Die Sprache der Cree (Nēhiyawēwinᓀᐦᐃᔭᐍᐏᐣ in Plains-Cree, andere Varianten s. u.) gehört der Algonkin-Sprachfamilie an und wird von etwa 100.000 Menschen in mehreren Regionalvarianten in großen Teilen Kanadas sowie einer kleinen Gruppe in Montana (USA) gesprochen. Von den indigenen Sprachen des englischsprachigen Nordamerika hat es die zweitmeisten Sprecher.
Das Cree ist in Kanada die am weitesten verbreitete Sprache der First Nations. Nach offiziellen Angaben wurde sie dort 2006 von 87.285 Cree gesprochen (zuzüglich 11.080 Montagnais-Naskapi und 5.320 Atikamekw,[1] zusammen 103.685; Census 2016: 116.585[2]). Nimmt man die Sprecher hinzu, die sich nicht als Angehörige eines der Cree-Stämme bezeichnen, so kommt man für 2006 auf 99.950 Sprecher (zuzüglich 11.815 Montagnais-Naskapi und 5.645 Atikamekw,[3] zusammen 117.410). In den USA, wo das Plains-Cree von etwa 100 alten Menschen auf der Rocky Boy Reservation in Montana gesprochen wird, gilt die Sprache als moribund.[4]
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet reicht von den Rocky Mountains bis an den Atlantik, wobei bis zu neun Dialekte unterschieden werden. Diese sind (von West nach Ost) Plains oder West-Cree (Alberta, Saskatchewan), Woods (Saskatchewan und Manitoba) und Swampy Cree (Manitoba und Ontario). Weiter ostwärts schließt sich das Moose Cree an. In Québec finden sich Atikamekw, Eastern Cree, Eastern Montagnais und die Sprachen der Innu und Naskapi, die überwiegend dem Cree zugerechnet werden. Das gilt nicht für das Oji-Cree, das eher eine Ojibwa-Sprache ist.
Phonologie
Konsonanten
In den verschiedenen Cree-Dialekten zusammengenommen können folgende Konsonanten vorkommen:[5]
Cree ist ein Dialektkontinuum, das nach vielen Kriterien unterteilt werden kann. Im nördlichen Ontario und dem südlichen James Bay, Lanaudière und Mauricie in Québec wird zwischen /ʃ/ (sch) und /s/ unterschieden, während westlich davon beides wie /s/ und östlich davon beides wie /ʃ/ oder aber wie /h/ gesprochen wird. In mehreren Dialekten, darunter im nördlichen Plains Cree und im Woods Cree, sind die langen Vokale /eː/ und /iː/ zusammengefallen zu /iː/. In Chisasibi, Whapmagoostui und Kawawachikamach in Québec sind die langen Vokale /eː/ und /aː/ zusammengefallen zu /aː/.
Insbesondere werden die Dialekte allerdings nach der Realisierung des angenommenen Ur-Algonkin-Phonems *r/*l sowie von *k unterteilt:
Während im östlichen Québec und in Labrador Cree fast immer mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird, ist in den anderen Landesteilen die Cree-Schrift üblich, eine Silbenschrift, obwohl parallel auch lateinische Schrift verwendet wird. Cree wird horizontal von links nach rechts geschrieben. Die phonetischen Werte der Silbenzeichen, angepasst an die Phonetik der Dialekte, unterscheiden sich nach zwei Großregionen: Die Dialekte Plains Cree, Woods Cree und Swampy Cree verwenden die Westliche Cree-Schrift, die Dialekte East Cree, Moose Cree und Naskapi dagegen die Östliche Cree-Schrift. Der Vokal wird durch die Ausrichtung des Silbenzeichens bestimmt, was in der Regel für die vier Algonkin-Vokalwerte ausreicht, während etwa Naskapi sogar mit drei Vokalwerten auskommt. Da aber manche Dialekte bis zu sieben Vokale aufweisen, werden hier auch Diakritische Zeichen verwendet.[7]
Cree-Literatur
Der Methodisten-Missionar James Evans entwickelte die Cree-Schrift zwischen 1840 und 1846 in Zusammenarbeit mit zum Christentum bekehrten Indigenen der Cree und Ojibwe in Norway House an der Hudson Bay. So besteht ein großer Teil der seitdem entstandenen creesprachigen Literatur aus Bibelübersetzungen, Gesangbüchern und anderen christlichen Texten. Bereits 1862 erschien in Cree-Silbenschrift die komplette Bibel auf Plains-Cree (West-Cree, Altes Testament 1861, Neues Testament 1862), übersetzt vom methodistischen, später anglikanischen Pastor William Mason und Sophia Thomas Mason,[8] was die zweite Bibelübersetzung in eine indigene Sprache des amerikanischen Doppelkontinents war. Eine Übersetzung des Neuen Testaments ins Moose-Cree durch den anglikanischen Bischof John Horden kam 1876 heraus.[9] 1908 folgten eine Neubearbeitung des Neuen Testaments auf Plains-Cree durch John A. MacKay[10] (Neuauflage u. a. 1990)[11] und in jüngster Zeit eine Übersetzung ins Naskapi 2007.[12] Auch in lateinischer Schrift ist das Neue Testament veröffentlicht worden.[13] Die Kanadische Bibelgesellschaft plant derzeit in Zusammenarbeit mit den Wycliffe-Bibelübersetzern die Veröffentlichung einer erneuten Überarbeitung der Bibel ins Plains-Cree, die sowohl in Silbenschrift als auch in lateinischer Schrift erscheinen soll.[14]
Die durch fehlende Drucktypen begrenzten Möglichkeiten zum Druck ließen andersartige Veröffentlichungen in Cree-Silbenschrift kaum zu. In jüngerer Zeit sind auch Silben-Schreibmaschinen und schließlich Textverarbeitung mit Silbenschrift (Kanadischer Silbenzeichensatz) entwickelt worden, so dass seitdem auch Lehrbücher, Zeitungen und selbst offizielle Dokumente in dieser Sprache in Silbenschrift herausgekommen sind.[15]
Abgeleitete Sprachen
Das Michif der Métis ist eine Mischsprache, bei der das Nominalsystem französisch und das Verbalsystem Cree ist.
↑Oski testement ketipeyichikeminow mina kipimachiyiweminow Chisas Knist. Kanachi | kichi masinaikan, | kayasi testement | mina | oski testement | ketipeyichikeminow mina kipimachiyiweminow | Chisas Knist. | Emiskochiitasinahat neiyawewinik isei | William Mason | ayamiewikimaw. Old Testament 1861, New Testament 1862. Printed for the British and Foreign Bible Society, London. Bible in Cree syllabics.
↑The New Testament in Plains Cree. Gilbert & Rivington Ltd., London. For The British & Foreign Bible Society, London 1904. 453 p. William Mason's version, revised by John A. McKay, C.M. S. Siehe auch The Gospel of John in Cree language (PDF; 1,6 MB). Revised version, first published in 1904 by British & Foreign Bible Society, London
↑God’s Word in Naskapi. New Testament (PDF; 2,4 MB). The New Testament in Naskapi of Quebec. Naskapi Development Corporation and Wycliffe Bible Translators, 2007.