Den Untersuchungen von Hans Driesch folgend, verfolgte er den Ansatz des Neovitalismus in der Biologie. Rádl war Anhänger Tomáš Garrigue Masaryks.
1920 gründete er zusammen mit Zdeněk Nejedlý den Realistischen Klub und gab dessen Zeitschrift „Realistická stráž“ (Realistischer Wachtposten) heraus.
Rádl kritisierte die nationalistischen Tendenzen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges.
Er schloss sich der Linken an, warf dieser jedoch ebenfalls irrationalen Patriotismus vor.
Während Nejedlý sich den Kommunisten anschloss, trat Rádl der sozialdemokratischen Partei bei.
Nachdem 1922 Rádl von einer Weltreise zurückgekehrt war, wandte er sich dem Christentum zu und schloss sich der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder an.
Er anerkannte die Theologie als Geisteswissenschaft. In der Offenbarung suchte er Bestätigung für wissenschaftliche und philosophische Wahrheiten. Dies brachte ihn wiederum zur Interpretation der Ansichten Masaryks über den religiösen Sinn der böhmischen Geschichte.
In seiner zweibändigen Geschichte der Philosophie verarbeitete er diese religiösen Anschauungen.
1934 war Rádl Vorsitzender der internationalen philosophischen Tagung in Prag.[1][2]
Mitte der 1930er Jahre litt Rádl an einer schweren langwierigen Krankheit, die ihn völlig an der öffentlichen Tätigkeit hinderte.
In dieser Zeit entstand sein Werk Útěcha z filosofie (Trost in der Philosophie).[2]
Mitgliedschaften und Zusammenarbeit
Rádl arbeitete mit dem YMCA zusammen, der eine Reihe seiner Vorträge veröffentlichte.
Zusammen mit Josef Hromádka leitete er 1927 die philosophisch-theologische christliche Zeitschrift Christliche Revue.
Rádl war einer der Gründer der Tschechoslowakischen Liga für Menschenrechte und deren erster Vorsitzender.[2]
O morfologickém významu dvojitých očí u členovců (Die morphologische Bedeutung der Doppelaugen bei Gliedertieren), 1901
Geschichte der biologischen Theorien in der Neuzeit, Band 1, Seit Dem Ende Des Siebzehnten Jahrhunderts, Kessinger Publishing, 2010, Band 1, ISBN 978-1168584397, Nachdruck von 1905, Inhaltsverzeichnis online als pdf
Die tschechische Biologie, Čechische revue (ČR) 1907
Demokracie a věda (Demokratie und Wissenschaft), 1919
Národ a stát (Nation und Staat), 1921
Náboženství a politika (Religion und Politik), 1921
La question religieuse (Die religiöse Frage), 1922
Untersuchungen über den Phototropismus der Tiere, BiblioBazaar, 2009, ISBN 978-1103103683, Nachdruck von 1923
Západ a východ (Westen und Osten), 1925
Křesťanství po válce ve světě a u nás (Das Christentum nach dem Krieg bei uns und in der Welt), 1925
O smysl našich dějin (Über den Sinn unserer Geschichte), 1925
Moderní věda (Die moderne Wissenschaft), 1926
Der Kampf zwischen Tschechen und Deutschen (Válka Čechů s Němci), Verlagsbuchhandlung Sabat, 2017, ISBN 978-3943506457, zuerst erschienen: Reichenberg, Böhmen, Stiepel, 1928, Inhaltsverzeichnis online als pdf
Krise inteligence (Die Krise der Intelligenz), 1928
Soziologische Analyse der Nationalitätenzählung der Tschechoslowakei, Leipzig 1929
Národnost jako vědecký problém (Nationalität als wissenschaftliches Problem), 1929, Prag, O. Girgal
Die philosophische Revolution, Bonn 1930
Dějiny filosofie (Geschichte der Philosophie), 2 Bände, 1932–1933
O německé revoluci (Über die deutsche Revolution), 1933
O ženském hnutí (Über die Frauenbewegung), 1933, Prag, Čin
Útěcha z filosofie (Trost in der Philosophie), 1946
Literatur
Jaroslav Koťa: Der Philosoph Emanuel Rádl – Zeitzeuge und Kommentator schwieriger Zeiten in brücken, Germanistisches Jahrbuch Tschechien – Slowakei, 2006 online als PDF
Shimona Löwenstein: Emanuel Rádl: Philosoph und Moralist 1873–1942, Peter Lang GmbH, Internationaler Verlag der Wissenschaften, 1995, ISBN 978-3631476932