Vor dem Hintergrund eines erdigen Hangs oder einer Felswand und einer sich links öffnenden, bewölkten Landschaft tragen sieben nackte Kinder ein Feston aus verschiedenen Beeren, Früchten und Blattwerk. Dargestellt sind unter anderem Weintrauben, Pfirsiche, Birnen, Äpfel, Kirschen, Erdbeeren und Feigen. Ihr Zug wird angeführt von einer gebeugt schreitenden, blonden Kindergestalt links und abgeschlossen von einem aufrecht gehenden, brünetten Knaben rechts. Zwischen ihnen stützen zwei hockende Kinder die durchhängende Girlande emsig von unten, während drei weitere sich neben ihr befinden. Von diesen dreien blicken zwei zum Betrachter. Eines legt seinen Arm beflissen über den Feston, als wolle es ihn stabilisieren.
Das allegorische Motiv der Früchtegirlande symbolisiert – ähnlich dem Füllhorn – das Glück und die Fülle des Lebens. Kultiviert wurde es, fußend auf Fruchtbarkeitssymbolen der griechischen und römischen Mythologie, insbesondere in der Malerei der italienischen Renaissance, etwa bei Andrea Mantegna, dessen Werk Rubens in Italien studiert hatte. Die wie kleine Engel, Eroten oder Cupidi dargestellten Kinderfiguren, deren füllige, nackte Körper mit den prallen Formen der Früchte korrespondieren und dem Bild eine barocke Dynamik geben, unterstreichen als Putti die Symbolik.
Entstehung
Das Werk entstand im Atelier von Peter Paul Rubens in Antwerpen als Gemeinschaftsarbeit mit dem Stilllebenmaler Frans Snyders und dem Landschaftsmaler Jan Wildens. Weil eine gleichartige Zusammenstellung von Kindern und Früchten auf der Skizze Das Bild der Ceres von Jan Brueghel dem Älteren in der Petersburger Eremitage erhalten ist, ging der Maler und Kunstschriftsteller Hermann Knackfuß davon aus, dass Rubens sich bei der Entwicklung seines Motivs von diesem Bild seines engen Freundes möglicherweise anregen ließ.[1] Als Modelle für die Putti standen Rubens unter anderem seine Kinder Clara Serena und Albert, die seine Ehefrau Isabella 1611 und 1615 geboren hatte, zur Verfügung. Deren Kinderspiel und Drolligkeit verherrlichte er in seiner Darstellung.[2]
Hans Gerhard Evers: Peter Paul Rubens. F. Bruckmann, München 1942, 528 S., 272 Abb., 4 Farbtafeln (Flämische Ausgabe bei De Sikkel, Antwerpen 1946).
Hans Gerhard Evers: Rubens und sein Werk. Neue Forschungen. De Lage Landen, Brüssel 1943.
Reinhold Baumstark (Hrsg.), Marcus Dekiert, Christian Quaeitzsch: Kurfürst Johann Wilhelms Bilder. Band 2: Galerie und Kabinette. Hirmer, München 2009, ISBN 978-3-7774-6085-7, S. 98, Nr. 232.
↑Katalog der Gemälde-Sammlung der Kgl. Älteren Pinakothek in München. Amtliche Ausgabe, V. Auflage, Knorr & Hirth, München 1893, S. 149, Nr. 728 (Google Books)