Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau ist eine Erzählung von Achim von Arnim, die 1818 in dem Almanach Gaben der Milde in Berlin erschien.[1]
Rosalies Liebe heilt Francœurs Krankheit.
Im Siebenjährigen Krieg hatte der junge französische[2] Sergeant Francœur während seiner Gefangenschaft am Rand von Leipzig Fräulein Rosalie Lilie kennen und lieben gelernt. Rosalie hatte in der Pleißenburg den am Kopf verwundeten Unteroffizier gegen den Willen ihrer Mutter gepflegt. Das Paar hatte sich vermählt. Rosalie folgt Francœur nach Marseille und bringt ein Kind zur Welt. Bei Graf Dürande, dem Kommandanten der Stadt, setzt sich Rosalie ohne Wissen des stolzen Francœur für den kranken Gatten ein. Zwar ist Francœur durch seine Kriegsverletzung in Wahnsinn verfallen, doch er bekommt vom Grafen auf der nahe gelegenen Insel Ratonneau trotzdem das Kommando über zwei Invaliden. Der Kammerdiener Basset, ein alter Regimentskamerad Francœurs, erlangt Kenntnis von dem Gespräch seines Grafen mit Rosalie. Der geschwätzige Basset besucht Francœur auf Fort Ratonneau und plaudert alles aus. Francœur will seine Dienststellung nicht einem Weib verdanken. So verjagt er in einem fürchterlichen Zornesausbruch die geliebte Frau, das eigene Kind und seine beiden Untergebenen. Der Wahnsinnige erklärt dem Grafen und somit auch der Stadt Marseille den Krieg. Der Sergeant will sich mit dem Pulverturm in die Luft sprengen, falls ihm der Feind zu nahe kommt. Francœur spaßt nicht. In einem Einmann-Krieg blockiert er mit seinen Kanonen den Seeweg nach Marseille. Die Versorgung der Stadt stagniert. Graf Dürande muss handeln. Rosalie schreitet ein. Die junge Frau will den rasenden Gatten zur Vernunft bringen. Der Graf hält dies für unmöglich, denn ihm wurde von einem Vorposten gemeldet, Francœur hasse vor allem seine Frau. Der Besessene wolle das Fort übergeben, falls ihm der Kopf Rosalies geschickt würde.
Rosalie macht sich mit ihrem Säugling getrost auf den Weg. Mit ihrem Herannahen provoziert sie bei Francœur die nächste Kurzschlussreaktion. Der Kranke reißt sich in einem Wutausbruch an den Haaren. Die Kopfwunde öffnet sich. Francœur ist im Nu vernünftig. Später dann entfernt ein Chirurg einen Knochensplitter aus der vereiterten Kopfwunde. Francœur bittet den Grafen um Verzeihung. Der Bitte wird entsprochen. Der alte Graf adoptiert den tüchtigen Sergeanten sogar.
Die Kraft der Liebe Rosalies wird in dem letzten Satz der Erzählung versinnbildlicht: „Liebe treibt den Teufel aus.“[3]