Cervélo Cycles Inc. (Portmanteauwort aus dem italienischen Cervello, dt.: Gehirn, und dem französischen Vélo, dt.: Fahrrad)[1] ist ein amerikanischer Fahrradhersteller der 1995 von Phil White und Gérard Vroomen gegründet wurde. Das Unternehmen ist insbesondere für seine Vorreiterrolle bei aerodynamischen Carbonrahmen bekannt, mit denen mehrere Gesamtsiege bei der Tour de France, anderen Grand Tours und Klassikern gewonnen wurden.
Anfang der 1990er Jahre lernten sich der Kanadier Phil White und der Niederländer Gérard Vroomen, beide mit Hintergründen in der Aerodynamik an der Universität Montreal kennen und bauten im Rahmen ihres Studiums der Ingenieurwissenschaften einen windschnittigen Fahrradrahmen. 1995 wurde das Unternehmen gegründet. Im gleichen Jahr wurde Gianni Bugno ein Prototyp angeboten: Das im Modell mit Y-förmigem Rahmen, gebogenem Unterrohr und Zeitfahrlenker gefiel Bugno, wurde von Sponsoren jedoch abgelehnt, da es nicht für vermarktbar gehalten wurde. Cervélo war einer der ersten Fahrradhersteller, der Rahmen im Windtunnel untersuchte.[3][4]
Ab 2000
Erstmalig wurde Cervélo bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney der größeren Öffentlichkeit bekannt: Nachdem der Kanadier Eric Wohlberg kurzfristig nominiert worden war und noch kein Fahrrad vom eigentlichen Sponsor GT Bicycles erhalten hatte, trat er auf einem Cervélo an. Wohlberg gewann anschließend auf Cervélos mehrere nationale Meisterschaften im Einzelzeitfahren. Das Unternehmen konnte seinen Absatz zunächst in Kanada und insbesondere im Zeitfahr- und Triathlonmarkt, der offener für aerodynamische Optimierungen ist, steigern.[4]
2000 erließ der internationale Radsportdachverband UCI aufgrund der aufkommenden aerodynamischen Formgebunden ein technisches Regelwerk, dass unter anderem einen klassischen Diamantrahmen vorschreibt und den Wettlauf um das beste Material bremsen sollte. Diese Regeländerung schloss die aktuellen Modelle diverser Hersteller von Wettbewerben aus, die Cervélos entsprachen jedoch den neuen Regularien.[4][5]
Beim Triathlon, der nicht den Regularien der UCI unterliegt und deutlich mehr aerodynamische Optimierung ermöglicht war Cervélo mit Modellem wie dem Eyre einflussreich, dessen aerodynamisches Unterrohr später von anderen Herstellern übernommen wurde.[4]
Um in europäischen Markt und den Straßenradsport vorzustoßen, konnte Bjarne Riis' Team CSC 2003 für ein Sponsoring gewonnen werden. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit dem Material wurde CSC später zu einem der besten Teams der Welt: Mit dem extra für das Rennen entwickelten R3 konnte Fabian Cancellara 2006 bei Paris-Roubaix den ersten Klassiker-Sieg erringen. Im gleichen Jahr gewann Ivan Basso, der in der nächsten Saison wegen Dopings gesperrt wurde, den Giro d’Italia mit über neun Minuten Vorsprung. 2008 wurde Cérvelo mit Carlos Sastre der erste kanadische Hersteller, auf dessen Fahrrad die Tour de France gewonnen wurde.[4][5]
Ab 2010
2011 verließ Vrommen das Unternehmen,[4] im Februar 2012 übernahm die niederländische Pon HoldingCervélo komplett.[6]
Im September 2019 gab das Unternehmen bekannt, den Firmenhauptsitz nach Aliso Viejo in Kalifornien zu verlegen.[7]
Produktion
Die CFK-Rahmen von Cervelo werden u. a. von Ten Tech Composites in der VR China hergestellt.[8]
↑James Witts: The Science of the Tour de France: Training secrets of the world’s best cyclists. Bloomsbury Sport, London 2016, ISBN 978-1-4729-2170-3, S.91f. (englisch).
↑ abcdefDaniel Benson, Richard Moore: The Racing Bicycle. Universe Publishing, New York 2013, ISBN 978-0-7893-2465-8, S.80ff. (englisch).
↑ abJames L. Witherell: Bicycle History: A Chronological Cycling History of People, Races, and Technology. 2. Auflage. McGann, 2010, ISBN 978-0-9859636-5-1 (englisch).