden
Bronzefigur eines liegenden Windhundes (50â270) FO: Forum Hadriani AO: RMO Leiden
Die gröĂten Areale der baulichen Hinterlassenschaften von Forum Hadriani liegen heute unter dem âPark Arentsburgâ. Dort wurde im Jahr 2000 eine GedenksĂ€ule zur Erinnerung an die römische Stadt errichtet. Der Verlauf der Stadtmauer ist im StraĂenbelag des Stadtviertels markiert. Wegen der im Erdreich enthaltenen römischen (und neolithischen) Hinterlassenschaften ist der Bereich des ehemaligen Municipium Aelium Cananefatium als eingetragenes Rijksmonument 508083[35] auf Grundlage des monumentenwet (Denkmalschutzgesetz) von 1988[36] unter besonderen Schutz gestellt. Forum Hadriani ist auch Bestandteil der Liste von FundplĂ€tzen des Niedergermanischen Limes, dessen Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe 2017 beantragt wurde.[37]
Literatur
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âThomas Martien Buijtendorp: Forum Hadriani. De vergeten stad van Hadrianus. Ontwikkeling, uiterlijk en betekenis van het âNederlands Pompejiâ. Vrije Universiteit Amsterdam, 2010, (Digitalisat).
âSiehe die Publikationen von Thomas Martien Buijtendorp (2010) und Mark Driessen (2014) in der Literaturliste.
âThomas Martien Buijtendorp: Forum Hadriani. De vergeten stad van Hadrianus. Ontwikkeling, uiterlijk en betekenis van het âNederlands Pompejiâ. Vrije Universiteit Amsterdam, 2010, S. 160â163, (Digitalisat).
âThomas Martien Buijtendorp: Forum Hadriani. De vergeten stad van Hadrianus. Ontwikkeling, uiterlijk en betekenis van het âNederlands Pompejiâ. Vrije Universiteit Amsterdam, 2010, S. 163â165, (Digitalisat).
âThomas Martien Buijtendorp: Forum Hadriani. De vergeten stad van Hadrianus. Ontwikkeling, uiterlijk en betekenis van het âNederlands Pompejiâ. Vrije Universiteit Amsterdam, 2010, S. 165â169, (Digitalisat).
âThomas Martien Buijtendorp: Forum Hadriani. De vergeten stad van Hadrianus. Ontwikkeling, uiterlijk en betekenis van het âNederlands Pompejiâ. Vrije Universiteit Amsterdam, 2010, S. 169â181, (Digitalisat).
âAntony Kropff: De bewaakte rivier doorniemandsland. Het west-Nederlandse limesgebied aan het eind van de derde eeuw. Westerheem 64 (2015), S. 178â188.
â abEvert van Ginkel und Wouter Vos: De Markt van Hadrianus. Hoofdstad, Haven en Versterking. In: Dies.: Grens van het Romeinse Rijk. De Limes in Zuid-Holland. Matrijs, Utrecht 2008, ISBN 978-90-5345-531-9, S. 182â187.
â abcMark Driessen: The Roman harbours of Velsen and Voorburg-Arentsburg (NL). In: Heike Kennecke (Hrsg.): Der Rhein als europĂ€ische Verkehrsachse. Die Römerzeit. (= Bonner BeitrĂ€ge zur Vor- und FrĂŒhgeschichtlichen ArchĂ€ologie, Band 16), Vor- und FrĂŒhgeschichtliche ArchĂ€ologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-UniversitĂ€t Bonn 2014, ISBN 978-3-936490-16-9, S. 216â228, (Digitalisat).
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âThomas Martien Buijtendorp: Forum Hadriani. De vergeten stad van Hadrianus. Ontwikkeling, uiterlijk en betekenis van het âNederlands Pompejiâ. Deel I: inleiding en ontwikkeling. Vrije Universiteit Amsterdam, 2010, (Digitalisat).
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âAntony Kropff: De militaire context van Forum Hadriani. Westerheem, 57 (2008), S. 2â15, (Download Digitalisat).
âRomeinse hand van brons auf der offiziellen WebprĂ€senz des Rijksmuseums van Oudheden (niederlĂ€ndisch), abgerufen am 22. MĂ€rz 2021.
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âText des monumentenwet 1988 auf der offiziellen WebprĂ€senz overheid.nl fĂŒr Informationen und Dienste aller Regierungsorgane (niederlĂ€ndisch), abgerufen am 23. MĂ€rz 2021.