Ginsberg war Sohn des Augenarztes[1] Siegmund Ginsberg und dessen Frau Gertrud, geborene Bernhard. Er kam nach der Mittelschule, über die Kammerspiele in Hamburg[2] und München,[2] nach Düsseldorf[2] und 1928 nach Berlin und danach 1932 zu Gustav Hartung ans Landestheater Darmstadt. Dort als Jude entlassen emigrierte er 1933, nach einem weiteren Aufenthalt in Berlin,[2] mit Tätigkeit am Jüdischen Theater,[2] über Wien[2] in die Schweiz und wurde am Zürcher Schauspielhaus engagiert, das damals vom Dramaturgen Kurt Hirschfeld[2] und dem Direktor Ferdinand Rieser geleitet wurde. Er erhielt von dem zunächst widerwilligen Rieser jeweils auf zwei Wochen verlängerte Verträge, bis er sich als Schauspieler mit überzeugenden Auftritten durchsetzte. Außer von Molière[2] spielte er beispielsweise folgende Rollen: der Jude Siegelmann[2] (Die Rassen von Ferdinand Bruckner), Mephisto,[2] Tasso, Franz Moor,[2] Don Carlos, Tartuffe,[2] Hamlet.[2] Er war jüdischer Herkunft, ließ sich jedoch aus persönlicher Überzeugung[2] 1935[1] katholisch taufen. Max Frisch erwähnt ihn in einem Essay von 1966 als praktizierenden Katholiken.[3]
Nach seiner Emigration wirkte er bis 1962 als Mitglied des Zürcher Schauspielhauses und arbeitete von 1952 bis 1961 gleichzeitig als Schauspieler und Regisseur am Residenztheater (München). Von 1955 bis 1960 war er Leiter der Literaturproduktion der Deutschen Grammophon, als der er 1957 zur Verwirklichung seiner Vision einer „akustischen Handbibliothek der Weltliteratur“ das PlattenlabelLiterarisches Archiv ins Leben rief. Dort wurden und werden bis heute – inzwischen auf CDs – literarische Schallplatten (vornehmlich Sprechplatten) herausgegeben. Sprecher der ersten Stunde des literarischen Archivs waren u. a. berühmte Autoren wie Thomas Mann oder Gottfried Benn. Auch Ginsberg selbst sprach für die Reihe.
Ernst Ginsberg war mit Ruth Charlotte Greiner (1906–1960)[4] und nach ihrem Tod mit Miriam Spoerri (1931–2010)[1] verheiratet.
Ginsbergs Todesursache war eine amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Als er sich schon nicht mehr bewegen und nicht mehr sprechen konnte, diktierte er seiner Pflegerin noch, mit Hilfe des Morsealphabets, mit den Augenlidern Gedichte. Er starb in der Zürcher Klinik Neumünster und fand auf dem Friedhof Fluntern[4] seine letzte Ruhestätte. In dem Grab sind auch seine erste Frau Ruth sowie ihrer beider Kinder Johannes (1933–2022) und Esther Ginsberg-Wurmser (1937–2023) bestattet.
1953: Carl Zuckmayer: Ulla Winblad oder Musik und Leben des Carl Michael Bellmann (Gustav III. König von Schweden) – Regie: Walter Ohm (Hörspiel – BR/RB/SWF)
1954: Leonhard Frank: Die Ursache (Staatsanwalt) – Regie: Walter Ohm (Hörspiel – BR)
Elisabeth Brock-Sulzer: Ernst Ginsberg. Friedrich, Velber bei Hannover 1963, DNB450631621.
Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4.
Hannes Heer, Sven Fritz, Heike Brummer, Jutta Zwilling: Verstummte Stimmen: die Vertreibung der „Juden“ und „politisch Untragbaren“ aus den hessischen Theatern 1933 bis 1945. Metropol, Berlin 2011, ISBN 978-3-86331-013-4, S. 238–240.
↑ abcdefghijklmnopqrsDaniel Foppa: Berühmte und vergessene Tote auf Zürichs Friedhöfen. 1. Auflage. Limmat Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-85791-324-X, S.44f., 175.
↑Max Frisch: Forderungen des Tages – Porträts, Skizzen, Reden; Essay: Erinnerungen an Brecht. Hrsg.: Walter Schmitz. Nr.957. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-37457-5, S.66–93, hier 86.