Die Dombibliothek Hildesheim ist eine wissenschaftliche Bibliothek in Trägerschaft des Bistums Hildesheim. Als Dombibliothek besteht sie ununterbrochen seit der Bistumsgründung im Jahr 815. Damit ist sie die älteste Bibliothek Norddeutschlands und mit über 120.000 Bänden von zum Teil unersetzlichem historischem Wert zudem eine bedeutende.
Die Dombibliothek Hildesheim entstand aus mehreren Einzelsammlungen. Während das ursprüngliche Eigengut der Domkirche mit ihrer Domschule durch Brände mehrfach dezimiert wurde, kamen aus der Säkularisationsmasse von Klöstern, aus dem ehemaligen Jesuitenkolleg (jetzt Gymnasium Josephinum) sowie aus Pfarr- und Privatsammlungen – darunter 1681 die Bibliothek des Großförster Pfarrers Martin Bever (Beverina) und 1908 die Bibliothek der Basilika St. Godehard – umfangreiche und wertvolle Bestände hinzu, die durch Nachlässe, Schenkungen und Ankauf fortlaufend ergänzt werden. Durch rechtzeitige Auslagerung entgingen die Bestände der Zerstörung durch die Luftangriffe auf Hildesheim. In den 1970er Jahren erfolgten allerdings ungeklärte Verluste, die teilweise durch Rückkauf ausgeglichen werden konnten.[1] Verschollen blieb ein Missale.[2]
Neben dem Albani-Psalter ist das Hildesheimer Orationale mit Miniaturen der Reichenauer Malerschule ein bedeutendes Werk im Bestand der Dombibliothek Hildesheim. Ein weiterer Schatz der Bibliothek ist der Codex Rotundus, ein kreisförmiges, spätmittelalterliches Stundenbuch, das einst dem burgundischen Herrscher Adolf von Kleve (1425–1492) gehörte.[3]
Seit 1997 ist die Dombibliothek in einem nach modernen konservatorischen Gesichtspunkten errichteten Neubau am Domhof untergebracht, der komfortable Leseräume und eine öffentliche Ausleihe bietet.
Bekannte Bibliothekare
Petrus Hechenberg († 13.10.1695), Cantor St. Johannis, Domvikar
Philipp Cappius († 1698), Domvikar, St. Blasius
Georg Hermann Mohl († 1708), Domvikar, St. Caecilia
Johannes Nikolaus Buchfeld, Domvikar, St. Godehard
Konrad Herstermann
Joseph Thoß, Domvikar, St. Matthäus
Thoß (jun.)
Joseph Bolten, Cantor St. Johannis, Domvikar
Casper Rudolph Hagemann, Domvikar
Franz Wilhelm von Schultz (1781–1799), Domscholaster
Hermann Verhamp (1771–† 1808)
Wilhelm de la Tour (1808–† 9.12.1826)
Joseph Hantelmann (1826–† 29.2.1844), Domvikar St. Anna
Joseph Pagel (1836–1852, † 17.5.1865), Domkapitular, Professor am Gymnasium Josephinum
Heinrich Joseph Niesmann (1852–† 20.1.1867), Domkapitular
Friedrich Wedekin (1867–1869)
Friedrich Weißgerber (1869–† 26.12.1876), Domvikar
Franz Philipp Koch (1877–1886), Domkapitular, Domsekretär, Generalvikariatsrat
Mittelalterliche Handschriften der Dombibliothek in Hildesheim. Ausstellung und Katalog: Jochen Bepler; Helmar Härtel. Handschriftenbeschreibungen: Marlis Stähli. Herzog August BIbliothek, Wolfenbüttel 1991.
Die Handschriften der Dombibliothek zu Hildesheim. Harrassowitz, Wiesbaden
Teil 1: Marlis Stähli: Hs 124a – Hs 698 (= Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen, Bd. 8). Harrassowitz, Wiesbaden 1991.
Teil 2: Renate Giermann: Hs 700–1050, St. God. Nr. 1-51, Ps 1-6, J 23-95 (= Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen, Bd. 9). 1993.
Jochen Bepler, Thomas Scharf-Wrede (Hrsg.): Bücherschicksale. Die Dombibliothek Hildesheim. Bernward, Hildesheim 1996.
Bernhard Gallistl: Schule, Bücher und Gelehrsamkeit am Hildesheimer Dom. In: Ego sum Hildensemensis. Bischof, Domkapitel und Dom in Hildesheim 815 bis 1810. Konzeption: Ulrich Knapp. Katalogbearbeitung: Jochen Bepler (= Kataloge des Dom-Museums Hildesheim, Bd. 3). Imhof, Petersberg 2000, ISBN 3-932526-74-0, S. 213–238.
Bernhard Gallistl: Bibliothek und Schule am Dom. In: Monika E. Müller (Hrsg.): Schätze im Himmel – Bücher auf Erden. Mittelalterliche Handschriften aus Hildesheim (= Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek, Bd. 93). Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel 2010, S. 55–68.
Monika Suchan: Buch-Geschichten in Raum und Zeit aus der Dombibliothek Hildesheim. Schnell & Steiner, Regensburg 2020, ISBN 978-3-7954-3594-3.
↑Gia Toussaint: Das Festtagsevangelistar im Plenar Ottos des Milden. Das Braunschweiger Umfeld und ein unbeachteter Sachsenspiegel. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Jg. 72/73 (2018/2019), S. 249–270, hier S. 257–258.
↑Codex Rotundus. In: Dombibliothek Hildesheim. Abgerufen am 13. März 2024.