Der Centauro (deutsch„Kentaur“) ist ein italienischer8×8-Radpanzer, der in der ersten Version in den 1990er-Jahren in Dienst gestellt wurde. Das Nachfolgemodell Centauro 2 (oder Centauro II) wird seit 2019 produziert. Auf Basis dieser beiden Modelle wurden verschiedene Spezialfahrzeuge entwickelt.
Der Centauro wurde in den 1980er-Jahren vom Unternehmenskonsortium bestehend aus Iveco, Oto Melara und Fiat (Consorzio Iveco-Oto Melara – CIO) für das italienische Heer entwickelt.
Nach damaligen Planungen sollten sechs sehr mobile, ausschließlich mit Radfahrzeugen ausgestattete Brigaden in Nordwest-, Mittel- und Süditalien unter anderem mit 400 Centauros und Transportpanzern vom Typ Puma ausgerüstet werden und in diesen rückwärtigen Gebieten Raumverteidigungsaufgaben übernehmen. In den 1990er-Jahren wurden diese Pläne größtenteils aufgegeben. Mit den beschafften Centauros wurden Kavallerieregimenter (Panzeraufklärungsbataillone) ausgerüstet, die heute verschiedenen Brigaden zugeteilt sind und dort Raumsicherungs- und Aufklärungsaufgaben (reconnaissance in force – RIF) übernehmen.
Die Fahrzeuge haben sich bei etlichen Friedensmissionen im Ausland bewährt und gelten für solche Einsätze als gut geeignet. In der verlängerten Version B-1T (Hecktür) können diese Panzer einen 4-Mann-Aufklärungstrupp mitführen. Mittlerweile wurde auch die SchützenpanzerversionCentauro VBC entwickelt; andere Versionen sind vorgesehen.
Technik
Der Centauro verfügt dank seines 8×8-Radfahrwerks über eine beachtliche Geländefähigkeit. Das Fahrwerk erlaubt das Überschreiten von Gräben mit 1,20 m Breite. Gleichzeitig wird eine Wattiefe von 1,50 m erreicht. Diese Offroad-Eigenschaften werden auch dadurch begünstigt, dass die Räder in Einzelaufhängungen angebracht sind. Zudem verfügt der Centauro über eine zentrale Reifendruckregelanlage.
Die von Otobreda entwickelte 105-mm-Kanone ist unter Verwendung von APFSDS-Geschossen in der Lage, auf eine Kampfentfernung von 2000 m bis zu 700 mm RHA zu durchschlagen. Zielen und Entfernungsermittlung erfolgen über ein Laserzielgerät und eine gekoppelte Feuerleitanlage. Diese wurden vom Kampfpanzer Ariete übernommen.
Versionen
Centauro B1: Standardversion mit 105-mm-L/52-Bordkanone mit 40 Patronen.
Centauro B1T: verlängerte Wanne für 4-Mann-Aufklärungstrupp (von den Centauros des italienischen Heeres sind 150 in dieser Konfiguration).
Centauro VBC: Schützenpanzer, 3+8 Mann, 25-mm-Bordkanone (630 Fahrzeuge bestellt: neue Bezeichnung für diese Version ist Freccia).
Centauro 2: Version mit Zusatzpanzerung sowie verbessertem Minenschutz an der Wannenunterseite. Mit neuem HITFACT-2-Waffenturm mit neuen Optiken, Nachtsichtgeräten, Laserentfernungsmesser, verbesserter Feuerleitanlage und 120-mm-L/45-Bordkanone mit 31 Patronen, V8-Motor Iveco Vector sowie fernbedienbarer Waffenstation mit einem 12,7-mm-Maschinengewehr auf dem Turm.[2][3]
Centauro 155/39 (Porcupine): Panzerhaubitze mit einem 155-mm-L/39-Geschütz mit 15 Geschossen.[4]
Für die B1-Centauros hat das italienische Heer 2005 ROMOR-A-Reaktivpanzerungskits beschafft. Auch die Fahrzeuge der spanischen Armee wurden mit einer Zusatzpanzerung ausgestattet.
Philip Trewhitt: Panzer. Die wichtigsten Kampffahrzeuge der Welt vom Ersten Weltkrieg bis heute. Neuer Kaiserverlag, Klagenfurt 2005, ISBN 3-7043-3197-X, (Wissenswertes – Technik).
↑ abcdThe International Institute for Strategic Studies (IISS): The Military Balance 2020. 1. Auflage. Routledge, London 2020, ISBN 978-1-85743-955-7 (englisch, Stand: Januar 2020).