Christian Friedrich Schönbein stammte aus einer pietistischen Familie, sein Vater war ein Färber, Post- und Buchhalter. 1812 wurde er nach Abschluss der Volksschule als Lehrling in einer pharmazeutischen Fabrik in Böblingen angenommen. Nach sieben Jahren Tätigkeit in der Fabrik ging er nach Stuttgart, um dort eine Prüfung – die einzige seines Lebens – bei Karl Friedrich Kielmeyer abzulegen. Danach wurde er Direktor des Chemischen Werkes in Hemhofen bei Erlangen, dessen Besitzer ihm zu einem Studium riet.
Schönbein lebte von 1844 bis 1868 am Oberer Rheinweg 93 in Basel. Er vertrat den erkrankten DozentenPeter Merian für zwei Jahre so gut, dass er 1829 zum Ehrendoktor und 1835 zum ordentlichen Professor für Chemie ernannt wurde.
In der Zeit der Basler Kantonstrennung stellte er sich auf die Seite der Stadt, um den Weiterbestand der Universität sichern zu können. Dafür meldete er sich freiwillig beim akademischen Freikorps, mit dem er drei Wochen im Einsatz war. Dieses Eintreten für die Stadt brachte ihm viel Sympathie ein. Im Jahr 1835 erhielt er dann auch das Bürgerrecht der Stadt Basel. Im selben Jahr heiratete er Emilie Benz aus Stuttgart; aus der Ehe gingen vier[3] Kinder hervor.
Als langjähriges Mitglied der städtischen Beleuchtungscommission sowie als Mitbegründer und Vorsteher des Museumsvereins zur Beschaffung von wissenschaftlichen und Kunstsammlungen machte er sich um das Wohl der Stadt Basel verdient, welche ihm 1840 das Ehrenbürgerrecht verlieh. Er setzte sich auch für die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse in Basel durch Schaffung einer Kanalisation ein. Er gründete unter anderem die Basler Liedertafel und die Basler Hebelstiftung, deren Präsident er von 1860 bis 1868 war.
1848 wurde er für die Konservativen in das Kantonsparlament, den Grossen Rat, gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte.[4] Dort sorgte er für Aufsehen, als er sich für eine Trennung von Staat und Kirche einsetzte, was aber abgelehnt wurde. Ab 1851 gehörte er auch dem Stadtrat von Basel an.
1868 machte er wegen Gicht eine Kur in Bad Wildbad. Während eines Aufenthalts in Baden-Baden verstarb er. Seine Beisetzung fand nach Rückführung seiner Leiche in Basel unter großer Teilnahme der Universität und ihrer Studenten auf dem St.-Theodor-Gottesacker statt. Heute befindet sich seine Grabstätte auf dem Basler Wolfgottesacker.
Wissenschaftliche Arbeit
Das Prinzip der Brennstoffzelle (1838)
Er befasste sich in Basel zunächst mit Isomerie und der chemischen Passivität (1835). Das kurze Eintauchen von Eisen in Salpetersäure machte das Eisen passiv. Schönbein erstellte 1838 eine einfache Brennstoffzelle, indem er zwei Platindrähte in Salzsäure mit Wasserstoff bzw. Sauerstoff umspülte und zwischen den Drähten eine elektrische Spannung bemerkte. Ein Jahr später veröffentlichte er diese Ergebnisse.
Die Entdeckung des Ozons (1839)
Etwas später entwickelte Schönbein weitere Ideen zur Ursache des elektrochemischen Stromes und der Affinität zur Bildung von Stoffen. Auch die Katalyse von Reaktionen interessierte ihn. Aufgrund des merkwürdigen Geruches bei der elektrolytischen Abscheidung von Sauerstoff schloss Schönbein im Jahr 1839 auf eine neue stoffliche Substanz, das Ozon. Den Namen für den neuen Stoff schlug sein philologischer Kollege Wilhelm Vischer-Bilfinger vor. Schönbein entwickelte in späterer Zeit auch die Nachweismethoden für Ozon (Kaliumjodid in Stärke wird blau, Indigo wird entfärbt usw.).
Die Entdeckung der Schießbaumwolle (1846)
Bei Untersuchungen zu Fragen über die Molekülart des Ozons glaubte Schönbein an einen Zusammenhang mit Salpetersäure (auch bei dieser Säure entsteht ein eigenartiger Geruch). Er untersuchte nun mehrere Substanzen, dazu gehörten Schwefel, Zucker, Papier und Baumwolle, unter dem Einfluss von Salpetersäure.
Durch Umsetzung von Salpetersäure mit Baumwolle entstand ein interessanter Stoff, die Schießbaumwolle (1846). Entdeckt hatte er diese schon 1832 bei einem Unfall (er wischte mit einer Baumwollschürze Salpeter- und Schwefelsäure auf und hängte sie zum Trocknen vor einen Kamin, wobei eine Stichflamme entstand).[5] Diesen Stoff untersuchte Schönbein als Explosivstoff zum Ersatz des Schießpulvers. Eine fabrikatorische Herstellung im großen Maßstab strebte er mit Partnern zwar an, durch Spontanexplosionen schien sie aber zu dieser Zeit noch völlig unmöglich.[6]
Weitere Forschungsgebiete
Schönbeins Forschungsgebiete waren weitreichend: So prägte er 1838 den Begriff der Geochemie, entwickelte 1863 aus Wasserstoffperoxid den ersten Test zum Nachweis von Blut und befasste sich mit biologischen Fragestellungen, zum Beispiel den roten Blutkörperchen, dem Harn und den Pilzen. Insbesondere interessierte ihn die Haltbarmachung von Nahrungsmitteln (Fleisch, Gemüse) gegen das biologische Verderben.
Schönbein beschäftigte sich auch mit den stickstoffhaltigen Verbrennungsprodukten der Luft und nahm an, dass der reaktionsträge Luftstickstoff durch solche Oxidationsprozesse in ammoniakhaltige Produkte in der Pflanze überführt wird. Schönbein untersuchte nun die Wirkung von Nitrat und Nitriten auf Pflanzen.
In Basel ist die Schönbeinstrasse nach ihm benannt.[8] Zudem befindet sich eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus am Oberen Rheinweg in Kleinbasel.
In BremenHorn-Lehe, Ortsteil Lehesterdeich, ist die Schönbeinstraße nach ihm benannt.
In Leverkusen war 1926 die Christian-Friedrich-Schönbein-Straße nach ihm benannt[9]
In Metzingen sind die Schönbeinstrasse und die Schönbein-Realschule nach ihm benannt
In Ludwigsburg und Heilbronn ist eine Schönbeinstrasse nach ihm benannt
Auf dem European Fuel Cell Forum (Internationale Konferenz für Brennstoffzellen) wird jährlich die Christian-Friedrich-Schönbein-Medaille verliehen[10]
Ulf Bossel: The Birth of the Fuel Cell (1835–1845). Complete Correnspondence between Christian Friedrich Schoenbein and William Robert Grove. Oberrohrdorf 2000. ISBN 3-905592-06-1
Günther Bugge: Das Buch der großen Chemiker I. Verlag Chemie, Weinheim 1974, S. 458 ff. ISBN 3-527-25021-2
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 304–305.
Eduard Hagenbach: Eduard Friedrich Schoenbein. Basel 1868.
Carsten Reinhardt, Hans-Werner Schütt: Christian Friedrich Schönbein und die Frühgeschichte der Katalyseforschung, Mitt. Fachgruppe Gesch. Chemie GDCh, 6, 1991, S. 18–28
Carsten Reinhardt: Christian Friedrich Schönbein (1799–1868), Schießbaumwolle und Ozon, in Helmuth Albrecht (Hrsg.), Schwäbische Forscher und Gelehrte, Stuttgart, DRW Verlag 1992, S. 87–91
Martin Hicklin: 1999 wird für Basel ein Schönbein-Jahr. In: Basler Zeitung vom 29./30. August 1998, Rubrik: Das Wissen
Bernd Rohr und Herbert Wiele: Lexikon der Technik – 3. überarbeitete Auflage – Leipzig bibliographisches Institut, 1986 Schönbein Christian Friedrich, Chemiker (1799–1868) S. 499
↑Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 304–305.
↑Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 304.
↑Jochen Gartz: Vom Griechischen Feuer zum Dynamit – eine Kulturgeschichte der Explosivstoffe. E. S. Mittler & Sohn, Hamburg-Berlin-Bonn 2007, S. 126 ff., ISBN 978-3-8132-0867-2.
↑Stefan Hess / Tomas Lochman (Hg.), Klassische Schönheit und vaterländisches Heldentum. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818–1891). Basel 2004, S. 174 f.