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Bislama, auch Bichelamar, Bêche-de-mer, oder Beach-la-Mar, ist eine der Amtssprachen der Republik Vanuatu und zugleich Lingua franca unter den 108 Sprachen (die beiden Sprachen Aore und Ifo werden nicht mehr gesprochen), die in Vanuatu gesprochen werden; 90 % der Ni-Vanuatus (so nennen sich Vanuatus Einwohner selbst) gebrauchen Bislama als Zweitsprache, 10 % – zumeist die junge Generation aus den beiden Städten Port Vila und Santo – als Erstsprache; zudem wird sie von über 1200 Menschen in Neukaledonien gesprochen. Sie zählt zu den pazifischen auf Englisch basierenden Kreolsprachen. Aufgrund der Geschichte Vanuatus hat sie viele Lehnwörter aus dem Französischen und aus melanesischen Sprachen. Die Syntax ist stark melanesisch geprägt. Teilweise ist sie dem Pijin (Salomonen), Tok Pisin (Papua-Neuguinea) und Torres Creole (Queensland, Australien) ähnlich.
Die Inseln des heutigen Vanuatu wurden vor einigen tausend Jahren von Melanesiern bevölkert, die verschiedene ozeanische Sprachen auf die Inseln brachten. Viele Dörfer hatten kaum Kontakt zueinander, so dass sich eine große Sprachenvielfalt entwickelte (Vanuatu hat die größte Sprachdichte). Europäer kamen erst in der Mitte des 19. Jhs. auf die Inseln – zumeist Briten und Franzosen, die dort Sandelholz entdeckten und anbauten. Sie rekrutierten viele Ni-Vanuatus zur Zuckerrohrplantagenarbeit in Queensland. Während des Zweiten Weltkriegs waren viele Ni-Vanuatus auf amerikanischen Militärbasen beschäftigt. Aus dieser vielsprachigen Situation entstand zuerst ein Englisch-Pidgin, welches von Generation zu Generation weitergegeben wurde und sich zur heutigen Kreolsprache Bislama weiterentwickelte.
Der Name lässt sich von Beach-la-Mar herleiten, welche selbst aus dem Französischenbêche-de-mer (deut.: Seegurke) kommt. Im 19. Jh. wurden Seegurken auf den Inseln im starken Maße geerntet und getrocknet. Das von den Arbeitern damals gesprochene Pidgin wurde mit dieser Tätigkeit assoziiert, so dass sich der Sprachname etablierte.
Situation
Vanuatu ist (neben etwa Haiti) einer der wenigen Staaten, in denen eine Kreolsprache zur Amtssprache erhoben wurde. Ein Grund war sicherlich, dass Kommunalpolitiker ein Problem mit der nicht Englisch oder Französisch sprechenden Bevölkerung hatten. Das Parlament, Rundfunksendungen, Zeitungen nutzen hauptsächlich Bislama. Erst jetzt wird in den Grundschulen des Landes angefangen, auch Bislama zu lehren.
Lexik
Die Lexik des Bislama umfasst ca. 2800 Wörter, die hauptsächlich aus dem Englischen des 19. Jahrhunderts stammen.
Beispiele:
Bislama
Englisch
Deutsch
brij
bridge
Brücke
buluk
von bullock
Ochse
masket
musket
Gewehr
giaman
altengl. gammon
betrügen
puscat
von pussy cat
Katze
Tank yu tumas
Thank you very much
Vielen Dank
Yu gat…?
Do you have…?
Haben Sie/Hast Du …?
Mi wantem samting long kakae.
I am hungry/I want something to eat.
Ich bin hungrig.
Durch den Einfluss ozeanischer Sprachen veränderten sich auch oft die Bedeutung der aus dem Englischen stammenden Wörter.
Beispiele:
Bislama
Englisch
Deutsch
han
hand
Finger, Hand, Arm
leg
leg
Fuß od. Bein
harem
hearing
Sinne (hören, fühlen etc.)
Eine nicht geringe Anzahl der Lexik stammt auch aus dem Französischen.
Beispiele:
Bislama
Französisch
Deutsch
bonane
bonne année
Neujahrsfeier
kabine
cabinet
Toilette
pima
piment
scharfe Paprika
Beispiele melanesischen Einflusses:
kakae – Nahrung
Durch den geringen Wortschatz werden oft sehr blumenreiche Umschreibungen gebraucht.
Tufala i stap yet long Betlehem, nao i kam kasem stret taem blong Meri i bonem pikinini. Nao hem i bonem fasbon pikinin blong hem we hem i boe. Hem i kavremapgud long kaliko, nao i putum hem i slip long wan bokis we oltaim ol man oli stap putum gras long hem, blong ol anamol oli kakae. Tufala i mekem olsem, from we long hotel, i no gat ples blong tufala i stap.
(2. Kapitel: Die Geburt Jesu – Während sie dort waren, geschah es, dass sich die Tage erfüllten, da sie gebären sollte, und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, hüllte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil nicht Platz für sie war in der Herberge).