1157 wurde die Burg erstmals in einer Carta Puebla erwähnt, einer Urkunde, in der Graf Raimund Berengar IV. von Barcelona den Siedlern besondere Rechte zugestand, die sich in den aus maurischer Besatzung zurückeroberten Gebieten niedergelassen hatten. 1179 übergab Alfons II., König von Aragón, Stadt und Burg dem Calatrava-Orden. Um 1200 unternahmen die Ordensritter den Neubau der Burg. Da sie nicht nur Ritter, sondern auch Mönche waren, wurde die Burg mit einer Kirche und einem Kreuzgang ausgestattet. Die Maria Magdalena geweihte Kirche diente auch als erste Pfarrkirche von Alcañiz.
Im 13. Jahrhundert übte der Calatrava-Orden die Kontrolle über das Taifa-Königreich Valencia (Taifa de Valencia) aus und nahm an den Eroberungszügen von Jakob I. von Aragón teil. Alcañiz wurde zum Sitz des Großmeisters (comendador mayor) von Aragón. Im 14. Jahrhundert errichteten die Ordensritter über der Vorhalle der Kirche den großen Wohnturm (torre del homenaje). Im 18. Jahrhundert wurde der barockePalacio de los Comendadores (Palast der Ordensmeister) mit seiner von zwei quadratischen Ecktürmen flankierten Fassade angefügt. In den 1990er Jahren fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt.
Kirche
Eine Vorhalle, der Unterbau der torre del homenaje, führt zur Kirche und zum Kreuzgang. Zu beiden öffnen sich romanische Rundbogenportale. Die Kirche wurde zwischen 1179 und 1200 errichtet. Sie ist einschiffig und wird von einer Spitztonne gedeckt. Die Gurtbögen ruhen auf der linken Seite auf Kragsteinen, die mit dem Wappen des Calatrava-Ordens verziert sind. Auf der rechten Seite werden sie von eingestellten Säulen aufgefangen, deren Kapitelle mit Köpfen von Menschen und Tieren skulptiert sind.
Torre de Lanuza
Der Lanuza-Turm gehört zu den ältesten Teilen der Burg. Er befindet sich im Nordosten der Anlage und wurde im 16. Jahrhundert unter Juan de Lanuza verändert.
Torre del homenaje
Die beiden unteren Geschosse der torre del homenaje wurden im 14. Jahrhundert im Stil der Gotik errichtet, das dritte Geschoss wurde später hinzugefügt. Die Räume tragen Holzbalkendecken, die auf Schwibbögen aufliegen.
Wand- und Deckenmalerei
Die Wand- und Deckenmalereien der torre del homenaje wurden zwischen 1290 und 1375 in al secco-Technik ausgeführt.
Im unteren Geschoss sind an der Westwand die Ordensritter im Kampf gegen die Mauren dargestellt. Darunter waren ursprünglich Szenen aus der Kindheit Jesu zu sehen, von denen nur noch die Heimsuchung erhalten ist. An der Nordwand sind das letzte Abendmahl und die Kreuzigung Christi, an der Ostwand das Jüngste Gericht zu erkennen. Auf einem Bogenzwickel ist ein Maure, der die Zunge herausstreckt, dargestellt.
Abendmahl und Kreuzigung
Hölle
Maure, der die Zunge herausstreckt
Im ersten Stock, den Privatgemächern des Großmeisters, sind auf den Bogenzwickeln Ritter und Schlachtenszenen zu sehen. Eine Darstellung wird als Einzug des Königs Jakob I. in Valencia gedeutet.
An der Westwand des Raumes sieht man drei trauernde Frauen unter den Arkaden einer Burg sitzen. Malereifragmente der Südwand mit der Darstellung des Rads der Fortuna und des sogenannten Trobadors werden heute im Rathaus von Alcañiz aufbewahrt.
Einzug von Jakob I. in Valencia
Trauernde Frauen
Geometrischer Dekor an der Unterseite eines Bogens
Die Unterseite eines Bogens ist mit geometrischen Motiven verziert, am anderen Bogen sind die Arbeiten der Monate dargestellt.
Monatsbilder
Monatsbilder
Monatsbilder
Grabmal von Juan de Lanuza
In der Kirche werden die Überreste des Alabastergrabmals von Juan de Lanuza aufbewahrt, Vizekönig von Aragón und Großmeister des Calatrava-Ordens. Das Renaissance-Grabmal wurde 1537/38 von dem Bildhauer Damián Forment geschaffen. Die beiden weibliche Skulpturen stellen die Tapferkeit (links) und die Klugheit (rechts) dar.
Kreuzgang
An der Südseite der Kirche schließt sich der Kreuzgang an, der vermutlich zur gleichen Zeit wie die Kirche errichtet wurde und um 1300 in Stil der Gotik erneuert wurde. In der Ostgalerie des Kreuzgangs ist eine Wandmalerei mit der Darstellung des Erzengels Michael erhalten, die vermutlich an seine Erscheinung auf dem Monte Sant’Angelo des Gargano und das Stierwunder erinnern soll. In diesem Flügel des Kreuzgangs befindet sich auch das Grabmal des Großmeisters García López. Im 20. Jahrhundert wurde der Kreuzgang umgestaltet.
Literatur
Juan Elava Galán: Historische Paradores. Spanische Hotels in Klöstern, Palästen und Schlössern. Könemann Verlag, Köln 1999, ISBN 3-8290-2232-8, S. 220–225.
T. Thomson, J. A. Benavente: Castillo de Alcañiz. Pinturas murales. Ayuntamiento de Alcañiz, Alcañiz 2011.