Förderpreis für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte
Der Förderpreis für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte ist ein deutscherWissenschaftspreis, der für 2017 neu ausgeschrieben wurde. Von 1992 bis 2012 hieß der Preis Werner-Hahlweg-Preis für Militärgeschichte und Wehrwissenschaften. Nachdem 2012 bekannt geworden war, dass der Namensgeber Werner Hahlweg im Juni 1933 in die SS und im September 1936 in die NSDAP eingetreten war, entschied das Bundesministerium für Verteidigung den nach ihm benannten Preis nicht mehr zu verleihen. Der Preis wurde erst wieder für 2017 unter neuer Namensgebung ausgeschrieben und gilt als bedeutendste militärhistorische Auszeichnung in Deutschland.
Namensgeber des Historikerpreises ist der Militärhistoriker, Militärwissenschaftler und Clausewitz-Forscher Werner Hahlweg (1912–1989), langjährig Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde. Dieser hatte im Rahmen seiner Hinterlassenschaft verfügt, dass zur Förderung von Militärgeschichte, Wehrwissenschaften und Militärtechnikgeschichte alle zwei Jahre ein Preis für herausragende Arbeiten dieser Wissenschaftsgebiete (Abschlussarbeiten, Dissertationen, Habilitationen und vergleichbare Untersuchungen) vergeben werden solle.
Es werden Preisgelder in Höhe von bis zu 15.000 Euro aus der nicht rechtsfähigenWerner-Hahlweg-Stiftung ausgegeben.[1]
2017: Flavio Eichmann (1. Preis)[21], Carmen Winkel (für ihre Dissertation Im Netz des Königs. Netzwerke und Patronage in der preußischen Armee 1713–1786) und Takuma W. Melber (2. Preis), Peter Keller und Jonas Friedrich (3. Preis)[22] Melber erhielt den Preis für seine Dissertation in Mainz (Zwischen Kollaboration und Widerstand. Die japanische Besatzung in Malaya und Singapur (1942–1945)) und Flavio Eichmann für seine Dissertation Krieg und Revolution in der Karibik. Die Kleinen Antillen, 1789–1815 .
2019: Thorsten Loch, Christian Packheiser (1. Preise), Sven Petersen (2. Preis), Alina Enzensberger (3. Preis)[23] Vergeben wurde er für die Habilitationsschrift von Loch (Deutsche Generale 1945 bis 1990. Profession – Karriere – Herkunft) an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, die Dissertation von Packheiser (Heimaturlaub – Soldaten zwischen Front, Familie und NS-Regime) an der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Dissertation von Petersen (Die Kultur der Belagerung. Alltag, Gewalt und Verflechtung im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748)) an der Georg-August-Universität Göttingen und die Dissertation von Alina Enzensberger (Deutsche Lazarette an der Heimatfront: Organisation, Erfahrung und Imagination eines Übergangsraums im Ersten Weltkrieg, 1914–1918) an der Humboldt-Universität zu Berlin.
2021:[24]Gundula Gahlen (1. Preis): Nerven, Krieg und militärische Führung. Der Umgang mit psychisch erkrankten Offizieren in Deutschland (1890–1939), Habilitationsschrift, Freie Universität Berlin; Stefan Günter Droste (2. Preis): Offensive Engines. Die prekäre Expertise militärtechnischer Projektmacher (1650-1800), Dissertation, Georg-August-Universität Göttingen; Jan Philipp Bothe (3. Preis): Die Natur des Krieges. Militärisches Wissen und Umwelt im 17. und 18. Jahrhundert, Dissertation, Georg-August-Universität Göttingen.
2023:[25][26]Konstantin Franz Eckert (1. Preis): Vorleben, vorsterben, vorglauben? Menschenführung in der Wehrmacht.Sabrina Fröhlich (2. Preis): The Hidden Jewel in Britain’s Military Crown – die Royal Gunpowder Mills Waltham Abbey und ihre Fachkräfte 1787 bis 1816; Grischa Sutterer (3. Preis): Whitehall’s Secret Army? – Die Privatisierung des Krieges und die Entstehung der postimperialen Ordnung.
Kritik an Namensgebung und Umbenennung
Im November 2012 recherchierte das ARD-Magazin Kontraste, dass Werner Hahlweg, so der Militärhistoriker und Publizist Detlef Bald, stark „ins Dritte Reich, in den Nationalsozialismus integriert und involviert“ war. Der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel, führte in derselben Sendung aus: „Ich denke, dass wir nicht unbedingt Opportunismus und Eintritt in eine totalitäre Partei als vorbildhaftes Verhalten im Jahre 2012 betrachten müssen. Vor diesem Hintergrund würde ich empfehlen, dass man heute den Werner-Hahlweg-Preis nicht mehr vergibt.“[27] Daraufhin ordnete das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung eine Untersuchung der Vita Hahlwegs an und überlegte, den Preis nicht mehr unter diesem Namen zu vergeben. Das Bundesministerium für Verteidigung (BMVg) sagte eine „eingehende Überprüfung“ zu, mit dem Ziel dafür zu sorgen, „dass der Eindruck einer Traditionslinie zu Verbänden der ehemaligen Wehrmacht bzw. Waffen-SS künftig nicht entstehen kann.“[27] Der Historiker Sönke Neitzel, der auch dem wissenschaftlichen Beirat des Förderpreises für Militärgeschichte angehört, erklärte im Dezember 2016, dass das Bundesministerium der Verteidigung aufgrund von Hahlwegs Eintritt in die SS im Juni 1933 und in die NSDAP im September 1936 sich entschlossen hatte, den Werner Hahlweg-Preis nicht mehr zu verleihen.[28]
Daraufhin wurde er in Förderpreis für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte umbenannt.
↑Takuma Melber: Tagungsbericht Kolloquium zur Militärgeschichte für Nachwuchswissenschaftler/-innen. 17.–19. Mai 2010, Mainz. in: H-Soz-u-Kult, 20. Juli 2010.
↑Rolf Wirtgen: 11. Verleihung des Werner-Hahlweg-Preises. In: Zeitschrift für Heereskunde, 2012, Nr. 446 (Oktober/Dezember), S. 208–210.
↑Aktuell. 30. November 2016, abgerufen am 5. November 2017.