Das Gründungsprivileg der Dorfstelle von Kannwiesen (nach 1785 Kanwiese, nach 1820 Kannwiese)[1] wurde am 3. Oktober 1767 ausgefertigt und am 24. Oktober vom König bestätigt.[2] 23 Bauern wurde Land zu Schatullrechten verschrieben. Die Siedler mussten sich allerdings verpflichten, innerhalb von fünf Jahren ein Wohnhaus, einen Stall und eine Scheune zu bauen. Während der Aufbau der Gebäude gut vorankam, lief die wirtschaftliche Entwicklung weniger günstig. 1783 werden die Vermögensverhältnisse der Bauern „als armselig“ genannt.[2]
1788 erwarb die Dorfschaft mehrere Ländereien aus dem Korpeller Forst. Diese Arealvergrößerung sorgte für mehr Weideland und zeitigte in den 1790er Jahren eine erkennbare Erweiterung der Viehzucht. Probleme bereiteten in den 1850er Jahren die auftretenden Überschwemmungen des Omulef.
Im Jahre 1900 erlebte die Landgemeinde Kannwiesen ein besonders schweres Unglück: Die Gehöfte von sechs Bauern wurden durch Brand vernichtet.[2]
299 Einwohner zählte Kannwiesen im Jahre 1910.[4] Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Kannwiesen gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Kannwiesen stimmten 195 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[5]
1928 erfolgte die Gründung der Wassergenossenschaft zur Regulierung der Grenzstrecke des Orschützflusses in den Kreisen Ortelsburg und Neidenburg und sorgte für guten Erfolg, wie überhaupt in den Folgejahren der wirtschaftliche Aufschwung zunahm.[2]
Im Jahre 1933 zählte Kannwiesen 227, im Jahre 1939 196 Einwohner.[6]
Im Jahre 1945 erfolgte in Kriegsfolge die Überstellung des gesamten südlichen Ostpreußens und mit ihm Kannwiesens an Polen. Das Dorf erhielt die polnische Namensform „Kanwizy“[1], die 1948 in „Chwalibogi“ umgeändert wurde. Der Ort im Gebiet der heutigen Stadt- und LandgemeindeWielbark(Willenberg) im Powiat Szczycieński war in den Kriegsfolgejahren zunächst noch besiedelt, wurde dann jedoch aufgegeben. Die Ortsstelle ist heute so gut wie nicht mehr erkennbar und gilt als wüst.
Amtsbezirk Kannwiesen (1874–1945)
Zum Amtsbezirk Kannwiesen gehörten zwischen 1874 und 1945:[3]
↑Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreußischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 95
↑Michael Rademacher: Ortsbuch, Landkreis Ortelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
↑Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 496