Folkwege wurden auch als Dei(t)- bzw. Die(t)wege bezeichnet. Wie auch das Wort „deutsch“ geht dei(t)/die(t) auf das altgermanische Wort für „Volk“ zurück, vergleiche althochdeutschthiot, diot, altsächsisch (altniederdeutsch) thiod, mittelhochdeutsch und mittelniederdeutschdiet mit dieser Bedeutung.[1] Alle Namensvarianten verweisen darauf, dass es sich um „Volkswege“ im Sinne von Volksfernwegen handelt, die jeder benutzen durfte, die aber vor allem als Handels- und Heerwege fungierten. Die Synonymie der Begriffe Folkweg und Dei(t)- bzw. Die(t)weg wird am Beispiel eines Teilabschnitts der Via Romea deutlich, der in Nord-Süd-Richtung bei Celle die Aller überquert: Er ist sowohl unter dem Namen Dietweg als auch unter dem Namen Folkweg bekannt.[2]
Eigenname einer Verbindung zwischen Hunte und Weser
Bereits 1902 wies O. Hagena darauf hin, dass eine Kette mehrfach unterbrochener Wege zwischen der Ems bei Lathen und Uelzen früher einen durchlaufenden Handels- und Heerweg gebildet habe.[3] Abschnitte dieser Altstraße erhielten die Namen Kriegerpad, Blutweg, Ossenträde bzw. Ochsenpfad (später Herzog-Erich-Weg genannt), Reuterweg, sowie Folcwech (Folkweg)[4]. Der letztgenannte Eigenname wurde vor allem für den Abschnitt zwischen der Hunte und der Weser benutzt. W. O. Focke verwendete den Begriff allerdings für den gesamten Abschnitt zwischen der Ems und der Weser. Der Weg verläuft westlich der Hunte weitestgehend in der Nähe der Grenze zwischen dem Einzugsgebiet der Hase und dem der Leda.[5] Einer von mehreren Theorien zufolge ist das heutige Marklohe, das am ehemaligen Übergang des Folkwegs über die Weser bei Nienburg liegt, der Ort Marklo, wo vor dem Sieg der Franken über die Sachsen alljährlich Versammlungen der sächsischen Gauführer abgehalten wurden.[6] Der Folkweg gilt als bronzezeitlich. Auf ihm soll es Handelsbeziehungen mit West- und Osteuropa schon vor etwa 4000 Jahren gegeben haben.[7] Angeblich soll auch der römische Feldherr Germanicus mit seinen Truppen diesen Weg benutzt haben.[8]
Fortsetzung des Folkwegs westlich von Twistringen
Strittig ist die Frage, ob der Folkweg bei Bühren[9][10] oder bei Goldenstedt die Hunte überquert hat. Möglicherweise hat sich der Folkweg (von Osten her betrachtet) hinter Twistringen aufgeteilt, so dass sein südlicher Abschnitt ab Goldenstedt dem Südrand der Ems-Hunte-Geest folgte, während der nördliche Zweig nach Erreichen der Hunte diesem Fluss bis Oldenburg folgte. Der nördliche Streckenverlauf wird von Carl Heinrich Nieberding „Folkweg“ genannt.[11][12]Ernst Dünzelmann erklärt die unterschiedlichen Angaben über den Ort der Überquerung der Hunte durch den Folkweg damit, dass der „Folcweg“ die Grenze zwischen den Bistümern Bremen und Minden gebildet habe. Zunächst sei diese von Osten her auf Goldenstedt zugelaufen. Später sei „die Grenze der bremischen und mindenschen Diöcese etwas weiter nordwärts“ verlaufen. Der jüngere Grenzverlauf habe zu der Annahme geführt, dass der Folkweg die Hunte bei Bühren überquert und von dort zur Ems geführt habe.[13]
↑Elfriede Hornecker: Unterwegs auf alten Spuren. Der Folcwech zwischen Weser und Hunte. 1. Auflage. Solivagus-Verlag, Kiel 2019, ISBN 978-3-943025-58-3.
↑Theodor Mommsen: Die Örtlichkeit der Varusschlacht. Sitzungsberichte der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften. Berlin. 15. Januar 1885. S. 28