Die Burg Ober-Falkenstein, auch Alt-Falkenstein oder Rachelburg genannt, ist eine abgegangeneHöhenburg auf dem Gebiet der bayerischen Gemeinde Flintsbach am Inn im Landkreis Rosenheim oberhalb der als Ruine erhaltenen Burg Unter-Falkenstein (Neu-Falkenstein). Die Anlage wird als Bodendenkmal unter der Aktennummer D-1-8238-0155 im Bayernatlas als „Siedlung der Bronzezeit und der Urnenfelderzeit sowie Vorburgsiedlung des hohen Mittelalters ("Rachelburg" bzw. "Burgau")“ geführt.
Der Burgstall befindet sich auf dem 692 m ü. NN hohen Rachelfelsen rund 200 Meter hoch über dem Inn. Ihre verbliebenen Mauerreste liegen heute schwer auffindbar tief im Wald unterhalb des Petersbergs und oberhalb der Rachelwand verborgen.
Durch das Oberinntal verlief eine wichtige Handelsroute zu den Erzvorkommen in Tirol und weiter in den Mittelmeerraum. Ober-Falkenstein und die benachbarten Anlagen kontrollierten diesen Handelsweg.[1][2] Die mit ihrem Turm auf dem hohen, vorgelagerten Bergsporn aufragende mittelalterliche Burg Ober-Falkenstein setzte zudem ein weithin sichtbares Zeichen der Macht ihrer Herren.[3]
Geschichte
Die Burganlage hat eine besondere archäologische Bedeutung. Aus Ausgrabungen lässt sich schließen, dass sich hier – wie auch auf dem benachbarten Petersberg – bereits eine bronzezeitliche Siedlung befand. Ein in den 1990er Jahren gefundenes Collier der mittleren Bronzezeit (16. Jh. v. Chr.), das einer vornehmen Dame gehört haben muss, lässt vermuten, dass die Rachelburg schon damals eine Art von Herrschaftsfunktion besaß.[2]
Die Burg Ober-Falkenstein soll von Bischof Albuin von Brixen und von den Aribonen erbaut worden sein. Die Anlage war der namensgebende Sitz der Grafen von Falkenstein und wurde erstmals 1115 indirekt erwähnt, 1166 dann als „urbs“, 1188 als „castrum“, und 1287 als „burg“.[3] Bei der Erwähnung von 1166 im Codex Falkensteinensis wird sie auch in einer schematischen Zeichnung abgebildet.[4] Das erhaltene Mauerwerk wird um 1110 datiert, Fundmünzen stammen aus der Zeit um 1120; damit zählt Alt-Falkenstein zu den ältesten erhaltenen Steinburgen Bayerns.[3]
Nach dem Untergang der Falkensteiner im mittleren 13. Jahrhundert wurde sie 1296 bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Herzog Rudolf von Bayern und den Nachkommen des Grafen Meinhard II. von Tirol zerstört.
Beschreibung
Von der ehemaligen Burganlage sind noch Grundmauern erhalten. Dabei handelt es sich um Reste einer umlaufenden Ringmauer, eines Gebäudes (Turmhaus?) und weiterer Befestigungsmauern, die den Zugang von Westen her abriegelten. Die übrigen drei Seiten waren durch den Steilabfall des Felssporns gesichert. Mauern im weiteren Umfeld (und möglicherweise auch die Bezeichnung als „urbs“) deuten darauf hin, dass es sich um eine ausgedehnte, mehrteilige Anlage handelte. Die erwähnte Zeichnung im Codex Falkensteinensis zeigt ein eckiges Turmhaus mit schön gequadertem Sockel, offenem Hocheingang, Fachwerkaufbau und Zinnenkranz.[3]
Sebastian Dachauer: Geschichte der Freiherren und Grafen von Ruepp auf Falkenstein, Bachhausen, Merlbach und Aschheim. München 1844 (online).
Sebastian Dachauer: Zur Geschichte der Kirche am Petersberge und der Burgen Falkenstein, Kirnstein und Auerburg. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. Band 2. München 1840, S. 356–401 (Digitalisat).
↑Michael Weithmann: Ritter und Burgen in Oberbayern. Streifzüge ins mittelalterliche Land zwischen Alpen, Donau, Lech und Salzach. Verlagsanstalt Bayerland, Dachau 1999, ISBN 3-89251-276-0, S.102–103, hier S. 141.
↑ abStefan Winghart: Halsschmuck der frühen Mittelbronzezeit von der Höhensiedlung Rachelburg bei Flintsbach a. Inn. In: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Gesellschaft für Archäologie in Bayern (Hrsg.): Das archäologische Jahr in Bayern 1993. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1994, S.62–65.
↑ abcdJoachim Zeune: Burgruine Alt-Falkenstein (Flintsbach am Inn). In: Burgen in Bayern. Haus der Bayerischen Geschichte; abgerufen am 6. August 2021 (mit der Zeichnung im Codex Falkensteinensis, einem Grundriss (1994) und einem Foto).
↑Elisabeth Noichl: Codex Falkensteinensis, München 1978. In der Handschrift fol. 6v.