Die Stichstrecke ist 72,1 km lang, eingleisig und nicht elektrifiziert, die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 80 km/h.[1] Der südliche Ausgangspunkt ist der Bahnhof Mino-Ōta, wo Anschluss an die Takayama-Hauptlinie und die Taita-Linie von JR Central besteht. Vom Kiso-Tal aus führt die Strecke zunächst westwärts und erreicht das Tsubo-Tal, wo sie sich am Stadtrand von Seki nach Norden wendet. Der Bahnhof Seki ist der betriebliche Mittelpunkt der Strecke mit Depot und Verwaltungssitz der Bahngesellschaft. Bis 2005 konnte hier zur Meitetsu Minomachi-Linie umgestiegen werden, einer Überlandstraßenbahn nach Gifu.
Kurz darauf wird das enge und landschaftlich reizvolle Tal des Nagara erreicht, das von zahlreichen Flussschlaufen geprägt ist. Der Fluss selbst wird mehrmals überbrückt und an einigen Stellen befinden sich Tunnel, in denen die Strecke eine Flussschlaufe abkürzt. Der wichtigste Bahnhof in diesem von steil aufragenden und dicht bewaldeten Hügelzügen gesäumten Teil der Strecke ist Gujō-Hachiman, der das Zentrum der Stadt Gujō erschließt. Die Strecke endet im Bahnhof Hokunō, der Höhenunterschied zwischen beiden Endstationen beträgt 376 Meter.
Zugangebot
Der Fahrplan der Etsumi-nan-Linie ist auf die unterschiedliche Bevölkerungsdichte abgestimmt, was bedeutet, dass im unteren Teil des Nagara-Tals mehr Züge angeboten werden als im dünn besiedelten oberen Nagara-Tal. Es fahren keine Schnellzüge. Der Fahrplan weist 2024 sieben Zugpaare aus, welche die gesamte Strecke zwischen Mino-Ōta und Hokunō in etwas mehr als zwei Stunden zurücklegen. Vier weitere Zugpaare befahren den 66,1 km langen Abschnitt zwischen Mino-Ōta und Mino-Shirotori. Auf den 17,7 km von Mino-Ōta über Seki nach Minoshi wird deutlich häufiger gefahren, hier gibt es eine Verbindung ungefähr alle 25 bis 60 Minuten. Betriebszeit ist zwischen 6:00 und 23:00 Uhr.[2] An Wochenenden und Feiertagen finden touristische Sonderfahrten statt, mit Aufenthalten an landschaftlich reizvollen Stellen; in den Wagen werden Speisen angeboten.
Das Eisenbahnministerium eröffnete am 5. Oktober 1923 den ersten Abschnitt der Etsumi-nan-Linie, der über eine Entfernung von 17,7 km von Mino-Ōta nach Mino-chō (heute Minoshi) führte. Sukzessive folgten weitere Abschnitte, die jeweils kurz nach ihrer Fertigstellung in Betrieb gingen: von Mino-chō nach Itatori-guchi (heute Yunohora-Onsenguchi) am 15. Juli 1926, nach Mino-Suhara (heute Hanno) am 10. April 1927, nach Mino-Shimokawa (heute Ōya) am 9. Oktober 1927, nach Fukado am 6. Mai 1928, nach Gujō-Hachiman am 8. Dezember 1929, nach Mino-Yatomi (heute Gujō-Yamato) am 9. Juli 1932, nach Mino-Shiratori am 5. Juli 1933 und nach Hokunō am 16. August 1934.[3]
In den 1970er Jahren plante die Japanische Staatsbahn, die Etsumi-nan-Linie mit der in Kuzuryūko endenden Etsumi-hoku-Linie zu verbinden. Auf diese Weise wäre eine durchgehende Strecke von 148,6 km Länge nach Fukui an der Nordküste Honshūs entstanden. Wegen absehbarer hoher Baukosten für Tunnel und der sich verschlechternden Finanzlage wurden die fehlenden 26 Kilometer jedoch nie gebaut; bis 2002 verkehrte ein Bahnbus vom Haltepunkt Mino-Shirotori über den Aburasaki-Pass nach Ōno.[4] Die ursprünglich 28 Haltepunkte erhöhte man im Laufe der Zeit auf 36. Allein im Zeitraum 1986–88 wurden sieben neue Haltepunkte geschaffen. Umbenennungen mehrerer Stationen erfolgten vor allem in den 1950er Jahren und dann wieder 1986/87. Bedingt durch die Streckenführung in einem engen Flusstal, teils im Gebirge, verursachen starke Regenfälle, Erdrutsche oder Schneefall immer wieder Unterbrechungen. Von 1966 bis 1982 bot die Staatsbahn umsteigefreie Okuminomi-Schnellzüge von der Etsumi-nan-Linie nach Nagoya und zurück an. Am 1. Oktober 1974 stellte sie den Güterverkehr ein.[5]
Im Juni 1984 gab die Staatsbahn ihre Absicht bekannt, die gesamte Strecke stillzulegen. Dagegen regte sich Widerstand, was zwei Jahre später zur Gründung der Bahngesellschaft Nagaragawa Tetsudō führte. Diese übernahm den Betrieb am 11. Dezember 1986.[5] Wie überall im ländlichen Japan sind die Passagierzahlen rückläufig. Von durchschnittlich täglich 900 Fahrgästen 1986/87 verringerte sich die Zahl der Mitfahrenden auf 363 im Jahr 2016. Die zunehmende Alterung im ländlichen Japan ist auch gut an der stark abnehmenden Zahl der Schülerfahrkarten erkennbar: waren es 1986–97 noch um die 100, so fuhren 2015 nur noch 36 Kinder mit dem Zug in die Schule. In den 1990er Jahren war der Betrieb profitabel. Die für die Finanzjahre 2003–2009 ausgewiesenen Verluste pendelten um 200 Millionen Yen jährlich. Im Vergleich zu anderen Bahnen im ländlichen Raum hinkt man der technischen Entwicklung etwas hinterher.