Chiara Lubich wurde als ältestes von vier Kindern in eine Arbeiterfamilie geboren. Schon in der Familie wurde sie mit der Auseinandersetzung zwischen Christentum und Marxismus konfrontiert: Ihre Mutter war überzeugte Christin, ihr Vater Sozialist, ihr Bruder Redakteur bei der kommunistischen Zeitung L’Unità und während des italienischen FaschismusPartisan.
Chiara Lubich wurde zunächst 1938 Volksschullehrerin. Sie unterrichtete anschließend in verschiedenen Trentiner Dörfern und begann an der Universität Venedig das Studium der Philosophie. Eine Beendigung des Studiums war wegen des Zweiten Weltkrieges nicht möglich.
Geprägt durch die Erlebnisse des Krieges und ihr stark ausgeprägtes christliches und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein gründete sie 1943 die Fokolar-Bewegung, die heute in 182 Ländern verbreitet ist und deren Präsidentin sie bis zu ihrem Tod war. Ihre Spiritualität war geformt durch die mystische Begegnung mit dem verlassenen Jesus. Ihr Aussage drückte diese Erfahrung deutlich aus: "Ich habe nur einen Bräutigam auf Erden: Jesus den Verlassenen. Ich habe keinen Gott außer ihm."[2]
Chiara Lubich starb 2008. Unter Anteilnahme von 30.000 Menschen fand die Trauerfeier in der Basilika St. Paul vor den Mauern in Rom statt.[3] Zur Nachfolgerin als Präsidentin der Fokolarbewegung wurde Maria Voce gewählt.
Seligsprechungsprozess
Im Jahr 2015 wurde das Verfahren der Seligsprechung von Chiara Lubich eröffnet.[4]
Zahlreiche weitere Auszeichnungen, Ehrendoktorwürden und Ehrenbürgerschaften[5]
Werke
Der Schrei der Gottverlassenheit. Der gekreuzigte und verlassene Jesus in Geschichte und Erfahrung der Fokolar-Bewegung. Neue-Stadt-Verlag, München 2001, ISBN 3-87996-537-4.
Die Kunst, richtig zu lieben! Wie hat Jesus geliebt? In: Brief an die Freunde. Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche, Nr. 30, Juni 2008, S. 17.
Die große Sehnsucht unserer Zeit. Jahreslesebuch. Neue-Stadt-Verlag, München 2008, ISBN 978-3-87996-755-1.
Gottes Wort für hier und heute. Biblisch inspiriert leben. Neue-Stadt-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-87996-927-2.
Zur Freiheit befreit. Über die frohe Botschaft vom Willen Gottes. Neue-Stadt-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-87996-905-0.
Literatur
Aschoff, Friedrich: Ein wunderbares Werkzeug der Gnade Gottes. Zum Tode von Chiara Lubich, Gründerin der Fokolar-Bewegung, in: Brief an die Freunde. Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche, Nr. 30, Juni 2008, S. 16.
Stefan Ulz: Dreifaltigkeit leben. Trinitarische Anthropologie bei Chiara Lubich. Echter, Würzburg 2019, ISBN 978-3-429-05401-4 (zugleich Dissertation Universität Graz).
Walser, Sebastian: Die Fokolar-Bewegung. Ausbreitung und Wirken in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR (Konfessionskundliche und kontroverstheologische Studien, Bd. 84). Paderborn: Bonifatius 2022.
Wolfgang Vogl, Sebastian Walser (Hrsg.): Geistliche Frauen des 20. Jahrhunderts. Neu- und Wiederentdeckungen (= Theologie des geistlichen Lebens. Nr. 1). LIT, Berlin / Münster 2020.