Die Darmlänge im Verhältnis zur Körperlänge einer Tierart ist von mehreren Faktoren abhängig. Von Bedeutung sind unter anderem gruppenspezifische und phylogenetische Faktoren, wie weit die Nahrung im Magen aufbereitet wird, der Nahrungsbedarf, die absolute Körpergröße sowie Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung der Verdauungssäfte und in der Resorptionsfähigkeit. Dabei ist die Darmlänge gruppenspezifisch in relativ engen Grenzen vorgegeben und weist nur eine geringe Modifizierbarkeit auf.[2]
Zwar bestehen Zusammenhänge zwischen Ernährungsart und Morphologie des Darmkanals, die weitverbreitete Meinung, dass es auch einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Ernährungsart und Darmlänge gäbe, ist jedoch unhaltbar, ebenso wie die Faustregel, nach der Fleischfresser kurze und Pflanzenfresser lange Därme besäßen. Diese Faustregel trifft nur zu, wenn Haustiere wie Hund, Katze, Schaf, Rind oder Kaninchen betrachtet werden; sie trifft jedoch bereits dann nicht mehr zu, wenn weitere Säugetiere miteinander verglichen werden. So besitzen beispielsweise die Fleisch fressenden Robben außerordentlich lange Därme, die ausschließlich Blätter fressenden Faultiere dagegen sehr kurze Därme und auch der sich im Wesentlichen von Bambusschößlingen ernährende Große Panda weist einen deutlich kürzeren Darm auf als andere Bären.[2]
Unterteilung des Darmes
1 = Magen 2 = Dünndarm 3 = absteigender Teil des Dickdarms 4 = aufsteigender Teil des Dickdarms 5 = Wurmfortsatz 6 = Mastdarm 7 = After
Der Darm ist unterteilt in den
Dünndarm (lateinisch Intestinum tenue), bestehend aus
sowie den Dickdarm (Intestinum crassum), bestehend aus
Blinddarm (Caecum) mit dem Wurmfortsatz (lat. Appendix vermiformis, umgangssprachlich fälschlich als „Blinddarm“ bezeichnet), und
Grimmdarm (griechisch-lateinisch Colon) mit aufsteigendem (Colon ascendens), querverlaufendem (Colon transversum), absteigendem (Colon descendens) und S-förmig verlaufendem (Colon sigmoideum, genannt auch Sigma) Teil,
und den Mastdarm (Rectum), auch als Enddarm bezeichnet, bestehend aus
Pars ampullaris und Analkanal (Canalis analis).[3]
Auf den Mastdarm folgt der After (lateinisch Anus), der aber feingeweblich kein Darmbestandteil im engeren Sinne ist, da er von äußerer Haut und nicht von Schleimhaut ausgekleidet ist. Der After bildet mit dem endständigen Venengeflecht des Mastdarmes und dem inneren und äußeren Schließmuskel zusammen das Kontinenzorgan.
Ausbildung eines Großteils der Abwehrzellen des Immunsystems
Produktion von Hormonen und Botenstoffen
Darmwand
Die Darmwand zeigt den typischen dreischichtigen Aufbau eines häutig-muskulösen Schlauches. Der Innenraum wird durch eine Schleimhaut (Mukosa) ausgekleidet. Ihr liegt außen eine zweischichtige Tunica muscularis (viszerale Muskulatur) an, die aus einer inneren Ring- und äußeren Längsmuskelschicht besteht. Zwischen Mukosa und Muskelschicht befindet sich der Plexus submucosus, zwischen den beiden Muskelschichten der Plexus myentericus – beides Anteile des darmeigenen Nervensystems. Außen grenzt – je nach Lage des Darmabschnitts – entweder eine Tunica serosa oder eine Tunica adventitia das Organ ab.
Untersuchungsmöglichkeiten des Darmes
Der Darm ist zum Teil abtastbar und abhörbar. Weitergehende diagnostische Möglichkeiten bieten die Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Kontrastmitteluntersuchungen, Darmspiegelung (Koloskopie) und Computertomografie (CT) bzw. Magnetresonanztomografie (MRT). Zusätzlich kann durch eine zu schluckende Endokapsel mit Funk-Minikamera(s) der Dünndarm und auch der Dickdarm untersucht werden.
Weitere diagnostische Hinweise bietet die Untersuchung des Stuhlgangs, Gewebeprobenentnahme und Blutuntersuchung.
Trivialnamen
In der Jägersprache werden Weiddarm (insbesondere der Mastdarm), Harnblase und innere Geschlechtsorgane als kleines Gescheide bezeichnet.[5]
Darmkrankheiten und -störungen
Die allgemeine Bezeichnung für eine Krankheit des Darmes ist Enteropathie.
Hans Adolf Kühn: Krankheiten des Darmes. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 804–841.
Nikolaus Papastavrou: Darm. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 107–131.
Mary Roach: Schluck. Auf Entdeckungsreise durch unseren Verdauungstrakt. Aus dem amerikanischen Englisch von Katrin Behringer. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014, ISBN 978-3-421-04640-6 (Originaltitel: Gulp.).
Franz-Viktor Salomon: Darm, Intestinum (Enteron). In: Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 293–311.
Julia Seiderer-Nack: Was passiert im Darm? Neues Wissen für mehr Darmgesundheit. Darmbarriere, Bauchhirn, Immunsystem und die richtige Ernährung. Südwest, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-517-08959-1.
↑Herbert F. Helander, Lars Fändriks: Surface area of the digestive tract – revisited. In: Scandinavian Journal of Gastroenterology. Bd. 49, Nr. 6, 2014, S. 681–689, doi:10.3109/00365521.2014.898326.
↑ abDietrich Starck: Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Band II: Wirbeltiere. 5. Teil: Säugetiere. Gustav Fischer, Jena 1995, ISBN 3-334-60453-5 (S. 185–186).
↑Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, 255. Aufl., Berlin/New York 1986, ISBN 3-11-007916-X, S. 323.
↑B. Waclawiková, A. Codutti, K. Alim, S. El Aidy: Gut microbiota-motility interregulation: insights from in vivo, ex vivo and in silico studies. Gut Microbes. 2022 Jan-Dec;14(1):1997296, PMID 34978524.