Luftaufnahme der Dachstein Südwände mit Torstein, Mitterspitz und Hohem Dachstein (von links nach rechts)
Nordseite des Hohen Dachsteins mit dem Hallstätter Gletscher, Niederer Dachstein (rechts), Hohes Kreuz (ganz rechts) und Dirndln (links); gesehen vom Gjaidstein
Diesem ist nördlich in 400 m Entfernung der Niedere Dachstein mit einer Höhe von 2934 m ü. A. vorgelagert.
Durch seine Höhe und Attraktivität ist der Dachstein seit dem 19. Jahrhundert für Bergsteiger zum begehrten Ziel geworden, nachdem man lange den Grimming für den höchsten Berg der Steiermark hielt. Berühmt sind auch die rund 1 km hohen rötlichen Südwände aus Dachsteinkalk.
Der Dachstein ist ein Berg der Nordalpen und darin nach der Parseierspitze in den Lechtaler Alpen (3036 m ü. A.) der zweithöchste Gipfel. Während der Niedere Dachstein zur Gänze in Oberösterreich liegt, verläuft über den Hohen Dachstein die Grenze von Oberösterreich zur Steiermark. 10 Kilometer nordnordöstlich befindet sich Hallstatt, rund 6½ Kilometer südöstlich liegt der Ort Ramsau, am Westrand das Lammertal.
Während der Maxima der Eiszeiten war der vom Dachstein abfließende Traungletscher eines der ausgedehntesten Gletscherfelder der Ostalpen und hat das gesamte Salzkammergut grundlegend geprägt.[3][4] Im Prinzip sind der Großteil aller Salzkammergutseen Gletscherseen des Dachsteingletschers: teils Randseen seiner Zungen, teils Toteislöcher oder postglaziale Moorseen.
Erstbesteigung und touristische Erschließung
Die touristische Erstbesteigung des Hohen Dachsteins erfolgte am 18. Juli 1834 durch Peter Karl Thurwieser, geführt durch die Gebrüder Gappmayr aus Filzmoos und über den Gosau-Gletscher, nachdem zuvor Erzherzog Karl über den Hallstätter Gletscher gescheitert war. Im Zuge dieser Besteigung wurde bereits ein hölzernes Gipfelkreuz errichtet. Diese Erstbesteigung wurde schon zeitgenössisch diskutiert,[5] so soll der Gipfel schon 1819 oder 1823 von Jakob Buchsteiner im Zuge der Landesvermessung bestiegen worden sein. Das gilt aber als Erstbesteigung des Nebengipfels Torstein. 1843 hat Friedrich Simony hier den ersten Klettersteig der Welt errichtet (Randkluftsteig).[6] Am 14. Jänner 1847 hat Simony hier auch die erste Winterbesteigung vorgenommen.
Die erste Kletterroute durch die Südwand des Hohen Dachsteins begingen am 22. September 1909 die beiden Ramsauer Brüder Irg (= Georg) und Franz Steiner. Der Weg wurde damals als Himmelsleiter der Steiner-Buam bezeichnet und ist heute noch als Steinerweg eine beliebte Kletterroute.
Seit 1951 führt von der oberösterreichischen Seite die Dachsteinseilbahn auf den Berg, seit 1969 die Dachstein-Südwandbahn von der steirischen Seite bis in die Nähe des Gipfels.
Da der Hauptgipfel des Dachsteins der höchste Gipfel Oberösterreichs und der Steiermark ist, wird dieser von vielen Bergsteigern, im Winter wie im Sommer, besucht. An Tagen mit guten Wetterverhältnissen sind oft über 100 Bergsteiger unterwegs, lange Staus an Schlüsselstellen sind möglich.
Diese Routen verlangen grundsätzlich alpine Ausrüstung (Gletscherüberquerungen) und Kletterkenntnisse.
Die interessanten Kletterrouten führen vor allem durch die Dachstein-Südwand, eine der klassischen Kletterwände der Alpen. Die bekanntesten davon sind:
Steinerweg (Hoher Dachstein, klassische Route, V)
Pichlweg (Hoher Dachstein, klassische Route, IV)
Zum kleinen Gipfel der Dachsteinwarte östlich des Hohen Dachsteins führt der Klettersteig Der Johann, der eine Durchquerung der Dachsteinwarte ermöglicht.
Der Dachstein kann außerdem in der Kombination von drei Klettersteigen bestiegen werden. Dabei werden folgende Klettersteige kombiniert:
Anna Klettersteig (Schwierigkeit C/D)
Johann Klettersteig (Schwierigkeit D/E)
Schulter- oder Randkluftanstieg (Schwierigkeit B und 1)
Der Name der Klettersteige Anna und Johann geht auf die Liebesbeziehung zwischen dem steirischen Prinzen Erzherzog Johann und der Ausseer Postmeistertochter Anna Plochl zurück.
Zusammen ergeben die drei Steige die sogenannte Dachstein Super Ferrata mit ca. neun Stunden Zeitaufwand. Die Route beginnt im Tal vor den Südwänden und endet auf dem Gipfel des Hohen Dachsteines.
Für die Meereshöhe des Hohen Dachstein findet man, trotz bereits metergenauer Messungen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, differierende Angaben. 1877, zur Eröffnung der Simonyhütte, wurde eine Karte mit der Höhenangabe 2996 m herausgegeben. Dagegen findet sich in der Alpenvereinskarte bis 1992 und im Dachsteinführer von Willi End in den Auflagen von 1973[7] und 1985[8] die Angabe 2993 m. Fremdenverkehrsprospekte aus dem Salzkammergut und aus Ramsau am Dachstein sowie Ansichtskarten geben bis in die 1990er-Jahre eine Höhe von 3004 m an. Darin vermuten manche Autoren den Wunsch der Touristiker, einen „echten“ 3000er-Berg im Einzugsgebiet anbieten zu können.[9]
Die unterschiedlichen Höhenangaben können jedenfalls nicht auf unterschiedliche Höhensysteme in Österreich und Deutschland zurückgeführt werden, denn daraus ergibt sich eine maximale Höhendifferenzen von 34 cm.
Tatsächlich ist der Triangulierungspunkt der österreichischen Landesvermessung, der sich an der höchsten Stelle des Gipfels befindet, 2995,01 m hoch. Er ragt allerdings 12 cm über das natürliche Felsgelände hinaus, sodass sich die Höhe des Gipfels mit 2994,89 m ergibt. Das derzeit am Gipfel stehende Gipfelkreuz steht etwas tiefer und ist 5,49 m hoch, so erreicht seine Spitze eine Höhe von 3000,03 m.[10]
Regionale X
2010 ließ der chinesische Künstler Ai Weiwei im Zuge des steirischen Kulturfestivals „regionale X“ einen vier Tonnen schweren Felsbrocken auf die Spitze des Dachsteins transportieren.[11] Der Felsblock hatte sich 2008 bei einem schweren Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan aus einer Felswand gelöst. Für Weiwei ist er Symbol für die Opfer dieses Bebens und den inakzeptablen Umgang der chinesischen Politik mit Katastrophen.[12]
↑Die Höhenangaben schwanken. Aktuelle amtliche Messung ist 2995,01 m (KT-Stein, Begehung 1991, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen BEV). In: Karl Wirobal: Wie hoch ist der Dachstein? In: ÖAV-Sektion Hallstatt (Hrsg.): ALPIN/Dokumentation. Unterschiedliche Höhenangaben, S.1 (online bei hallstatt.ooe.gv.at [PDF; abgerufen am 20. November 2009]).
↑Erik Arnberger, Erwin Wilthum: Die Gletscher des Dachsteinstockes in Vergangenheit und Gegenwart. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band97. Oberösterreichischer Musealverein, Linz 1952, S.181–214 (ooegeschichte.at [PDF]). M. Krobath, G. K. Lieb: Die Dachsteingletscher im 20. Jahrhundert. In: Wiss. Alpenvereinsh. 38, 2004, S. 75–101 (im Heft auch weitere Artikel zu den Dachsteingletschern).
↑Dirk van Husen: Als unsere Seen Gletscher waren. Die eiszeitliche Entwicklung im Salzkammergut. In: Johannes Thomas Weidinger, Harald Lobitzer, Ingrid Spitzbart (Hrsg.): Beiträge zur Geologie des Salzkammerguts. (= Gmundner Geo-Studien, Band 2). 2003, S. 215–222 (zobodat.at [PDF; 557 kB]).
↑Dirk van Husen: Die Dachsteinregion während der Würm-Eiszeit. In: U. Pistotnik, O. Spitzbart, J. T. Weidinger (Hrsg.): Der Dachstein im Klimawandel.(= Gmundner Geo-Studien, Band 5) 2014, S. 9–10 (zobodat.at [PDF; 567 kB])
↑Franz Carl Weidmann, 1822 (und derselbe: Darstellungen aus dem Steyermärkschen Oberlande. 1834); Erwiederung Carl Schmutz (mit Mikitsch): Die erste Besteigung des Dachsteins oder Thorsteins am 5. August 1823. In: Der Aufmerksame, Grazer Zeitung, 1825, Nr. 21, 22; sowie: Besteigung der östlichsten und höchsten Spitze des Thor- oder Dachsteins, den 5. August 1823 In: Wiener Zeitung, 2. November 1824; vergl. Diskussion der Quellen Erstbesteigung des Dachsteins war die Erstbesteigung des Torsteins; und Besteigung des Hohen Dachsteins 1823. EnnstalWiki (beide abgerufen am 22. August 2019).
↑Dany Vehslage, Thorsten Vehslage: 25 Klettersteige in Europa mit besonderem Charakter. 2. Auflage. 2021, ISBN 978-3-7534-5421-4, S.12 und 116 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Willi End: Kleiner Führer durch das Dachstein-Gebirge - Täler, Schutzhütten, Übergänge, Gipfel. 3. Auflage. Bergverlag Rother, München 1973, ISBN 3-7633-3209-X.
↑Willi End: Dachsteingebirge - Gebietsführer für Wanderer und Bergsteiger. 5., vollst. überarb. u. erw. Auflage. Bergverlag Rother, München 1985, ISBN 3-7633-3200-6.